„Ich fühlte mein Herz seltsam erwärmt!“

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„Ich fühlte mein Herz seltsam erwärmt!“
Luther und die Lebenswende der Wesley-Brüder
06.03.2016 - 07:05
06.03.2016
Pastor Diederich Lüken

Über die Sendung

Die Reformation Martin Luthers begann mit der Entdeckung, dass nicht die guten Taten entscheidend sind, sondern allein der Glaube. Etwa 200 Jahre später bewirkte das die entscheidende Wende im Leben des englischen Theologen John Wesley – und die methodistische Bewegung war geboren.

 

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Die grundlegende Erkenntnis der Reformation war, dass nicht die guten Taten einen guten Christen ausmachen, sondern nur der Glaube das Christsein begründet. Was sich als theologische Einsicht relativ abstrakt anhört, hat immer wieder ganz konkrete Lebensvollzüge verändert und historisch wichtige Ereignisse mit sich gebracht. So geschah es zum Beispiel mit den Brüdern John und Charles Wesley. Sie lebten im 18. Jahrhundert in England und gaben der Kirchengeschichte Englands, der USA und schließlich der ganzen christlichen Welt entscheidende Impulse. Federführend war dabei John Wesley. Deshalb ist im Folgenden vor allem von ihm die Rede. Das Wirken beider Brüder, vor allem John Wesleys, wäre ohne das sogenannte Turmerlebnis Martin Luthers nicht möglich gewesen.

 

Es war eine kopernikanische Wende, die sich beim Turmerlebnis in Kopf und Seele des verzweifelten Mönches Dr. Martin Luther vollzog. Verzweifelt war er, weil er merkte: Alle seine Bemühungen um ein gerechtes Leben liefen ins Leere. Das war für ihn deshalb so schlimm, weil er am Ende seines Lebens ein göttliches Gericht erwartete; und dieses Gericht würde ihn schuldig sprechen, wenn er kein gerechtes Leben geführt hätte. Die Folge wäre ein ewig währendes Verdammungsurteil. Die seelische Verfassung des Theologen gipfelte in der verzweifelten Frage: Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Oder anders ausgedrückt: Was muss ich denn noch tun und lassen, um vor Gott gerecht zu sein? Da studierte er im Turmzimmer seines Wittenberger Klosters den Brief des Paulus an die Römer; und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen: Man muss die Sache vom Kopf auf die Füße stellen. Nicht wer gerechte Taten tut, ist gerecht. Sondern wer gerecht ist, tut gerechte Taten. Modern ausgedrückt: Das Sein bestimmt das Tun. Die Gerechtigkeit aber, in der ein Christ die gerechten Taten tun kann, braucht er sich nicht selbst zu erwerben. Er kann es auch gar nicht. Diese Gerechtigkeit, so Martin Luther wörtlich, ist „Gottes Geschenk“. Der ewig gerechte Gott schenkt seine Gerechtigkeit dem Menschen, der nach ihr verlangt. Dadurch wird der Mensch gerecht, ohne sein Zutun, ohne Vorbedingung, allein durch den Glauben an Jesus Christus. Auch dieser Glaube ist nach dem Verständnis Martin Luthers dem Menschen nicht aus eigenem Antrieb möglich, sondern ist, wie die Gerechtigkeit, ebenfalls Gottes Geschenk, glauben können ist Gnade.

Nun, so einfach, wie es sich hier anhört, ist es dann aber doch nicht. Wie anders konnte es kommen, dass diese Erkenntnis in einer reformatorischen Kirche wie der anglikanischen in England so völlig in Vergessenheit geriet? John Wesley jedenfalls, Sohn eines Pfarrers und selbst theologisch hochgebildet, brauchte ebenfalls die kopernikanische Wende, um zu dem bedeutenden Erneuerer des christlichen Glaubens zu werden, der er schließlich wurde. Zu dieser Wende führte ihn kein anderer als Martin Luther; und so wie jener durch das Studium des Römerbriefes zu seiner umwälzenden Erkenntnis kam, so dieser durch die Lektüre der Vorrede zum Römerbrief von eben jenem Martin Luther. Die Musikstücke dieser Sendung hat Samuel Wesley komponiert, Sohn von Charles und Neffe von John Wesley, vor 250 Jahren geboren.

