Der aussieht wie der liebe Gott

Wort zum Tage
Der aussieht wie der liebe Gott
14.01.2020 - 06:20
12.12.2019
Michael Becker
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Er sieht aus, wie ich mir als Kind immer den lieben Gott vorgestellt habe: weiße Haare, langer, weißer Bart, dunkle Kutte - und meist freundlich lächelnd. So sieht Anselm Grün aus, der Benediktinerpater. Heute wird er 75 Jahre alt. Viele Augen leuchten, wenn sie den Namen Anselm Grün hören; wenn sie ihn selbst gar sehen - oder nur an ihn denken. Der Mann hat ihnen etwas gebracht, was unbezahlbar ist, nämlich Gott. Er hat über 300 Bücher geschrieben in vierzig Jahren; er hält viele Vorträge und Predigten, er spricht mit überforderten Managern oder Priestern. Sein Tag muss vierzig Stunden haben, denke ich manchmal. Wie macht der Mann das, so erfolgreich zu sein - und noch dazu mit Gott?

Weil er glaubwürdig ist, vermutlich. Und weil zwei Dinge zusammenkommen: Menschen suchen und haben immer ein wenig Hunger nach Gott. Und Anselm Grün hat etwas geistliches Brot für sie. Er spricht einfach, aber nicht banal. Er steckt seine vielen Honorare nicht in die eigene Tasche, sondern gibt das Geld seinem Koster Münsterschwarzach bei Würzburg. Aber vor allem: Man spürt, dass er glaubt, was er sagt. Und dass er lebt, was er glaubt. Er will niemanden überreden. Er erzählt – und man liest das oder hört gerne zu und bedenkt dabei in Ruhe sein eigenes Leben. Und denkt an die Engel im Leben, über die Anselm Grün gerne schreibt.

Es gibt auch Kritik an ihm aus vielen Ecken. Ob da vielleicht Neid oder gar Missgunst dabei ist, darüber sollen andere urteilen. Für mich ist nur wichtig, dass man auch heute von Gott erzählen kann, ohne peinlich zu wirken. Gott ist wie Luft zum Atmen. Ich kann sie nicht schmecken und nicht sehen, aber sie hält mich am Leben. Ich will einfach nicht glauben müssen, dass alles in meinem Leben Zufall ist oder irgendein blindes Schicksal. Ich will danach suchen und glauben, dass ich von Gott geführt werde, auf seine Weise, manchmal geheimnisvoll. Das löst natürlich längst nicht alle meine Rätsel. Aber es macht mich besonders. Ich will mein Leben nicht dauernd vergleichen und vieles andere besser und schöner finden. Ich will mein Leben annehmen dürfen als mein Leben. Niemand anderes hat das. Es ist Gottes Gnade - ganz für mich.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

12.12.2019
Michael Becker