Mehr Licht?
Pastorin Elisabeth Rabe-Winnen
02.12.2017 22:50

Mit dem „Adventsfest der 100.000 Lichter“ hat das Erste heute Abend auf die beginnende Adventszeit eingestimmt. Ein Kerzenmeer und die Melodien der vorweihnachtlichen Zeit. Für mich gehört das unbedingt dazu zum Advent - all die Lichter in den Stuben und in den Straßen, der Geruch entzündeter Kerzen. Auch meine Familie und ich werden morgen die erste Kerze am Adventskranz anzünden.

Advent und Weihnachten - das sind 100.000 Lichter und mehr. Und die Kerzen sind stumme Zeichen. Aus ihnen spricht die Sehnsucht.

Alle Jahre wieder feiern wir. Der November steckt noch in den Knochen, die Bäume sind kahl. Das Licht wächst an - bis über allem hell der Weihnachtsstern leuchtet und am Weihnachtsbaume die Lichter brennen.

Und doch - all‘ die Lichter können die dunklen Flecken nicht wegleuchten. Auch Weihnachten hält das Karussell des Lebens nicht an. Und manche sehen es noch nicht, das Licht am Ende ihres Tunnels.

„Ich freu mich, wenn 2017 vorbei ist.“ Sagt einer zu mir. „365 neue Tage. Es kann nur besser werden.“

Und eine andere sagt: „Ich mag gar nicht dekorieren. Für wen denn? Ich bin doch jetzt allein.“

Kerzen anzünden in Vorfreude auf die Weihnacht? Nicht jede schafft das.

Da war zu viel in diesem Jahr. Da ist so viel in dieser Welt.

Das Leben ist das Leben. Auch zu dieser sogenannten „schönsten Zeit im Jahr“.

Aber das Sehnen - bleibt.

Sie rührt etwas an in uns, diese Zeit. Da wohnt das Sehnen im Herzen, dass es vielleicht wieder passieren könnte - dies Wunder, an das das Kind noch glaubte.

Fast heimlich öffnet sich die Himmelstür und Gott schickt seinen Sohn auf die Erde - als Baby. Der Glanz des Himmels fällt auf die Erde. Ganz zart fängt es an. In Windeln gewickelt. Durch die Ritzen des Stalls dringt das Licht des Sterns. Und aus dem Baby wird dann einer, der zeigen wird, wie Gott ist: Menschlich. Bereit, alles zu geben, und mächtig, Finsternisse zu durchbrechen.

„Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt.“ Sein Licht - es „bescheint auch deine Angst und Pein“. So heißt es in einem Lied, das für mich auch unbedingt zur Adventszeit gehört. „Die Nacht ist vorgedrungen“ heißt dieses Lied. Tief traurig ist es und zugleich mit der Hoffnung: „Beglänzt von Gottes Licht hält uns kein Dunkel mehr.“

Das Jahr 2017 hat wieder alles gehabt. Nicht nur Helles. Auch Krankheiten und Streit und Tod und Enttäuschungen. Die Schorfkrusten fallen ab, aber manche Narben bleiben. Und Du lebst damit, es geht nicht mehr ohne. Du bist jetzt zerrissen. Doch nur, wo Risse sind, da kann auch das Licht hinein.

Die Tür zum Himmel steht offen. Ein Lichtspalt fällt hindurch. Wie durch die Schlafzimmertür eines Kindes, das im Dunkeln nicht schlafen kann. Fürchte Dich nicht!

Manchmal dringt ein Lichtstrahl hindurch. Durch all das, was ist. Durch all die Risse, die zu Dir gehören.

Und wenn Du es reinlässt, das Licht - dann leuchtest Du selbst.

 

Ich wünsche eine gesegnete Adventszeit.

Sendeort und Mitwirkende

Norddeutscher Rundfunk

Redaktion: Eberhard Kügler (NDR)