 

Die Wege, die John Wesley bis zu seiner kopernikanischen Wende ging, unterschieden sich erheblich von denen Martin Luthers. Während Luther zunächst in seinem Kloster ein abgeschiedenes Leben führte, dem Studium der Schrift und dem Unterrichten seiner Studenten hingegeben, gab es kaum einen umtriebigeren jungen Menschen als John Wesley. Er war das 15. von 19 Kindern seiner Eltern; elf seiner Geschwister starben jedoch schon im Kindesalter. In seiner frühen Kindheit wurde er so gerade eben aus dem brennenden Pfarrhaus gerettet; seine Eltern hatten ihn bereits aufgegeben – ein Erlebnis, das ihn bis ins hohe Alter beschäftigte. Sein Leben als Student war geprägt von einem unstillbaren Eifer für das, was er als eine christliche Lebenspraxis ansah. Er stieß in Oxford zu dem sogenannten „Heiligen Club“, den sein Bruder Charles 1727 gegründet hatte. Dort traf er andere Studenten, die es ebenso ernst mit dem christlichen Glauben nahmen wie er selbst. Es ist bezeichnend für den Charakter John Wesleys, dass er innerhalb kürzester Zeit die Leitung des Heiligen Clubs übernahm. Die Zielsetzung war eine doppelte: Erstens das persönliche Leben streng nach den Vorschriften des christlichen Glaubens und der anglikanischen Kirche zu gestalten und zweitens die soziale Verantwortung in den Brennpunkten des Lebens wahrzunehmen. Dazu erstellten die Mitglieder eine minutiöse Planung des Tages, die ein frühes Aufstehen ebenso enthielt wie eine systematische Lektüre von Bibeltexten und anderen christlichen Quellen und feste Zeiten für das Gebet. Die sozialen Aktivitäten bestanden darin, dass die Studenten Gefangene und Kranke besuchten und Arme unterstützten. Damit einher ging eine ebenso minutiöse Gewissenserforschung: War man wirklich durchdrungen davon, Gottes Willen zu tun, waren Eigenliebe und Selbstsucht wirklich „abgetötet“? – so pflegte man hier zu sagen. Es war ein umfangreicher Katalog von Fragen, die die jungen Leute sich vorlegten, damit sie auch ja auf den Spuren Gottes blieben und so ihre ewige Seligkeit erwerben konnten. Die Überzeugung der Brüder Wesley und ihrer Freunde lautete: Um selig zu werden, muss man heilig werden. Die Mitstudenten verspotteten den Ernst, den die Wesleys und ihre Freunde zeigten, und belegten sie mit Spottnamen. Unter anderem nannten sie sie „Methodisten“. Dieser Name ging dann positiv auf die Bewegung und die Kirche über, die aus dem Wirken des späteren John Wesley entstanden.

Da kam 1735 die große Chance, den Glauben auf einem ganz anderen Feld zu bewähren. John und Charles Wesley erhielten den Auftrag, eine englische Kolonie in Georgia, Nordamerika aufzusuchen. Es ging darum, die dort lebenden Engländer seelsorgerisch zu betreuen. Darüber hinaus war John Wesley von dem Gedanken beseelt, die Indianer zu missionieren. Auf der Hinfahrt machte er eine eigenartige Entdeckung. Einige Mitreisende gehörten zu den Herrnhutern, einer Ansiedlung von überzeugten Christen, die ihre Wurzeln in der böhmischen Reformation des Johannes Hus behaupteten. Es gibt sie heute noch; sie geben das berühmte Losungsbüchlein heraus. Auf dem atlantischen Ozean brach nun ein heftiger Sturm los. Wesley notierte in seinem Tagebuch:

 

