Sehr geehrter Bruder Wladimir Putin.
Ich nenne Sie Bruder, es heißt ja, Sie seien orthodoxer Christ. Obwohl mir das gerade schwer fällt zu glauben.
Am vergangenen Mittwoch war Aschermittwoch. Katholische und evangelische Gläubige wie auch orthodoxe Christen lassen sich ein Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen. Und hören dabei den Aufruf: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ Das Aschenkreuz steht für Umkehr. Dafür, dass ich mich ausrichten will auf das, was Gott wichtig ist: Ehrfurcht vor allem, was lebt.
Beim Austeilen der Asche musste ich diesmal an die Asche des Todes denken. Ein grässliches Gefühl. Bilder aus der Ukraine zeigen, was alles in Schutt und Asche liegt. Asche des Todes – allüberall. Zivilisten, Frauen, Kinder, Männer, Helferinnen und Helfer. Überall Tod und Elend und Angst. Auch junge russische Soldaten sterben. Warum nur?
Wofür, Wladimir Putin, lassen Sie Menschen leiden und sterben? Für noch mehr Macht und Ansehen? Dass der Rest der Welt vor Angst in die Knie geht? Oder treibt Sie die historische Idee vom großen Weltreich? Wie viele Diktatoren dieser Welt haben schon versucht, große Weltenlenker zu werden. Und doch ist die Geschichte über sie hinweggegangen. Warum glauben Sie, es wird Ihnen anders ergehen? Kein Weltreich währt ewig.
Was ist gewonnen, wenn Kiew und die anderen Städte in Schutt und Asche liegen, wie wir es schon im syrischen Aleppo und anderen zerstörten Städten bitter beklagt haben.
Viele vor Ihnen haben den Namen Gottes missbraucht, ihn instrumentalisiert für Gewalt, Terror, Krieg. Sie, Herr Putin, kennen doch die Gebote Gottes: „Du sollst nicht töten, nicht stehlen, nicht falsch aussagen, keinen Raub begehen.“ Wie wollen Sie einst vor den Richterstuhl Gottes treten? Vielleicht können Sie einem menschlichen Gericht entrinnen, beim göttlichen wird Ihnen das nicht gelingen. Denn jedes Kind, das unter Ihren Bomben stirbt, eine Beleidigung Gottes ist, der auch sein Antlitz über Russland erhebt.
In einem Psalm werden die Mächtigen vor Größenwahn und Kaltblütigkeit gewarnt. Ich zitiere:
„Da ist ein Armer, er rief, und der Herr erhörte ihn. Der Engel des Herrn umschirmt alle, die ihn fürchten und ehren, und er befreit sie.“ Wer zu Gott schreit, findet Schutz und Hilfe.
Und zugleich heißt es warnend: „Meide das Böse, und tu das Gute; suche Frieden und jage ihm nach. Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen, um ihr Andenken von der Erde zu tilgen. Den Frevler wird seine Bosheit töten.“
Das heißt: Die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft auch durch das eigene Herz. Und hier ist Umkehr möglich. Zu jeder Zeit. Jetzt.
Wladimir Putin, ich appelliere an Ihr Herz: Hören Sie auf mit der Aggression, sie zerstört alles, was Menschen heilig ist. Stoppen Sie den Krieg!
Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB)
Redaktion: Ulrike Bieritz
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