Sendung zum Nachhören
Sendung zum Nachlesen
Ihr Papa ist tot, schon ein paar Jahre. Das kleine Mädchen denkt viel an ihn. Sie weiß noch, wann Papa Geburtstag hat. Und schreibt ihm einen Brief, in krakeliger Kinderschrift. Happy Birthday, schreibt das Mädchen auf einen großen Zettel. Und: Ich wünsche dir alles Gutes; du sollst schön feiern da oben mit deinen Freunden. Damit der Brief auch „oben“ ankommt, hängt das Mädchen ihn an einen Luftballon. Der fliegt und fliegt und ist dann weg. Und weil das Mädchen noch etwas auf den Brief geschrieben hat - und nicht nur, wo sie wohnt, ist die Geschichte noch nicht zuende. Sie hat nämlich auch geschrieben: Ich habe selbst bald Geburtstag. Sie erinnert ihren Papa daran, was auf Erden so los ist.
Und tatsächlich - das Mädchen bekommt Antwort. Ein paar Tage später flattert ihr eine Karte ins Haus. Auf der steht: Mir geht es gut hier oben; feiere schön auf deinem Geburtstag und sei bitte freundlich mit deinen Mitmenschen. Die Mama des Mädchens steht vor einem Rätsel. Jemand muss den Luftballon gefunden und geantwortet haben. Jemand wollte dem Kind eine Freude machen und spielt den Papa im Himmel. Das Kind ist glücklich. Der Himmel ist oben und Papa in ihrem Herzen.
Es gibt diese Wunder im Alltag. Manchmal sind sie etwas seltsam, manchmal aber nur herrlich. Das Mädchen hofft, dass ihr Papa nicht ganz weg ist; dass er sie hört und sieht. Das ist ihr wichtig. Und sie erinnert ihren Papa auch gleich noch daran, dass sie selbst Geburtstag hat - wer weiß, ob man im Himmel an so etwas denkt. Das tut man. Das Mädchen bekommt eine Antwort, von wem auch immer. Das kleine Wunder hat einen großen Kern: der Himmel ist nicht nur oben. Der Himmel ist auch im Herzen. Beim Mädchen und bei Fremden. Der Himmel ist ein altes und oft schönes Bild für Gottes Nähe. Wir wissen nicht, wo die Toten sind. Wir hoffen aber, dass sie uns nahe sind, uns sehen und hören. Oben oder im Herzen oder beides. So darf man auch hoffen. Wir dürfen uns Bilder malen von der Nähe Gottes. Das schönste Bild ist immer noch der Himmel, der auf uns Acht gibt. Und manchmal sogar neben uns ist. Weil da ein Mensch ist, der unsere Trauer versteht. Und sagt: Glaub‘ nur, einmal wird alles gut.
Es gilt das gesprochene Wort.