„Unter den Engländern entstand ein fürchterliches Geschrei, die Deutschen aber (gemeint sind die Herrnhuter) sangen ruhig weiter. Nachher fragte ich einen von ihnen: „Hattest du keine Furcht?“ Er erwiderte: „Gott sei Dank, nein.“ Ich fragte: „Aber eure Frauen und Kinder fürchteten sich wohl?“ Er antwortete ruhig: „Nein, unsere Frauen und Kinder fürchten sich nicht vor dem Tode.“

 

Diese Gelassenheit im Angesicht des Todes machte Wesley schwer zu schaffen und bereitete seine Lebenswende vor. Ähnlich wie ihm erging es seinem Bruder Charles.

Zunächst aber machte sich der junge Theologe mit gewohnt großem Eifer ans Werk. Es endete in einem Desaster. Zunächst erwies sich, dass Wesley kaum Zeit hatte für sein innerstes Anliegen, die Indianermission. Die seelsorgerische Begleitung seiner englischen Landsleute beanspruchte seine Zeit und seine Arbeitskraft bis auf kleine Reste. Und die wenigen Indianer, denen er dann doch den christlichen Glauben nahebringen konnte, waren keineswegs gewillt, dem Verkündiger widerspruchslos zu folgen. Seine Stellung bei den Engländern wurde auch immer schwieriger. Seine Kompromisslosigkeit in den Fragen christlicher Lebensführung machte ihn zunehmend verhasst. Dann verliebte sich der junge Mann auch noch in eine Frau; die Beziehung endete unglücklich. Am Ende fand er sich nach nur zwei Jahren auf einem Schiff Richtung Heimat wieder. Darin folgte er seinem Bruder Charles, der schon im Jahr davor nach Hause gefahren war. Auf der Heimreise zog John Bilanz über seine Tätigkeit und sein Leben als Christ – ein erschütterndes Dokument des Scheiterns.

 

„Ich ging nach Amerika, um die Indianer zu bekehren; doch ach, wer wird mich bekehren? Wer oder was wird mich von diesem bösen Herzen erlösen? Ich bin nur fromm, wenn es mir gut geht. Ich kann gut reden, ja, sogar Glauben haben, wenn es mir gut geht. Aber sobald mir der Tod droht, kommt Unruhe in mein Herz. … ...was habe ich selbst in dieser Zeit gelernt? Etwas, was ich am allerwenigsten erwartet hätte: dass ich, der ich nach Amerika ging, um andere zu bekehren, nicht einmal selbst zu Gott bekehrt war.“

 

1738: Zurück in London führte John Wesley seine Selbstbetrachtungen weiter; und hier fallen entscheidende Einsichten. Nachdem er darstellte, dass er einerseits die Werke der Barmherzigkeit getan und andererseits „der Einigung der Seele mit Gott“ nachgejagt hätte, kam er zu dem niederschmetternden Ergebnis:

 

„Nun aber waren diese Mittel in Wirklichkeit … meine eigenen Werke… Auf diesem verfeinerten Weg, auf dem ich auf meine eigenen Werke und meine eigene Gerechtigkeit vertraute … , schleppte ich mich mühsam dahin und fand dabei keinen Trost oder Hilfe…“

 

Wer diese Worte des hochreligiösen Pfarrers und Missionars John Wesley liest, kann nicht umhin, zu bemerken: seine Religion war für ihn eine raffinierte Form des Unglaubens .

In dieser hoffnungslosen Situation traf Wesley in London auf Peter Böhler, Missionar und Bischof der Herrnhuter Gemeinschaft, derselben, die Wesley auf dem Schiff so sehr beeindruckt hatte. Im Gespräch mit diesem pietistisch angehauchten, gut reformatorisch gesinnten Geistlichen Theologen erkannte Wesley noch dringender seinen Unglauben. Er sah ein, dass ihm das Vertrauen allein auf die Erlösung durch Christus fehlte. „Herr, hilf meinem Unglauben!“ betete er voller Verzweiflung.

