Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Gelsenkirchen
Die Kraft des Gebets
aus der evangelischen Altstadtkirche in Gelsenkirchen
25.05.2025 10:05
 
Der Evangelische Rundfunkgottesdienst - live im Deutschlandfunk um 10.05 Uhr - wird aus der Altstadtkirche in Gelsenkirchen übertragen.
 
 

Am Sonntag Rogate ("Betet!") dreht sich alles um das Gebet in dem evangelischen Radio-Gottesdienst am 25. Mai 2025 aus der Alstadtkirche in Gelsenkirchen. Der Deutschlandfunk überträgt live von 10.05 bis 11.00 Uhr.

Schon ein "Oh Gott" ist ein Stoßgebet. Im KiTa-Gottesdienst sagen die Kinder die Namen der Menschen, die Gott beschützen soll. In der Klinik, am Sterbebett, im Kreißsaal beten Menschen. In Taizé singen Jugendliche "O Lord, hear my prayer" – "O Herr, höre mein Gebet". Vor dem Einschlafen beten manche mit den gleichen Worten.

Was bewirkt Beten? Darüber predigt Pfarrerin Nina Ciesielski. Sie gestaltet den Gottesdienst gemeinsam mit Kirchenmusiker Ingmar Morten Stiller. Er hat eine Jazz-Combo aus Piano (Lukasz Flakus), Bass (Christoph Hübner) und Drums (Daniel McLane) zusammengestellt. Es singen Sara Bodemann, Joel Thomas und Pia Kleine-Bußmann.

Die Evangelische Altstadtkirche liegt am Ende der Fußgängerzone in der Innenstadt von Gelsenkirchen. Ihr markanter durchbrochener Turm ist in allen umliegenden Stadtteilen zu sehen.

Am Sonntag Rogate ("Betet!") dreht sich alles um das Gebet in dem evangelischen Radio-Gottesdienst am 25. Mai 2025 aus der Alstadtkirche in Gelsenkirchen. Der Deutschlandfunk überträgt live von 10.05 bis 11.00 Uhr.

Schon ein "Oh Gott" ist ein Stoßgebet. Im KiTa-Gottesdienst sagen die Kinder die Namen der Menschen, die Gott beschützen soll. In der Klinik, am Sterbebett, im Kreißsaal beten Menschen. In Taizé singen Jugendliche "O Lord, hear my prayer" – "O Herr, höre mein Gebet". Vor dem Einschlafen beten manche mit den gleichen Worten.

Was bewirkt Beten? Darüber predigt Pfarrerin Nina Ciesielski. Sie gestaltet den Gottesdienst gemeinsam mit Kirchenmusiker Ingmar Morten Stiller. Er hat eine Jazz-Combo aus Piano (Lukasz Flakus), Bass (Christoph Hübner) und Drums (Daniel McLane) zusammengestellt. Es singen Sara Bodemann, Joel Thomas und Pia Kleine-Bußmann.

Die Evangelische Altstadtkirche liegt am Ende der Fußgängerzone in der Innenstadt von Gelsenkirchen. Ihr markanter durchbrochener Turm ist in allen umliegenden Stadtteilen zu sehen.


Lieder des Gottesdienstes:
1. EG 447, Strophen 1 bis 3: Lobet den Herren, alle die ihn ehren
2. 
ZHE 209, Strophen 1 bis 3: Da wohnt ein Sehnen 
3. EG 171, Strophen 1 bis 4: Bewahre uns, Gott
 
Predigt nachlesen:

I
Woran merken Sie, woran merkst du, dass du mit jemandem befreundet bist?

Egal, ob die Person neu in dein Leben kommt oder gefühlt schon immer da ist?
Ich persönlich merke es daran, dass ich gern mit der Person Zeit verbringe.

Und dass ich mich ihr anvertraue, wenn ich etwas auf dem Herzen habe.
Und vor allem: dass ich zu diesem Menschen eine große Verbundenheit spüre, oder schlicht: dass ich ihn liebhabe.

Ist Jesus also ein Freund?
Jesus sagt zu seinen Freundinnen und Freunden: "Ihr liebt mich und glaubt an mich."

Jesus lieb haben. Für mich als Christin klingt das gut. Oft fühle ich mich Jesus tatsächlich verbunden, wenn ich von ihm lese:

Zum Beispiel davon, wie er der Maria aus Magdala begegnet am Ostermorgen. Maria erkennt ihn erst nicht. Bis Jesus ihren Namen ruft, so wie immer: "Maria!" – Eine fast intime Szene. Da versetze ich mich in Maria hinein und bin voller Liebe für Jesus.

Oder als Jesus stirbt – und in seinem Sterben noch Seelsorge betreibt, an dem Menschen neben ihm am Kreuz. Der gilt als Verbrecher. Er bittet Jesus: "Gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!" Und Jesus sagt zu ihm: "Heute wirst du mit mir im Paradies sein." Da versetze ich mich hinein in den Sterbenden und bin voller Dankbarkeit Jesus gegenüber.

