Lukas Barth
Die Welt in neuem Licht - Weihnachten
Das ewig` Licht geht da herein, gibt der Welt ein‘ neuen Schein
25.12.2024 10:05
"Das ewig` Licht geht da herein, gibt der Welt ein‘ neuen Schein" – das ist die kürzeste Weihnachtsgeschichte, zusammengefasst in einem Liedvers. Weihnachten ist das Fest der Geburt Christi, der als Licht der Welt gefeiert wird. Es gibt so viele Dunkelheiten auszuhalten. Sie ans Licht zu bringen und auszuleuchten, ist auch eine Weihnachtsbotschaft. Und Wege zu suchen, die aus Angst und Isolation herausführen. Weihnachten 2024 wird das nötiger denn je.

Es predigt der bayerische Landesbischof Christian Kopp, Vikarin Anna Weingart gestaltet die Liturgie. Isabella Dietzfelbinger und BR-Sprecher Johannes Hitzelberger erzählen die Weihnachtsgeschichte. Musikalisch gestaltet wird er Festgottesdienst vom Münchner Motettenchor, Residenzorchester München, Irmgard Gorzawski, Harfe, Anna-Maria Palii, Sopran, Richard Resch, Tenor, Jakob Schad, Bass. Unter der Leitung von Benedikt Haag erklingen Teile aus dem Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns. Martin Wiedenhofer spielt die Orgel.
 

Lieder des Gottesdienstes:
1. EG 44, 1-3: O du fröhliche
2. EG 23, 1: Gelobet seist du, Jesu Christ
3. EG 23, 4: Gelobet seist du, Jesu Christ
4. EG 54, 1-3: Hört, der Engel helle Lieder
5. EG 30, 1-3: Es ist ein Ros entsprungen
6. EG 37, 1, 3, 4: Ich steh an deiner Krippen hier
7. EG 36, 1, 6, 12: Fröhlich soll mein Herze springen
8. KAA 0139, 1: Hört der Engel Lied voll Freud

 

Nach der Ausstrahlung erhalten Sie an dieser Stelle die Predigt zum Nachlesen.
 

Weihnachtspredigt zu Johannes 1 

I
Worte bewegen die Welt. 
Worte bewegen die Welt. Worte können den Unterschied machen. Wenn sie den richtigen Ton treffen, können sie viel ermöglichen. Bestimmte Worte können einem Lachfalten ins Gesicht zaubern. Bei anderen bilden sich Sorgenfalten. Manche Worte und die Erinnerung an die, die sie gesagt haben, begleiten uns ein ganzes Leben lang.


Weihnachten ist das Fest, an dem besondere Worte ganz besonders viel auslösen. Zu diesen gehören die poetischen Sätze, die Lukas in seinem Evangelium gefunden hat und die seit Menschengedenken Teil der Weltliteratur sind: "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde … ." 


Wenn ich sie höre, wird mir warm ums Herz. Es kommen Gefühle hoch, die tief in mir schlummern. Stimmungen und Erinnerungen aus Weihnachtsfeiern, an die Pastete, die es in meiner Kindheit oft am Heiligen Abend gab. Freude über Weihnachtsgeschenke vor langer Zeit.


In diesen Tagen fehlen uns manchmal die Worte. Ein Mann zerstört mit einem Auto auf einem Weihnachtsmarkt brutal das Leben und die Hoffnung von anderen. Wenn in einem Menschen so ein Hass auf das Leben gewachsen ist, dass er die Lebensfreude von anderen kaputt machen muss – dann versagt uns die Stimme. Dass den Verletzten gut geholfen wurde, wie die Menschen in Magdeburg zusammenstehen, das ist für uns alle ein Trost. Und jetzt kommt es auf uns an, wie wir weiterhin über dieses Ereignis sprechen. Wie wir es einordnen. Lassen wir uns vom Hass dieses Mannes anstecken? 
 

II 
Weihnachten ist auch das Fest der Lichter und des Glanzes.
Wenn Worte fehlen, schauen wir auf das Licht. Weihnachten ist auch das Fest der Lichter und des Glanzes. Wir sehen die Herrnhuter Sterne in vielen Fenstern. Bei uns im Wohnzimmer brennt am Abend in der ganzen Adventszeit eine Kerze im Fenster. Mir tut das gut. Und jetzt in den Weihnachtstagen beleuchten wir Zweige und Tannenbäume in den Wohnungen. Es ist einer der kürzeste Tag des Jahres und damit einer der Tage mit der längsten Nacht, den wir an Weihnachten haben. Wir brauchen in dieser Zeit viel Licht.

Es ist schön, dass in diesem Jahr das christliche Weihnachtsfest und das jüdische Chanukkafest auf den gleichen Tag fallen. Die jüdischen Geschwister feiern ihr Lichter- und Freudenfest. Es erinnert an die Geschichte der beiden Tempel in Jerusalem und an die Befreiung dieses Volkes.


Eine Weihnachtsgeschichte aus Licht, ganz ohne Kind in der Krippe, ohne Ochs und Esel, und ohne Bethlehem erzählt der Evangelist Johannes. Er beginnt sein Evangelium mit großen Worten. Es sind philosophische, gebildete Worte. So erzählt er vom Geheimnis von Weihnachten. Er macht das ganz anders als Lukas. Mit zwei Hauptworten: Wort und Licht. Gott ist Wort. Gott ist Licht. 
 

III 
Die neue Wirklichkeit

Am Anfang war das Wort. Das erste Wort, das ein Kind spricht, verändert die Gesichter und die Wahrnehmung der Eltern. Oft ist es Mama. Und das ist schön. Das erste Wort Gottes hat das Gesicht der Welt verändert. Am Anfang war das Wort. Gott schafft Wirklichkeit mit Worten. Und dieses Wort schafft das Licht für die Menschen. Christus ist dieses Licht. Mit diesem Jesus aus Nazareth sehen wir das Licht, sehen wir Gott.

