Petrus und Paulus

Wort zum Tage
Petrus und Paulus
19.03.2016 - 06:23
11.01.2016
Pfarrer Jörg Machel

Paulus gegen Petrus, so wird der Streit personalisiert, bei dem es darum ging, ob die Jünger Jesu unter sich bleiben oder nach draussen gehen sollten. Gilt die frohe Botschaft nur den Juden oder der ganzen Welt?

 

Das war damals nicht anders als heute: Komplizierte Zusammenhänge macht man am besten an Personen fest. Tradition oder Neubeginn, Petrus oder Paulus, darum ging der Konflikt. Im Grundsatz waren sich die beiden immerhin einig. Jesus ist lebendig, obwohl man ihn vernichten wollte. Die Liebe ist am Kreuz nicht gestorben. Der Tod hat keine Macht über uns, so bekannten sie beide, Paulus genauso wie Petrus. Ihr könnt uns verfolgen, ihr könnt uns erschlagen, ihr könnt uns ans Kreuz nageln. Wir werden nicht aufhören zu lieben. Wir werden euren Hass nicht erwidern.

 

Es gab aber einen gravierenden Unterschied zwischen den beiden: Paulus war ein Kopfmensch, der Jesu Bedeutung erst einmal intellektuell durchdringen musste; und dann war seine Botschaft klar und präzise. Petrus war ein Bauchmensch, der jede Erkenntnis durchleiden musste, bevor er sie in Worte fassen konnte.

 

Die Begleiter Jesu haben gesehen, dass der Mann aus Nazareth sich wenig um das scherte, was ihnen früher unaufgebbar schien. Jesus hielt sich zwar an die Thora, er war schließlich Jude, ganz und gar, für ihn aber hatten die Gesetze ein anderes Gewicht als für die Väter. Keine Vorschrift ist für sich schon gut, alles stellte er unter das Gebot der Liebe. Der Mensch ist nicht für den Sabbat da, sondern der Sabbat für den Menschen, so lehrte er seine Jünger.

 

Das hatte Petrus begriffen, aber sollte er sich deswegen mit den eigenen Leuten anlegen? Die selbstverständliche Beachtung der Thora war ihm keinen Streit wert. Er hielt sich weiter an das, was er von Kindesbeinen an gelernt hatte, ganz genau wie seine Mitbrüder auch.

 

Paulus dagegen begriff sofort: Hier ging es um mehr als um den Respekt vor der Tradition. Hier ging es um die Frage, wodurch man Gott nahe kommt. Dadurch, dass man Vorschriften befolgt? Oder dadurch, dass man auf die bedingungslose Liebe Gottes vertraut? Paulus hatte nicht nur die Juden im Blick. Ihm ging es darum, die neue Bewegung für Menschen aller Völker zu öffnen. Diese Haltung hat sich am Ende durchgesetzt; und deshalb konnte das Christentum zu einer Bewegung werden, die sich weit über den jüdischen Kulturraum hinaus verbreitet hat.

 

Die Grundfrage aber bleibt: Worauf kommt es an, um in den Spuren Jesu zu bleiben? Wie halten wir es mit den eigenen Glaubensregeln? Und wie halten wir es mit der Erkenntnis: Einzig auf die Liebe kommt es an?!

11.01.2016
Pfarrer Jörg Machel