Und wenn Jesus sagt: "Kommt zu mir, all ihr Müden und Belasteten." Dann fühle ich mich willkommen und eng mit ihm verbunden.

Wenn ich hingegen unseren Abschnitt im Johannes-Evangelium lese, fällt mir das Jesus-Liebhaben viel schwerer. Da sagt Jesus: "Ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde." Wenn ich nur diesen Satz nehme ohne die anderen Sätze drumherum, dann klingt er theoretisch und distanziert. Ich merke, wie meine Verbundenheit schwächer wird, wie ich innerlich auf Distanz gehe.

Wenn ich bete, zum Beispiel:
Dass Kim gesund wird.
Dass dieser verdammte Krieg endlich aufhört.
Dass Frau Meier nicht immer so verbohrt ist in ihren Ansichten.

Wenn ich das bete, dann möchte ich doch einfach nur, dass diese Gebete erhört werden – und nicht, dass Jesus mir ein Referat darüber hält, welchen Weg dieses Gebet nimmt. Ob wir uns nun direkt an Gott wenden können oder ob Jesus für uns bittet.

Diesem Jesus möchte ich mich nicht so gern anvertrauen. Der nimmt mich ja gar nicht ernst, denke ich, denn sonst wüsste er ja, wie wichtig mir meine Anliegen sind, die er vor Gott bringen soll!

Verwehrt er mir gar, dass diese Anliegen erfüllt werden? Das kann ich kaum glauben.

Aber Jesus sagt hier nun mal: "Ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde." Ich fühle mich vor den Kopf gestoßen. Das ist, als würde ich meine beste Freundin um etwas bitten, um ein echtes Herzensanliegen, und sie antwortet: "Na, ich weiß ja nicht. Das kann ich dir nicht versprechen".

Liebe zu Jesus
Wie ist das also mit dem Beten? Werden Gebete erhört und, wenn ja, wie?

Jesus sagt: "Wenn ihr Gott in meinem Namen etwas bittet, so werdet ihr empfangen." Jesus spricht hier mit seinen engsten Freundinnen und Freunde. Er verabschiedet sich von den Menschen, die ihm über lange Zeit gefolgt sind. Sie waren an seiner Seite, als er durchs Land gezogen ist, gepredigt und gelehrt hat, Menschen zugehört und sie geheilt hat.

Jesus weiß: Sein Ende steht bevor. Und er will seinen Freundinnen und Freunden zeigen: Unsere Verbindung bleibt. Durch mich habt ihr direkten Zugang zu Gott. Und selbst wenn ihr Angst habt in der Welt, ihr könnt getrost sein: Ich habe die Welt überwunden.

Der Jesus, der sich hier verabschiedet, ist derselbe Jesus, der die Müden und Belasteten zu sich ruft.

Das ist derselbe Jesus, der dem Verbrecher, der neben ihm am Kreuz hängt, zuspricht: "Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein."

Derselbe Jesus, dem Maria am Ostermorgen im Garten begegnet. Sie ist voller Trauer. Sie will und kann gar nichts mehr, außer ihrem toten Freund Jesus einen letzten Dienst zu erweisen. Dass er vom Tod auferstanden ist und lebt, damit rechnet sie nicht. Wie auch? Und der auferstandene Jesus spricht sie an, sanft, raunt liebevoll ihren Namen und holt sie damit heraus aus ihrer Starre, aus ihrer Trauer.

Wenn ich das lese, dann geht mir das Herz auf, dann bin ich voller Liebe für diesen sanften Jesus. Jesus gewinnt auch mein Herz, weil er nicht immer nur sanft ist. Er kann wütend werden und ereifert sich für Gott und gegen Unrecht. Er weist Menschen zurechtweist, die ihre Rechthaberei über das Wohl der anderen stellen.

Er wirft die Tische der Händler im Tempel um, weil man Gottes Nähe weder kaufen noch verkaufen kann.  An seinem eigenen Tisch heißt Jesus alle willkommen.

Ja, mit diesem Jesus will ich gern befreundet sein!
So stelle ich mir Jesus auch heute vor. Er ruft die Müden und Belasteten zu sich:
diejenigen, die erschöpft sind, weil sie einen Menschen pflegen,
diejenigen, die richtig durch sind, weil sie seit Wochen keinen freien Abend, geschweige denn einen freien Tag hatten,
diejenigen, die die Last der Welt meinen allein zu tragen und einfach nicht weiter wissen.

All diese Menschen nimmt Jesus auf, mit offenen Armen, verspricht ihnen Erquickung, Energie, Erfrischung, Erleichterung.

Von diesem Jesus will ich lernen, wie das mit dem Beten geht.

II
"Ihr liebt mich und glaubt an mich", sagt Jesus.

