Geschichte der Kirche

Geschichte der Kirche

Foto: Oliver Rieger

Das Gemeindezentrum wurde im Juni 2012 offiziell eingeweiht und in Gebrauch genommen. Am Anfang des Gestaltungsprozesses stand der Dialog mit der Gemeinde darüber, was Kirchenbau heute ist. Ein wesentlicher Aspekt dabei war die Haltung zum sakralen Raum in der Architektur. Das Heilige steht im Gegensatz zum Profanen – deshalb sollte die Architektur einer Kirche nicht profan sein. Das Profane ist uns immer zugänglich, aber das Heilige ist verborgen. Letzteres kann uns jedoch indirekt etwa über die Metapher Licht begegnen.

Die Auseinandersetzung mit Sakralität ist für unseren Neubau sehr prägend. So finden wir in unserem Gebäude unter anderem in der Wegeführung, der Proportion der Räume oder der Lichtführung die klassischen Mittel von Sakralräumen wieder. Das Licht kommt hauptsächlich von oben.

 

Das Gebäude ist in anderen Teilen aber auch fast provozierend unsakral: Der Gottesdienstraum hat eine Querausrichtung, weil es hier nicht um Distanz, sondern um Nähe zum Wort geht.

 

Auch ganz konkrete Fragen stellten sich uns in der Planungsphase: Wie gehen wir mit dem Ort um oder den Bäumen, die schon vor uns da waren? Wie liegt der Eingang? Aber auch: Wie wird Kirche heute von Menschen wahrgenommen? Biedert sich Kirche wie ein Warenhaus den Menschen an oder bleibt Kirche eine eigene Welt, ein Geheimnis, das neugierig macht, das entdeckt werden will, zurückhaltend aber vielschichtig, im positiven Sinne heilig?

Wir haben uns für Letzteres entschieden. Dies wird unter anderem in der Komposition des Zugangs deutlich. Man fällt nicht von der Straße ins Haus, kein großes Schaufenster, keine platte Transparenz.

 

Wir würdigen vielmehr die große Eiche, die schon vor uns da war als Ausgangspunkt eines Weges. Auf diesem gelangt man über einen gedeckten Hof in einen Innenhof, dort verzweigt sich der Weg weiter.

 

Man durchschreitet Räume und distanziert sich räumlich von der gewöhnlichen Alltagswelt und taucht Schritt für Schritt in eine andere Wirklichkeit ein. Am Ende gelangt man in „Andere Räume“, die uns helfen, zur Mitte zu finden. Kleine Öffnungen gewähren dabei wenige, aber gezielt Einblicke.

 

Unser Neubau soll auch den Fragen der Nachhaltigkeit und der globalen Gerechtigkeit Rechnung tragen. Kirche darf nicht nur über die Bewahrung der Schöpfung reden, sie muss dafür im wahrsten Sinne des Wortes auch stehen. Zu sehen ist das an der Stampflehmwand, dem Sichtmauerwerk, den Kalksandsteinen, den Holzfenstern, dem Naturasphaltboden, der angemessenen Gebäudetechnik und dem hohen Dämmstandard. Dass in Form gebrachter Lehm auch als schöpfungstheologische Metapher dient, ist ein willkommener Aspekt für eine Kirche.

 

Das Ergebnis ist ein kubisches Kirchengebäude, hinter dem sich ein kleines Quartier verbirgt.

Ein Haus wie eine kleine Stadt, in der es viel Raum gibt für Rückzug und Begegnung, Räume der Gemeinschaft, des Feierns, einen Raum der Stille, den Gottesdienstraum, den Gruppentrakt und einen Bereich für sozialdiakonische Aufgaben.