Schmuggler der Hoffnung
04.01.2025 23:50

Auch wenn es viel zu oft nicht nach einem guten Ausgang aussieht, haben Christinnen und Christen die feste Zuversicht, dass irgendwann einmal alles gut wird. Doch wer die Hoffnung für die Welt nicht verlieren will, braucht Geduld und einen Blick ins Kleine. Denn die Mut machenden Zeichen zeigen sich oft nur versteckt, verborgen vor den Mächtigen. Wer die Schmuggler der Hoffnung für die Welt sind - davon erzählt Pfarrer Conrad Krannich aus Halle im Wort zum Sonntag.
 

Sendetext lesen:


Guten Abend.

Die Feste sind gefeiert, die Gäste fort. Und das neue Jahr – beginnt dann mit Arbeit und Alltag, mit einem Alltag, in dem Freud und Leid schon wieder schrecklich nah beieinander liegen. 

Und genau hier am Anfang, wenn die Zeichen der Zeit noch so diffus und undurchsichtig sind, erzählen Christen eine uralte Geschichte.
Die möchte ich Ihnen erzählen, die Geschichte von den drei Weisen.
Weit entfernt, am Nachthimmel ihrer Welt sahen sie ein Zeichen, einen Stern. Und sie gehen los. Sie suchen einen neuen, einen Friedenskönig. Großer Stern – großer König, hieß es. 

Ihre Suche führt sie ins Heilige Land. Und dort verirren sie sich erst einmal ausgerechnet an den Hof eines bösen Königs. Herodes heißt der, und neben sich duldet er keinen Zweiten. Freilich interessiert ihn, wo der verheißene kleine Hoffnungsträger zu finden ist, aber nicht um die Hoffnung stark zu machen, sondern um das Kind zu töten.

Das spüren die drei und machen sich aus dem Staub. Sie versprechen, den König auf dem Laufenden zu halten – sie werden es nicht tun.

Etwas spät kommen sie nach Betlehem. In einem Stall finden und bestaunen sie das wenige Tage alte Jesuskind.

Sie spüren: Hier berühren sich Himmel und Erde. Die Hoffnung für diese Welt braucht keinen Pomp und kein Gebrüll.

Und noch etwas verstehen sie: Die Hoffnung ist gefährdet. Wir müssen die Hände über unsere kleine Hoffnung halten, sie hüten und pflegen und großziehen. Das wird Jahrzehnte brauchen und einen langen Atem.  
König Herodes erlässt den Befehl, alle neugeborenen Jungs zu töten, um die Hoffnung im Keim zu ersticken. 

Die drei Weisen nehmen dann einen anderen Heimweg. Sie liefern die Hoffnung nicht ans Messer. 

Und Maria und Josef, die fliehen mit ihrem Kind Jesus vor dem Terrorapparat des bösen Königs. Sie finden Schutz in der Fremde, bis sich die Zeiten ändern. Denn: Am Ende sterben auch die bösen Könige. Wohl denen, die die Hoffnung nicht aufgeben. 

Wir nennen die drei Weisen heilig. Denn sie trauen der Hoffnung alles zu.
Es war noch im letzten Jahr, da wurde eine Frau in Syrien interviewt, kurz nachdem der böse Herrscher aus ihrem Land geflohen war. "Wir haben gewonnen", sagt die Frau der Journalistin. "Wir haben gewonnen, in dem Moment, als wir gesagt haben: Los, lasst uns was ändern. Das war vor vielen Jahren …

Wir haben einen hohen Preis bezahlt: Blut, Schweiß, Tränen. Und nun sind wir hier."

An diese Worte denke ich seitdem täglich. So viel Kraft steckt da drin und so viel leidgeprüfte Hoffnung. Auch wenn ich befürchte, dass sich andere wieder als Herrscher aufschwingen werden. 

Wir kommen nicht um die finsteren Zeiten herum, aber wir kommen durch– das glaube ich, darauf vertrau‘ ich.

Alles ist möglich denen, die die Hand über ihre Hoffnung halten, die die Hoffnung vorbeischmuggeln an den bösen Königen ohne Mitgefühl. 
Die drei Weisen von damals haben kleine Nachfolger: die Sternsinger. Sie drehen gerade ihre Runden durch unsere Straßen.

Die Sternsinger erinnern mich in den trüben Wochen daran, dass die Zeichen der Zeit immer auch auf Hoffnung stehen. Und sie freuen sich, auch Ihr Haus oder Ihre Werkstatt zu segnen für die Zeit, die kommt. 

Es kann sich alles ändern. Auch zum Guten.

Kommen Sie gut durch die Nacht.
 

Es gilt das gesprochene Wort

Sendungen von Pfarrer Conrad Krannich