Sieh, wohin wir gehn

Feiertag
Sieh, wohin wir gehn
Ein Lied auf dem Weg des Karfreitags
25.03.2016 - 07:05
03.04.2016
Pfarrer Günter Ruddat

Über die Sendung

Jürgen Henkys hat ein neues geistliches Lied aus den Niederlanden ins Deutsche übertragen. "Holz auf Jesu Schulter" (EG 97) lädt ein, den Horizont des Karfreitags zu weiten. Das Kreuz kann zum "Baum des Lebens" werden.

 

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Ein Freund war gestorben.

 

Seine Familie hatte nach seinem Tod zu einem besonderen Trauergottesdienst eingeladen. Darin sollte, so ihr Anliegen, die Auferstehungshoffnung bedacht und gefeiert werden. In der Anzeige nahm die Familie einen Segenswunsch auf – von ihm selbst formuliert:

 

„Keinen Tag soll es geben, an dem Du sagen musst,

niemand ist da, der mir die Hände reicht, mich leitet und begleitet…“

 

Es ist nicht einfach gewesen, zu diesem Gottesdienst, zur Kirche durchzukommen, viele Freunde von nah und fern sind da, sie wollen Abschied nehmen und sollen – für manche ungewohnt und überraschend – Auferstehung feiern.

 

Lange vor Beginn des Gottesdienstes ist die Kirche überfüllt, an der Altarwand ein riesiges Kruzifix, davor zwei schlichte Holzkreuze links und rechts neben dem Altar, mit farbigen Tüchern geschmückt, Erinnerung an ein buntes Leben.

 

Zwischen Lachen und Weinen, so die bleibende Erinnerung, entwickelt sich ein bewegender Gottesdienst, der Leben angesichts des Todes zum Klingen bringt; mit Liedern vom Evangelischen Kirchentag: „Da berühren sich Himmel und Erde“ oder „Was macht, dass ich so fröhlich bin“; mit Zeilen aus einem der „Psalmen für alle Tage“ von Uwe Seidel, aus einem Psalm eben auch für diesen Tag:

 

„Meine Seele ist immergrün

und mein Herz schlägt munter wie am ersten Tag.

Wenn ich auch alt werde,

so blühe ich wieder auf,

denn Gott behütet mich auf allen meinen Wegen.

In dunklen Stunden und in hellen Tagen

ist er mit mir und für mich.“

(Ausschnitt aus U. Seidel, Psalm 92, in: Hanns Dieter Hüsch/ Uwe Seidel: Ich stehe unter Gottes Schutz. Psalmen für Alletage, tvd, Düsseldorf 1996, S. 11, 7 Zeilen)

 

Ein alter Freund geht nach vorn und stellt sich zu den Kreuzen am Altar, in die bewegte Stille bläst er für jedes Lebensjahr einen neuen Ton auf dem Schofar, dem Widderhorn aus der jüdischen Liturgie . Und alle, die da sind, stehen auf und machen sich auf den Weg, kommen still nach vorn zu den Kreuzen, um Abschied zu nehmen.

 

Mit Blumen des Frühlings und frischen grünen Zweigen schmücken sie die Kreuze, lassen sie – sozusagen – erblühen, und so verwandelt sich das nackte Holz der Kreuze zu einem Zeichen des Lebens. Heute am Karfreitag ist mir das Zeichen besonders präsent, ein blühendes Kreuz, das ich seitdem immer mit dem gestorbenen Freund verbinde.

 

Das paradiesische Bild vom „Baum des Lebens“ wird lebendig, sichtbar, greifbar.

 

„Holz auf Jesu Schulter“, ein Lied aus den Niederlanden, besingt den „Baum des Lebens“, es nimmt die Gemeinde hinein in ein „Leben aus Passion“ und nimmt sie anrührend mit – auf einen Weg über den Tod hinaus.