Er ist Gottes Versprechen, so versteht es Johannes, Christus ist Gottes Wortversprechen: Es wird nie mehr dunkel sein für dich. Durch dieses Licht leben wir. Das ganze Weihnachtsgeheimnis ist da zusammengefasst: Wort und Licht. So wirkt Gott. Später wird der erwachsene Jesus sagen: Ich bin das Licht der Welt. Und damit auf Gott weisen, der alles Leben schafft und erhält. Er ist das Licht unseres Lebens. Auch in finsteren Zeiten. Gestern. Morgen. In Ewigkeit.

Die Wortefinder dieser besonderen Weihnachtsbotschaft lebten in einer ganz eigenen Form von Finsternis. Da war wenig Licht, es gab sehr viel Schatten. Lebensbedrohliches war massiv in diesen Zeiten und hat Menschen schreckliche Ängste eingejagt. Es ging ums Überleben. Die stockfinsteren Nächste haben zu den Ängsten beigetragen. Finsternis war für die Menschen Alltag. Martin Luther soll der Erste gewesen sein, der einen Christbaum mit Kerzen schmückte.

Thomas Edison war dann der Erste, der elektrischen Strom in Lichterketten dafür verwendete. Und die elektrische Weihnachtsbeleuchtung setzt sich durch.

Für uns hier im Europa der Neuzeit ist Licht nicht nur an Weihnachten etwas Selbstverständliches. Ich bin noch so erzogen worden, dass ich die Lichter ständig ausmache. "Mach das Licht aus." Höre ich noch meinen Vater, der im 2. Weltkrieg auf Sparen getrimmt war. Ich mache gerne Lichter aus, und muss mich zurückhalten, wenn ich woanders zu Gast bin, um mich nicht wie zu Hause zu verhalten. Trotzdem: Licht ist für uns normal. Wenn man durch unsere Dörfer und Städte geht, sieht man unglaublich viel Licht. Es gibt Lichtverschmutzung.

Für nachtaktive Insekten und Vögel ist das künstliche Licht störend. Zu viel Licht gefährdet auch die Gesundheit: jeder dritte Deutsche leidet nach Untersuchungen an Schlafstörungen – ein Grund ist das viele Licht in der Nacht.
Wenn man in das Flugzeug steigt -und das kann man auch zu Hause virtuell auf der Welt-Licht-Karte, der Light Pollution Map - dann ist in Europa, in Nordamerika, Teilen von Brasilien, Indien, China und Japan alles hell in der Nacht. Aber schon wenn man über das Mittelmeer Richtung Nordafrika geht sieht die Welt anders aus. Die Welt ist geteilt in helle und finstere Regionen. Am Licht in der Nacht sehen wir die ungleiche Verteilung der Güter dieser Welt. Die viel haben, können sich auch viel Licht leisten.

IV 
Worte verändern Wirklichkeit

Die Weihnachtsworte zielen auf neues Licht für unser menschliches Leben. Jesus hat es uns für immer ins Stammbuch geschrieben: Sorgt für Frieden. Achtet einander. Achte dich selbst. Das ist die Kernbotschaft der Liebe. Wer Gott liebt, liebt auch die Anderen und sich selbst. Von dir und mir kann dieser Friede ausgehen und er kann sich ausbreiten in alle Welt.

Die Welt braucht Frieden. Menschen brauchen den Ausgleich der Interessen und kluge Diplomatie. Ich wünsche mir ein Weihnachtsfest, das den Friedensbemühungen für 2025 wieder Anstöße gibt. Christinnen und Christen müssen sich für den gerechten Frieden einsetzen.

In der Weihnachtsgeschichte ist eine Bewegung enthalten, die sich im Leben immer wieder findet. Da ist ein Anfang, es entstehen Krisen, dann wächst Hoffnung. Wir erleben seit Jahren viel HateSpeech in der Welt, im Netz, in politischen Auseinandersetzungen. Im Raum von Christus gibt es nur LoveSpeech. Hier in der Bibel schreibt Johannes so schön: In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Da ist alles auf Anfang gestellt. Wir können immer wieder diesen Anfang machen. Einen Unterschied machen. 

Worte verändern Wirklichkeit. In der christlichen Tradition Ägyptens gibt es Mönche in der Wüste, die sogenannten Wüstenväter, die die Kraft der Worte konsequent eingesetzt haben. Sie raten dazu, gute Worte immer und immer wieder zu wiederholen. Sich das Gute, das Göttliche einzureden. Diese Einreden haben eine enorme Wirkung. In schwierigen Situationen sage ich oft: Christian, einatmen, ausatmen. Oder auch: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe. Rose Ausländer hat einmal über Gottes Wort gesagt: 

Und gott 
gab uns das wort 
und wir 
wohnten im Wort

Sagen wir uns diese Worte immer wieder. Wohnen wir doch in diesen Worten, die uns trösten, beruhigen, den Himmel über uns öffnen. Die Herrlichkeit Gottes sehen lassen. Zuversicht und Hoffnung in uns anzünden wie ein Licht in der Dunkelheit. Sagen wir uns immer wieder: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit.

Amen

Es gilt das gesprochene Wort.
 

 
Kontakt zur Sendung

Die Beauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
für Hörfunk und Fernsehen beim Bayerischen Rundfunk

Kirchenrätin Melitta Müller-Hansen
Telefon: 089 / 12172 363 (Sekretariat -360)
E-Mail: melitta.mueller-hansen@elkb.de

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