„Schau‘n mer mal …“

Wort zum Tage
„Schau‘n mer mal …“
11.09.2020 - 06:20
05.09.2020
Michael Becker
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„Schau‘n mer mal …“ sagte er oft, der Franz Beckenbauer. Heute wird er 75 Jahre alt. Ich gratuliere ihm , dem „Kaiser Franz“. Es ist still geworden um einen der besten Fußballer der Welt, wie man sagt. Er ist wohl sehr krank. Und etwas hängt ihm noch an aus 2006, dem immer noch so genannten Sommermärchen. Da war die Weltmeisterschaft in Deutschland. Und Beckenbauer hat sie geholt, diese Weltspiele, eine Art-Vier-Wochen-Rausch in unserem Land. Ob alles aber ganz sauber zuging beim Holen der Weltmeisterschaft, wird untersucht. Und immer wieder fällt der Name Beckenbauer, wenn es um Geld geht. Das Thema muss ich anderen überlassen.

        Oder „Schau‘n mer mal …“ sagen, die Worte des Franz Beckenbauer. Das sagte er, wenn etwas noch in der Schwebe ist; wenn man loslegt, aber noch nicht weiß, was herauskommt. Wenn der Anfang klar ist und das Ende ungewiss. Dann schaut man mal, was dabei rauskommt. Vieles wissen wir ja nicht. Es fängt zwar mancher weise Mensch ein Werk an – wie es aber ausgeht, steht in den Sternen. Und je gewichtiger das Werk ist, desto mehr schaut man in den Himmel und sucht Hilfe. Oder bittet darum. Mit Gottes Hilfe, sagt man dann. Wenn man Arbeit sucht, einen Partner oder Partnerin findet, ein Kind zur Welt kommt oder ein Studium beginnt. Wenn der Anfang groß ist und das Ende in den Sternen steht. Dann schaut man auch dahin, in die Sterne. Und bittet Gott um Hilfe.

        Bitten ist keine Schwäche, niemals. Bitten können ist eine Stärke. Wer bittet, ist stark. Besonders die müssen sich das sagen, die kaum oder wenig bitten können, die alles alleine machen wollen und manchmal vor Kraft kaum laufen können, scheinbar. Bis sie dann nicht mehr können. Vielleicht deswegen nicht mehr können, weil sie nicht bitten wollten; ihnen Bitten wie Schwachsein vorkam. Denen sage ich: Wer bittet, ist stark. Weil man seine oder ihre Grenzen kennt. Grenzen kennen ist auch Stärke. In den Himmel schauen macht kräftig. Wer bittet, weiß, was er kann – und was er nicht kann. Und wer sich vielleicht nicht traut, vor anderen um Gottes Hilfe zu bitten, kann ja still zum Himmel schauen und flüstern: „Schau‘n mer mal“.

05.09.2020
Michael Becker