gemeinfrei via unsplash / Ravi Sharma
Begrabene Hoffnung
Karsamstag
19.04.2025 06:20

Jesus ist tot. Mit ihm begraben ist die Hoffnung seiner Anhänger. Wo ist meine Hoffnung?, fragt unser Autor Dirck Ackermann. Wo ist sie hin, die Hoffnung auf eine Welt voll Frieden, Recht und Gerechtigkeit?

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"Die Hoffnung stirbt zuletzt", heißt es. Wenn es einen Tag gibt, für den dieser Satz besonders gilt, dann ist es der Karsamstag. Da liegt Jesus tot im Grab. Er war der große Hoffnungsträger für seine Freunde und Anhänger. Aber an Karfreitag haben sie erlebt, wie Jesus verhöhnt, gequält und gefoltert wurde von den Schergen des römischen Gewaltregimes. Sie selbst, seine Freunde, haben ihn aus Angst allein gelassen. Einzelne haben ihn sogar verraten und verleugnet.

Jesus wurde wie ein Verbrecher am Kreuz hingerichtet. Er ist tot. Alle Hoffnung dahin. Die Hoffnung auf den Anbruch einer neuen Welt, die Hoffnung auf Befreiung, die Hoffnung auf ein Leben in Recht und Gerechtigkeit, die Hoffnung auf Frieden. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Nun ist sie tot und liegt im Grab. Das galt für die Freunde Jesu am Karsamstag damals. Und heute?

Wo ist meine Hoffnung? Meine Hoffnung auf Frieden in Europa von Wladiwostok bis nach Lissabon? Meine Hoffnung auf Frieden in der Welt? Meine Hoffnung, dass nicht das Recht der Stärkeren herrscht, sondern die Stärke von Recht und Gerechtigkeit? Das war meine Hoffnung nach der Friedlichen Revolution 1989.

Die Wirklichkeit sieht inzwischen anders aus. Ist die Hoffnung am Ende? Ist mit ihr die Demokratie am Ende und die Achtung der Menschenrechte? Ende des Friedens statt Ende des Kriegs. In der Ukraine, im Nahen Osten. Aber auch im Sudan, im Jemen und anderswo. Das Fazit mancher Experten: Wir müssen Abschied nehmen von der alten Weltordnung. Stattdessen erlebe ich eine neue Konfliktordnung.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Dieser Satz geht mir nicht aus dem Kopf. Ich will die Hoffnung nicht begraben. In der Bibel kommt nach dem Karsamstag der Ostermorgen. Gott erweckt den gekreuzigten Jesus vom Tod zum Leben. Und mit Christus steht die Hoffnung auf. Das Projekt einer neuen Welt voller Frieden, Recht und Gerechtigkeit geht weiter. Nicht der Tod wird herrschen. Das Leben wird siegen. Diese Hoffnung feiere ich morgen am Ostersonntag. Diese Hoffnung ist das Gegengift gegen Resignation und Zynismus angesichts der vielen begrabenen Hoffnungen. Deshalb setze ich mich trotz der harten Wirklichkeit ein für Frieden durch Recht und Gerechtigkeit, für die Versöhnung zwischen Völkern, Ethnien, gesellschaftlichen Schichten.

Die Hoffnung stirbt eben nicht zuletzt. Sie steht auf und lebt.

Es gilt das gesprochene Wort.
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