Sternschnuppen-Zauber
Pastorin Elisabeth Rabe-Winnen
12.08.2017 23:35

Heute Nacht - da werde ich in den Himmel schauen, denn ich möchte Sternschnuppen sehen. Eigentlich ist es sehr selten, aber jetzt gerade stehen die Chancen sehr gut. Denn, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, jetzt um den 12. August regnen die Perseiden auf die Erde. So heißen die kleinen Meteore, die für uns als Sternschnuppen zu sehen sind.

Und wenn ich heute Nacht eine Sternschnuppe sehe, vielleicht purzelt dann auch ein Wunsch aus meinem Herzen. Denn unser Volksmund sagt ja: Wünsch Dir was! Wünsch Dir was! Aber ... verrat es keinem, damit es auch in Erfüllung geht.

Einen fallenden Stern zu sehen - ist Zufall oder Glück. Auf jeden Fall ein besonderer Augenblick. Mit den Sternschnuppen fällt ein Stück Himmel auf die Erde. Und vielleicht trauen wir deshalb den Sternschnuppen auch Kraft zu.

Sternschnuppenwünsche sind größer als ich. Ich kann sie mir nicht selbst erfüllen. Es sind meine tiefsten, geheimsten Wünsche. Und weil ich das weiß, schicke ich sie in den Himmel. Und später, wenn die Sternschnuppe und die Nacht vorüber sind, dann nehme ich meine Wünsche und lege sie ins Gebet. Und dann - kann ich nur warten und hoffen.

Meine Wünsche machen aber nicht nur, dass ich hoffe. Wenn ich einen Wunsch wage, gebe ich gleichzeitig zu: Da ist etwas, das mir fehlt, um wieder ganz zu sein. Vielleicht erlaube ich mir sonst nicht, das einzugestehen. Aber nun ist es in der Welt. Ausgesprochen.

Aber auch das kann ich mit zu Gott nehmen. Ich glaube, er hört hin, auf meine Wünsche, und er sieht auch mit mir auf die Leerstellen in meinem Leben. Und ich danke Gott dafür, dass er da ist. Auch, wenn Wünsche unerfüllt bleiben und ich sie weiter in mir trage.

Es gibt diese unerfüllten Wünsche.

Und es gibt Wünsche, die sind sogar ganz und gar unerfüllbar. Trotzdem wünsch ich sie. Einen Menschen noch ein Mal in den Arm zu nehmen, der schon nicht mehr da ist. Zum Beispiel.

Warum tu ich das? Warum tun wir Menschen das? Wünsche wünschen gegen die Erfahrung, dass sie erfüllt werden. Sogar gegen das Wissen: Es kann gar nicht sein, dass sie in Erfüllung gehen.

Ich glaube: Wir können gar nicht anders. Weil wir uns sehnen - nach der Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat. Wir sind für den Himmel geschaffen worden. Und den tragen wir immer noch in uns. Die Ahnung vom Vollständigen ist in uns. Wir sind für den Himmel gemacht. Und auch wieder für den Himmel gedacht. Und jetzt, fern dieser himmlischen Heimat, schauen wir in den Himmel über uns. Und wenn mit einem fallenden Stern der Himmel die Erde berührt, rührt das an unserer tiefen Sehnsucht.

Vielleicht sehe ich heute Nacht eine Sternschnuppe. Und vielleicht schick ich dann einen Wunsch in den Himmel. Man soll‘s ja nicht verraten eigentlich. Aber angesichts der Drohgebärden von Mächtigen dieser Welt ist ein großer Wunsch: Meine Kinder sollen in einer friedlichen Welt aufwachsen.

Vielleicht sehen Sie ja auch eine Sternschnuppe - und dann, dann: Lassen Sie die Sehnsucht in sich erwachen! Nicht vergessen, liebe Zuschauerinnern und Zuschauer, Sie sind Himmelwesen!

 

 

 

Sendeort und Mitwirkende

Norddeutscher Rundfunk

Redaktion: Eberhard Kügler (NDR)