Ein Mann kehrt um

Wort zum Tage
Ein Mann kehrt um
Andrej Sacharow
21.05.2021 - 06:20
14.05.2021
Michael Becker
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Ein Mann kehrt um; verlässt sein altes Leben und beginnt ein neues. So war es bei dem Russen Andrej Sacharow, der heute hundert Jahre alt würde. Gestorben ist er schon mit 68 Jahren in Moskau. Hochgeehrt war er da. Angesehen in aller Welt. Träger des Friedensnobelpreises (1975). Damals verbot ihm die sowjetische Regierung, den Preis anzunehmen. Sacharow war ihnen zu unbequem. Dabei war er im alten Leben sehr bequem gewesen, der Atomphysiker. Er galt in Russland als einer der sogenannten „Väter der Atombombe“. Es gab immer mehr Versuche mit der Bombe. Bis Sacharow Bedenken hatte, vielleicht Gewissensbisse. Mit Mitte Dreißig begann zu warnen vor den Gefahren der Bombe, die er selber mit erfunden hatte.

Ein Mensch kehrt um. Das gibt es wirklich. Wohl selten von heute auf morgen, auch wenn es so aussieht. Aber eines Tages gibt es so etwas wie einen Funken, der ins Leben kommt. Dann beginnen die Zweifel. Sie flackern in einem; und man fragt sich: Ist es richtig, was ich mache? Tue ich Menschen einen Dienst oder schade ich ihnen? Manche denken nie über so etwas nach, andere oft. Und bei einigen wird aus dem Funken viel mehr, ein besonderes Feuer. Sie sagen sich: Ich will nicht mehr so leben wie bisher. Ich will anders werden und anders leben. Das Gewissen sagt mir: Schluss mit dem alten Leben.

Das kann Jahre dauern, so eine Umkehr. Wir kriegen ja vieles nicht mit. Die Selbstzweifel, die Gewissensbisse. Davon hören und sehen wir bei anderen oft nichts. Wir können nur ahnen, was in Menschen so alles arbeitet an Fragen. Manchmal auch in uns selber. Schütze ich die Erde genug? Achte ich andere Menschen? Wie könnte ich leben, um ruhiger zu werden und mehr zufrieden zu sein? Das Gewissen fragt mich manchmal. Das ist nicht immer schön. Aber immer wichtig. Ich will den Gewissensbissen lieber nicht ausweichen. Sie sind wertvoll. Vielleicht klopft Gott ja bei mir an. Und will mir helfen. Will mich mit guten Fragen auf einen besseren Weg bringen. Dann will ich auf ihn hören. Und bitten (nach Psalm 139,24): Erkenne mein Herz, Gott; und leite mich auf einen ewigen Weg.
 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

14.05.2021
Michael Becker