Wort zum Tage
Ein Mahner für den Frieden
22.11.2016 05:23

Er widmete sein Leben ganz der Musik. Heute vor 103 Jahren, am 22. November 1913 wurde er an der ostenglischen Nordseeküste geboren. Benjamin Britten, ein leidenschaftlicher Komponist und Musiker.

Doch Britten hat noch eine andere Leidenschaft: Seinen Einsatz gegen den Krieg und für den Frieden. 1939 verlässt der glühende Pazifist England und reist in die USA aus. Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintreten, kehrt Britten zwar wieder nach England zurück. Er erstreitet dort aber für sich das allgemeine Recht auf Kriegsdienstverweigerung.

Einige Zeit nach dem zweiten Weltkrieg errichtet Britten ein Mahnmal für den Frieden ganz besonderer Art. Im Dezember 1961 vollendet er das „War Requiem“.

Britten komponiert sein Requiem für die Kirchengemeinde von Coventry. Die englische Stadt wurde von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Die mittelalterliche Kathedrale St. Michael’s wurde nahezu zerstört. Doch statt nach Vergeltung ruft der Pfarrer der Gemeinde direkt zur Versöhnung auf. Ein Versöhnungswerk wird gegründet. Die Ruine der zerstörten Kirche bleibt stehen als Mahnmal gegen den Krieg. Daneben wird eine neue Kirche im modernen Stil errichtet – ein Zeichen für den Neuanfang und ein Zentrum für das Versöhnungswerk.

Zur Wiedereinweihung der neu errichteten Kirche in Coventry komponiert Britten sein musikalisches Mahnmal gegen den Krieg. „Mein Thema ist der Krieg und das Leid des Krieges. Alles, was ein Dichter heute tun kann, ist warnen“. Diese Worte des britischen Dichters Owen stellt Britten seinem Requiem voran. Seine Gedichte von der Front kombiniert Britten mit der Liturgie der lateinischen Totenmesse. In diesen Antikriegsgedichten wird das sinnlose Leiden und Sterben in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs in drastischen Bildern geschildert. Staatlich verordnete Kriegsverherrlichung wird bloßgestellt. Owens Gedichte – für Britten ein Kommentar zu den Totengebeten. Ein Werk der Trauer. Und ein Mahnmal gegen den Krieg.

Aber dabei bleibt Britten nicht stehen. Wie die Kathedrale von Coventry ein Zeichen der Versöhnung werden soll, so auch sein „War Requiem“. Die Gräben zwischen den ehemaligen Feinden müssen überwunden werden. Daher sollen Vertreter aus Russland, Deutschland und England das Werk gemeinsam uraufführen. Dafür setzt sich Britten ein. Zumindest gelingt es, einen deutschen Bariton für das Projekt zu gewinnen. Mehr ist damals noch nicht möglich. Versöhnung braucht Zeit. Einige Jahre später kommt es dann zu dem Requiem in einer internationalen Besetzung.