Guten Abend.
Guten Abend. „Pfingsten sind die Geschenke am geringsten, während Ostern, Geburtstag und Weihnachten etwas einbrachten.“ Hat Bertolt Brecht festgestellt. Doch da muss ich ihm widersprechen: Am Pfingstfest gibt es nämlich das ultimative Geschenk - den Heiligen Geist. Mit solch großartigen Geistesgaben wie Erkenntnis, Rat, Stärke oder Weisheit. In der Bibel wird berichtet: Zu Pfingsten saßen 120 Jünger und Jüngerinnen Jesu in Jerusalem zusammen. Und sie beteten um diesen Heiligen Geist. Und das tagelang. Plötzlich kam ein gewaltiger Sturm über sie. Zungen wie von Feuer erschienen. Auf jede und jeden von ihnen ließ sich so eine Feuerzunge nieder. Danach – so heißt es – „wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt“. Erfüllt von dieser Kraft begannen sie, in anderen Sprachen zu reden. Die Leute in der Stadt hörten das Getöse und strömten herbei. Einige dachten sogar, die Jünger seien betrunken, so trubelig ging es zu. Das Pfingstwunder war passiert: Menschen aus verschiedenen Nationen, darunter Ägypter, Libyer, Araber, hörten sie in ihrer Muttersprache von Jesus erzählen und von dem, was er gesagt und getan hat.
Was, wenn der Gottesgeist heute so erbeten, ja, „begehrt“ würde, wie es in der Bibel heißt? Was wäre, wenn er mir heute begegnet? Ich denke dabei an Geistesblitze, an Ideen, auf die ich von alleine nie gekommen wäre oder an verblüffende Fügungen, die Lösungen aufzeigen. Der Heilige Geist steht für höchste Kreativität – und ist alltagstauglich. Von Vinzenz Pallotti, dem Gründer meiner Gemeinschaft, habe ich eine „Phantasieübung“ gelernt: Pallotti stellte sich vor, er sei Pfingsten in Jerusalem dabei. Und dass auch auf ihn der Geist Gottes in Form einer Feuerzunge herab käme. „Auf den Flügeln der Sehnsucht“, so schreibt er, sieht er sich, wie er Kranke besucht, sich um Bedürftige kümmert und Verängstigten Mut macht. Und das hat er dann tatsächlich auch getan.
Diese „Phantasieübung“ hilft mir. Wenn ich mir - wie Vinzenz Pallotti - diese Feuerzunge im Chaos meines Alltags vorstelle, durchströmt mich oft eine ganz neue Energie. Ich kann durchatmen, fühle mich befreit. Kann manchmal sogar über mich lachen. Und gerade jetzt, da all die Probleme und Krisen uns zu erschlagen drohen, brauchen wir doch den göttlichen, den „heiligen“ Geist und die Gaben, die er schenken will: die Gabe der Erkenntnis, was richtig ist. Die Gabe des guten Rates, was zu tun ist. Und die Gabe der Weisheit, was weiter führt und nicht zerstörend wirkt. Wir brauchen neuen Schwung. Eine motivierende, ja stimulierende Kraft, die uns alle zusammen beflügelt. Deshalb ist Pfingsten für mich ein Fest gegen Ratlosigkeit, Enttäuschung und gegen Mutlosigkeit. Ich bete für uns alle um eine Erfahrung des göttlichen Geistes und seiner Gaben.
Gesegnete, frohe Pfingsten.
Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB)
Redaktion: Ulrike Bieritz
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