Wesley fasste sogar den Vorsatz, seinen Beruf als Prediger aufzugeben. Wie sollte er das Evangelium von Jesus Christus predigen können, wenn er sich selbst des Unglaubens bezichtigte? Hier nun tat Peter Böhler einen folgenschweren Ausspruch. Er konstatierte zunächst, dass die Begabung zum Predigen eine Gabe Gottes sei. Ihre Ausübung ist also nicht in das Belieben des Empfängers gestellt. Dann gab er dem Prediger den Rat: „Predige den Glauben, bis du ihn hast; und dann predige ihn, weil du ihn hast.“ Das eigene Verlangen nach Glauben schien offenbar zu genügen, um Glauben bei anderen wecken zu können. Wesley machte die Probe und sprach in diesem Sinn mit einem Schwerverbrecher im Gefängnis. Und siehe da, der zum Tod verurteilte Mann bekannte, er habe nun den inneren Frieden mit Gott durch den Glauben gefunden.

 

Es dauerte nicht mehr lange, bis der Knoten platzte. Am 24. Mai 1738 besuchte John Wesley widerstrebend eine Versammlung in Londons Aldersgate Street, um der Verlesung von Luthers Vorrede zum Römerbrief beizuwohnen. Das ist eines der großen Dokumente, in denen Martin Luther, dem Apostel Paulus folgend, von der Rechtfertigung allein durch den Glauben spricht. Die reformatorische entscheidende Wende Luthers traf auf einen Wesley, der von seiner eigenen Religiosität angewidert war und dringend nach einem Glauben suchte, der ihm endgültig Halt in den Wechselfällen des Lebens und die ewige Seligkeit zu bringen versprach. Die durch den Apostel Paulus verursachte Wende Luthers löste nun ihrerseits in Wesley die eigene Lebenswende aus. Die folgende Stelle in der Vorrede zum Römerbrief stellte für den jungen Mann alles auf den Kopf: „Glaube ist ein göttliches Werk in uns, das uns wandelt und neu gebiert aus Gott und den alten Adam tötet, aus uns ganz andere Menschen in Herz, Gemüt, Sinn und allen Kräften macht und den heiligen Geist mit sich bringt. O es ist ein lebendig, geschäftig, tätig, mächtig Ding um den Glauben, dass es unmöglich ist, dass er nicht ohn Unterlass Gutes wirken sollte. Er fragt auch nicht, ob gute Werke zu tun sind, sondern ehe man fragt, hat er sie getan, und er ist immer im Tun.“ Wesley schrieb dazu in seinem Tagebuch:

 

„Ungefähr viertel vor neun Uhr, als man an der Stelle war, wo er die Veränderung beschreibt, welche Gott durch den Glauben an Christus im Herzen wirkt, wurde es mir seltsam warm ums Herz. Ich fühlte, dass ich für die Erlösung auf Christus vertraute, auf Christus allein, und eine Gewissheit wurde mir gegeben, dass er meine Sünde weggenommen hat, sogar meine, und mich rettete von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“

 

Was also Wesley durch minutiöse Selbstbeobachtung, strenge Observation der christlichen Lebensregeln und umfassende soziale Tätigkeit vergeblich zu erringen gehofft hatte, lag nun als Gottes Geschenk und Gabe vor ihm. Er ergriff es mit warmem Herzen. Nicht mehr seine guten Werke machten seinen Glauben, sondern dieser Glaube machte gute Werke. Er musste nicht mehr heilig werden, weil er selig werden wollte, sondern er war selig und wollte deshalb heilig werden, also ein Leben nach hohen Maßstäbe führen. Die Wirklichkeit seines Lebens und Glaubens wurde vom Kopf auf die Füße gestellt. Sein Bruder Charles war drei Tage vorher zu derselben Erkenntnis gekommen. Bei ihm hatte der Kontakt mit den Herrnhutern genügt, um seinen Glauben und sein Leben zu verändern.