Zur Liebe gesellt sich also der Glaube, zumindest in dieser Aussage Jesu.
Ich behaupte: Die Liebe bezieht sich vor allem auf die Person Jesu.
Und der Glaube bezieht auf das, was Jesus lehrt und verkündet.

Wir sollen also glauben, was Jesus über das Beten sagt: Wenn wir Gott in seinem, Jesu Namen um etwas bitten, wird Gott unsere Bitte erfüllen.

Aber das stimmt ja so nicht 1:1, sagt meine Lebenserfahrung – und wahrscheinlich habt ihr das auch schon erlebt:

Wenn ich bete "Gott, bitte mach Kim gesund!", dann heißt das nicht, dass Kim gesund wird. Oder wenn ich bete "Gott, mach, dass dieser Krieg aufhört!", dann hört der Krieg nicht automatisch auf.

Oder wenn ich bete "Gott, bitte mach, dass Frau Meier nicht so verbohrt ist in ihren Ansichten", dann ändert das nichts an Frau Meiers Meinung.

Deshalb habe ich meine Art zu beten geändert:

Ich bete nicht "Gott, mach Kim gesund!", sondern "Gott, sei bei Kim. Stärke Kims Vertrauen in dich und hilf Kim, mit der Krankheit umzugehen. Sei bei den Menschen, die Kim liebhaben, sodass sie Kim unterstützen können."

Und ich bete zwar immer noch "Gott, bitte mach, dass dieser Krieg aufhört!",
aber darüber hinaus guck ich, was ich persönlich tun kann, um Mitgefühl füreinander zu wecken, um den Frieden zu stärken.

Und ich bete: "Gott, gib den Mächtigen Vernunft und Einsicht. Lass sie auf dich vertrauen und nicht auf ihre Heere und Waffen."

Und ich bete: "Gott, sei bei denen, die in diesem Krieg leiden, die vor diesem Krieg fliehen, die in diesem Krieg sterben."

Ich bete auch nicht mehr dafür, dass sich Frau Meier ändert.
Ja, ihre Ansichten unterscheiden sich sehr von meinen. Trotzdem gehe ich hin zu ihr,
und wir erzählen einander, was uns bewegt, was uns Angst macht, was uns Hoffnung gibt. Vielleicht bete ich, bevor ich sie treffe, dass Gottes Geistkraft bei uns ist.

Ich glaube: Wenn Gottes Geist dazukommt, sehen wir einander mit anderen Augen, haben ein bisschen mehr Verständnis für die Andere. Und wenn der Geist so richtig weht, dann beten wir nach unserem Gespräch gemeinsam. Trotz unserer Meinungsverschiedenheiten, obwohl wir sehr unterschiedliche Menschen sind.

Mich Jesus anvertrauen

Und in dieser neuen Gebets-Haltung höre ich es anders, wenn Jesus sagt "Ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde."

Ich höre dann: Jesus verwehrt uns gar nichts – er eröffnet uns im Gegenteil etwas, nämlich einen direkten Draht, einen direkten Zugang zu Gott, Schöpferin des Himmels und der Erde, ganz ohne Umweg über Jesus.

Ich höre: Habt Vertrauen! Eure Beziehung zu Gott ist gut – dafür hab ich, Jesus, gesorgt. Diese Beziehung zu Gott, die muss gar nicht erst werden. Sie ist bereits da.

Wenn Jesus so mit mir spricht, dann mag ich mich ihm anvertrauen, wie einem echten Freund. Mit allem, was mir auf dem Herzen liegt.

Und Jesus sagt: "Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost: Ich habe die Welt überwunden."

Daran merke ich: Jesus sieht direkt rein in mein Herz – und nimmt alles davon weg, was es ermüdet, was es belastet, was dem Herzen Angst macht. Und Jesus findet darin: Liebe. Glaube. Wir sind verbunden, ganz egal, was mit mir gerade los ist, ganz egal, was mit der Welt gerade los ist.

Mit Jesus nah bei meinem Herzen spüre ich:
Hoffnung auf mit-Gott-im-Reinen-sein. Hoffnung auf die-Welt-kann-uns-nichts-anhaben.
Die Hoffnung des Auferstandenen, der uns Müde und Belastete liebevoll mit Namen ruft.

Mit Jesus Zeit verbringen
Ja, ich glaube: Jesus ist mein Freund!
Ich habe ihn lieb.
Ich vertraue mich ihm an.
Und ich verbringe gern Zeit mit ihm,
fühle mich in die Menschen ein, denen er in den biblischen Geschichten begegnet,
und höre ihn, jetzt gar nicht mehr theoretisch, sondern sehr freundschaftlich sagen:

Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben. 24Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen.

…. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

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Kontakt zur Sendung

Pfr. Dr. Titus Reinmuth
Stellv. Evangelischer Rundfunkbeauftragter beim WDR
Telefon: 0211 - 415581-12
E-Mail:   reinmuth@rundfunkreferat-nrw.de