Wo der Himmel beginnt

Wort zum Tage

Gemeinfrei via wikimedia commons/ Nationaal Archief/J.D. Noske / Anefo

Wo der Himmel beginnt
mit Michael Becker
14.01.2022 - 06:20
11.01.2022
Michael Becker
Sendung zum Nachhören
Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage! 
Sendung zum Nachlesen

Ich bin froh, dass ich ihn noch gekannt habe: Den Pfarrer Martin Niemöller (* 14. Januar 1892). Heute würde er 130 Jahre alt. Eigentlich ist Niemöller Marineoffizier und kämpft im ersten Weltkrieg. Danach würde er gerne Bauer werden. Aber er studiert doch Theologie und wird Pfarrer wie sein Vater. Er will etwas bewegen in der Gesellschaft. Er will traurigen Menschen Hoffnung machen. 1931 wird Martin Niemöller Pfarrer in Berlin - in direkter Nachbarschaft zu den sich ausbreitenden Nationalsozialisten. Anfangs wählt er auch die Hitlerpartei und hofft auf einen Führer, der Deutschland wieder groß und stark macht. Aber allmählich dämmert ihm: Das wird nicht gut ausgehen mit den Nazis. Sie machen alles kaputt, was Christen wichtig ist. Sie kümmern sich nicht um Gott; sie machen sich selbst zu Göttern. Mit anderen gründet Niemöller die „Bekennende Kirche“. Weil die immer wieder gegen Gesetze des Dritten Reichs protestiert, wird auch Niemöller verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, später nach Dachau. Er überlebt die Lager und wird nach dem Krieg Kirchenpräsident in Darmstadt in Hessen.

Gerne fragt Niemöller, wenn eine schwierige Entscheidung ansteht: Was würde Jesus dazu sagen? Eine schöne Frage. Auch wenn ich vielleicht keine Antwort darauf finde, ist schon die Frage wichtig. Was würde Jesus dazu sagen, wie ich und andere mit unserem Geld umgehen? Was würde Jesus sagen, wie die Kinder in unserem Land groß werden? Was würde Jesus denken und sagen über das Altwerden und die größere Zahl von einsamen Menschen?

Oft weiß ich nicht, was Jesus sagen würde. Aber schon die Frage tut gut. Sie erinnert mich nämlich daran, dass es nicht egal ist, wie ich lebe - und dass Jesus zuallererst sich selbst und anderen gesagt hat: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst (Markus 12, 30-31). Damit fängt alles Gute an, sagt Jesus: dass man Gott liebt und andere achtet. Da darf man sich auch nicht beirren lassen von denen, die nur auf sich selbst sehen. Der Himmel beginnt da, wo Menschen gerne lieben – Gott, sich selber und andere.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

11.01.2022
Michael Becker