Und? Was machen Sie so an Weihnachten? Gänsebraten in Familie. Abfeiern mit Freunden im Club. Bescherung mit den Kindern. Wegfahren? Sogar: in die Kirche gehen? Manche wollen diese Frage nicht hören: weil sie einsam sind. Ohne enge Beziehung, sozial isoliert, in sich zurückgezogen. Nix da mit „O du fröhliche“.
Einsamkeit kann jede und jeden treffen, gerade auch junge Leute, und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Selbst hundert Freundschaften in den sozialen Netzwerken nützen nichts, wenn da nicht wenigstens eine „echte“ darunter ist.
Ist es vielleicht das, was so schmerzt? Die Verbindung verloren zu haben? Zu anderen – und vielleicht auch zu einem tieferen Sinn des Lebens, den man in Gott finden kann?
Robert, Anfang 20, Single, ist im September nach Berlin gezogen. In seiner Studentenbude fühlt er sich wie „Kevin allein zu Haus“. „Kann ich in Eurer Suppenküche mithelfen?“, fragt er mich. Toll! Wir suchen ja immer Leute.
Und es macht ja auch Spaß, meistens jedenfalls: In der Küche herrscht beim stundenlangen Gemüseputzen ganz oft gute Stimmung. Die Gäste werden freundlich begrüßt, manche sind alte Bekannte. Die Suppe wird am Tisch serviert, dazu ein kleiner Salat und ein Joghurt. Robert bekommt auch mal ein Dankeschön: „Dit war jut. Biste Sonntag och wieda da?“ Ich blicke in sein müdes, aber zufriedenes Gesicht.
Ob er zwischen Teller abräumen und Kaffee nachschenken an die Geburt vom Christkind gedacht hat? Jedenfalls hat er was erlebt: eine Gemeinschaft. Und dass das „analoge“ Leben mit all seinen Krisen auch schöne Seiten hat. Robert geht allein nach Hause. Aber - erfüllt.
Erfüllt. Etwas Sinnvolles tun: Das gibt Energie. Holt heraus aus Verlassenheit und Trübsinn. Um die Leere des Herzens zu füllen, erinnere ich mich an das, was der Dichter Angelus Silesius gesagt hat, nämlich: Wäre Christus tausend Mal in Betlehem geboren, aber nicht in dir, dann wäre Christus für dich umsonst geboren.
Christus. In mir geboren. Den großen Gott zieht es in mein kleines Herz. Oder in Ihres, wenn Sie mögen.
So wird die Weihnachtskrippe „ in echt“ zu einem Ort der Geborgenheit. Sie verbindet mich mit Gott - und mit all denen, die auch auf diese Geborgenheit angewiesen sind. Und deshalb wünsche ich mir zu Weihnachten wieder mehr Krippen: Orte, an denen sich Gott und Mensch begegnen. In der Suppenküche, am Familientisch, im Beten füreinander. Warum nicht auch beim Treffpunkt um die Ecke, an der Bushaltestelle… einfach überall.
Bleiben wir in Verbindung! Ich wünsche uns allen einen gesegneten dritten Advent.
Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB)
Redaktion: Ulrike Bieritz
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