Schwerter zu Pflugscharen

Schwerter zu Pflugscharen
mit Lissy Eichert aus Berlin
06.08.2022 - 23:35
17.05.2022
mit Lissy Eichert

Guten Abend.

Eine Taschenuhr - das Zifferblatt ausgeglüht - die Zeiger auf acht Minuten nach halb drei. Fundort: Hiroshima. Der Ort, an dem am 6. August 1945 die Uhren stehen bleiben. US-Präsident Truman hatte den Einsatz der ersten Atombombe angeordnet. Japan sollte zur Kapitulation gezwungen werden. Damals hielten sich über eine halbe Million Menschen in Hiroshima auf. Das Testen der neuen Waffe löste eine Katastrophe aus.

Heute existieren 13.000 Atomwaffen. 4000 davon sind sofort einsatzfähig. Die Großmächte spielen geschickt mit der Angst. Mit Drohgebärden und unter dem Motto „Der Friede muss bewaffnet sein“.

Ja, die Welt braucht Frieden. Aber keinen, „der auf der Angst voreinander beruht“, warnt Papst Franziskus. Er sagt, die Aufgabe der Kirche ist es, „die Sprache Jesu“ zu sprechen.

Das versuche ich auch hier im Wort zum Sonntag.

Aufrüsten und Krieg sind keineswegs die einzigen Mittel, um Konflikte zu lösen. Wäre das so, bliebe der Weltfrieden, der „Friede auf Erden“, von dem die Bibel erzählt, hoffnungslos naiv, oder?

Zu Zeiten Jesu erschüttern blutige Aufstände gegen die römische Besatzungsmacht seine Heimat Palästina. Und Jesus? Der reagiert in Konflikten mit einem völlig anderen Konzept: mit radikal entwaffnender Liebe. Und mit klaren Ansagen: „Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.“

Einfache Lösungen für den Frieden gibt es nicht, leider. Ich bin ja selbst ziemlich ratlos, wie der Krieg in der Ukraine gestoppt werden könnte. Oder der im Jemen oder der in Äthiopien.

Frieden sichern: Das ist eine weltumspannende Aufgabe. Das kann weder ein Staat allein, quasi als „Weltpolizist“, noch ein Militärbündnis aus einzelnen Nationen. Im Grunde ist Friedenssicherung eine Aufgabe der Vereinten Nationen – einer Organisation, die sich nach den Katastrophen der beiden Weltkriege gründete.

Doch wie moralisch legitimiert ist die UNO, wenn der UN-Sicherheitsrat von fünf Ständigen Mitgliedern dominiert wird, die Atommächte sind und ihrerseits die Menschenrechte missachten? Zum Beispiel 2003 beim Angriffskrieg auf den Irak. Und wie kann es sein, dass Russland das Völkerrecht bricht, aber das Vetorecht im Sicherheitsrat behält?

Trotzdem: Kluge und ehrliche Diplomatie hat schon viele Eskalationen verhindert. Ohne das Eingreifen der UNO hätte es in der Vergangenheit deutlich mehr Konflikte auf der Welt gegeben, sagen Friedensforscher.

Der Papst und die Kirchen drängen seit Jahrzehnten auf eine stärkere Wirkkraft der Vereinten Nationen, weil sie bisher zu „blass“ in Erscheinung treten. Sie haben die Hoffnung auf ein gemeinsames, „globales Friedensprojekt“ nicht verloren. Mit weltweiter Geschwisterlichkeit, die zur Überlebensbedingung unserer Zivilisation wird. Frommes Wunschdenken? Ja und nein. Die Einladung ist immer aktuell: Alle Völker und Nationen, „alle Menschen guten Willens“ mögen gemeinsam auf die Stimme des einen Gottes hören, der für Frieden, Gerechtigkeit und Nächstenliebe steht.

Ich will dieser Stimme folgen. Gegen alle Angst sagt sie mir: Nur so können Schwerter zu Pflugscharen werden.

In diesem Sinn wünsche ich uns allen einen gesegneten Sonntag.

17.05.2022
mit Lissy Eichert