Wort zum Tage
Tag der Friedensverträge
21.11.2016 05:23

Heute ist für mich ein besonderer Tag, zugleich ein wichtiger Tag für die Menschheitsgeschichte. Am 21. Tag des Monats im Jahr 1259 vor Christus schließen Ägypten und das Hethiter-Reich Frieden. Zwei Großmächte kämpfen seit Jahrzehnten um die Vormacht im Nahen Osten. Immer wieder kommt es zu militärischen Auseinandersetzungen. Schließlich zu einer verheerenden Schlacht im Nordteil der Region, der am besten dokumentierten Schlacht der Antike. Tausende von Menschen kommen hier ums Leben. Doch keine der Mächte trägt den Sieg davon.

Es vergehen noch 25 Jahre mit Scharmützeln und Grenzstreitigkeiten, bis es endlich zu Verhandlungen kommt. Monatelang andauernde Pendeldiplomatie. Endlich ist er sozusagen unterzeichnungsreif: der Friedensvertrag.

Ein Friedensvertrag in zwei Sprachen, in zwei Hauptstädten ratifiziert. Der Pharao Ramses II, vielen bekannt aus der biblischen Mosesgeschichte, siegelt den Friedensvertrag auf Ägyptisch-Hieroglyphisch; der Hethische Herrscher Chattuschili den auf Akkadisch.

Der Ägyptisch-Hethitische Friedensvertrag wird gemeinhin auf den 21. November datiert, das heutige Datum also. Die beiden Supermächte schließen Frieden – 25 Jahre nach dieser Schlacht bei Kadesch in Nordsyrien – eine Region, die wir heute nur zu gut aus den Nachrichten kennen.

Dieser Friedensvertrag gilt als ältester bekannter schriftlicher Friedensschluss. Ramses ließ ihn auf die Tempelmauern in Karnak schreiben. Bei Ausgrabungen in der Hethiter-Hauptstadt Chattuscha fand man Fragmente des Vertrages in akkadischer Keilschrift. Auszüge des Vertrages sind heute im UN-Gebäude in New-York ausgestellt.

Heute ist ein besonderer Tag, denn Zufall oder nicht: Am 21. November wird noch eine Art Friedensvertrag unterschrieben, im Jahr 1990, die Charta von Paris. Nach mehr als vierzig Jahren Kalter Krieg wird die Teilung Europas und der gegenseitige Kampf der Supermächte mit ihren Blöcken und Blockaden für beendet erklärt. 32 europäische Länder sowie die USA und Kanada bekennen sich zu Menschenrechten und Grundfreiheiten der künftigen politischen Friedensordnung. Sie stehen für Demokratie und soziale Gerechtigkeit ein. Sie versprechen einander, in Frieden und in Freiheit zusammen leben zu wollen. Die Vision vom gemeinsamen Haus Europa scheint Wirklichkeit zu werden. Von einem Friedensraum zwischen Wladiwostok und Lissabon ist die Rede.

Der 21. November, für mich ein Tag, der zeigt, dass Menschen schon immer zum Frieden fähig waren; und dass sie mit Ausdauer und Geduld am Frieden arbeiten können.