Bei Martin Luther hatte die reformatorische Wende erhebliche Folgen für sein emotionales Erleben. Er sagte über seine Entdeckung:

„Bevor ich diese Worte verstand, hasste ich Gott, weil er uns Sünder mit dem Gesetz und mit der Erbärmlichkeit unseres Lebens erschreckte; und nicht genug damit, verschlimmerte er unsere Trübsal noch mit dem Evangelium. Aber dann verstand ich durch den Geist Gottes die Worte: 'Denn der Gerechte wird aus Glauben leben.' Da fühlte ich mich wie von neuem geboren, wie ein neuer Mensch. Ich trat durch geöffnete Tore geradewegs ins Paradies Gottes ein!“

Merkwürdig mutet demgegenüberan, dass Wesley nach seiner Lebenswende sich unzufrieden fühlte. Er suchte das Paradies, von dem Luther gesprochen hatte, in seinem eigenen Empfinden. Er empfand zwar „Frieden mit Gott“, wie er sich ausdrückte; er vermisste aber die überwältigende Freude über seine Bekehrung, die ihm von seinen Herrnhuter Freunden versprochen worden war. Die stellte sich erst später ein.

Bemerkenswert ist auch, an welcher Stelle der Vorrede zum Römerbriefes Luthers Wesley sein Herz erwärmen fühlte. Es war die Stelle, in der Luther von den Folgen des Glaubens spricht; genauer: vom Tun der guten Werke. Wesley legte nach wie vor größtes Gewicht auf das, was er Heiligung nannte. Er meinte damit, ein Christ müsse sich auf den Weg zur Vollkommenheit machen, dabei Strenge gegen sich selbst walten lassen und sich sozial engagieren. Er tat und predigte also genau das, was er vor seiner Wende auch getan und gepredigt hatte – nur unter einem anderen Vorzeichen. War es früher Bedingung für das Seelenheil, so war es jetzt die Folge des geschenkweise empfangenen Seelenheils. Wesley war in dieser Frage jedoch barmherzig. Er hatte das Beispiel des sogenannten Schächers am Kreuz vor Augen, also des Verbrechers, der sich im letzten Augenblick seines Lebens dem mit ihm gekreuzigten Jesus zuwandte. Jesus versprach ihm daraufhin:

„Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“ (Lukas 23,43).

Zur Not, so predigte Wesley, könne man auf die Heiligung verzichten, wenn sie durch ungünstige Bedingungen verhindert würde. Der Glaube war und blieb für ihn der hinreichende Grund dafür, die ewige Seligkeit zu empfangen. In dieser befreienden Einsicht stand Wesley fest zu seiner so mühsam erworbenen reformatorischen Basis und blieb ein getreuer Nachfolger Martin Luthers. Aber wo es möglich war, hatte sich der Glaube in der Heiligung auszudrücken, und zwar als Frömmigkeit in der persönlichen Lebensführung und als sozial-diakonische Aktivität. Darin ging Wesley über Luther hinaus; der sah zwar die guten Werke als unverzichtbare Folge des Glaubens an, maß ihnen aber keine eigene Wirksamkeit für das Heil bei.

Mit seiner neuen Erkenntnis machte sich Wesley auf den Weg durch England und predigte sie, wo immer er Gelegenheit dazu fand. Die Kirchen wurden ihm, dem anglikanischen Pfarrer, bald verschlossen; also predigte er im Freien. Sein Bruder Charles unterstützte ihn. Wenn John Wesley der große Organisator war, dann war Charles der Poet der neuen Bewegung. Etwa 6000 geistliche Gedichte sind von ihm überliefert. Die methodistische Bewegung ließ sich nicht aufhalten; sie lief durch ganz Großbritannien, erreichte Amerika und auf verschiedenen Wegen den europäischen Kontinent. John Wesley begründete mit seiner kopernikanischen Wende durch die Vorrede Martin Luthers zum Römerbrief eine der großen reformatorischen Denominationen der Welt. Bei alledem glaubte er, ein treuer Sohn seiner anglikanischen Kirche geblieben zu sein. So kann man sich irren.

06.03.2016
Pastor Diederich Lüken