 

„Holz auf Jesu Schulter“, ist ein Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch (Nr. 97). Es findet sich jetzt auch im neuen „Gotteslob“ (Nr. 291), dem katholischen Gesangbuch. Es ist 1963 – vor gut fünfzig Jahren – in den Niederlanden entstanden.

 

Jürgen Henkys (1929–2015), im vergangenen Oktober im Alter von 85 Jahren in Berlin verstorben, war einer der großen Poeten des Kirchengesangs in unserer Zeit. Er hat das Lied „Met de boom des levens“ 1977 kennengelernt, damals war er Pfarrer und Theologieprofessor an der Kirchlichen Hochschule in Ostberlin. Jürgen Henkys hat das Lied dann „verdeutscht“, ein Lied, das für viele wegen seiner virtuosen niederländischen Wortspiele als unübersetzbar galt.

Der Original-Text stammt von dem verstorbenen evangelischen Pfarrer und Dichter Willem Barnard (1920-2010), der lange Zeit unter seinem Pseudonym Guillaume van der Graft veröffentlicht hatte und zu den prägenden Kirchenliedautoren in den Niederlanden zählte.

 

Ursprünglich war das Lied, das das Zeichen des Kreuzes besingt, gar kein Passionslied, sondern für den letzten Sonntag im Kirchenjahr geschrieben, den Ewigkeitssonntag. Es sollte ein Lied für den Übergang sein, für den Ausblick in eine andere Zeit. Doch daraus entwickelte sich ein Lied auf dem Weg durch die Passions- und Osterzeit. In Deutschland wurde es durch den ökumenischen „Kreuzweg der Jugend“ bekannt, bevor es in den neuen Gesangbüchern seinen Platz fand.

 

Dazu hat neben dem spannungsvollen Text sicher auch die eingängige Melodie beigetragen. Der flämische Musiker und Theologe Ignace de Sutter (1911-1988) hat sie 1964 komponiert.

Er macht – wie bei einem Melodiewettbewerb vorgeschlagen – die ursprüngliche Strophe in der Mitte des Liedes zum Kehrvers, zum sich wiederholenden Gebetsruf, der besonders inspiriert. Er nimmt ein gregorianisches Kyrie (Orbis factor) aus dem Mittelalter auf:

 

„Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.“

 

Dieser einprägsame Kehrvers durchschreitet, beginnend mit dem Karfreitag, die anstehende Erfahrung theologisch. Er markiert – eine „Theologie der drei Tage“ – bis Ostern.

 

„Kyrie eleison.“ Da wird der Kyrios angesprochen, der Herr, der ganz anders ist, als die anderen Herren; der sich erbarmt, der auf uns achtet und sieht, der seinen Weg geht und aufsteht gegen die, die kein Erbarmen kennen.

 

Der Karfreitag: „Sieh, wohin wir gehn!“ Haben wir das Kreuz, den Tod vor Augen? Können wir mitgehen mit Jesus?

 

Der Karsamstag: „Ruf uns aus den Toten“, so wird Jesus gebeten. Befreie uns von der Macht des Todes, der Tod soll uns nicht mehr festhalten, nicht mehr festnageln, hol uns aus den Gräbern, die wir uns selbst graben und die wir anderen schaufeln, schaffe Licht in dunkler Nacht!

Da steht Ostern vor der Tür:“Laß uns auferstehn!“ Richte uns auf, richte uns aus! Diese Bitte gibt unserer Hoffnung Grund und Richtung. Todeswege sollen sich in Lebenswege verwandeln, auch wenn es im Leben todsicher hart auf hart kommt.

 

„Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.“

 

Und so prägt dieser Kehrvers dann Strophe für Strophe eindringlich ein, auf dem Kreuzweg nicht am Galgen von Golgatha stehen zu bleiben, sondern den Horizont des Karfreitags zu weiten – von Ostern her und alle Todeserfahrungen, die Menschen immer wieder einholen, im Angesicht des Kreuzes unter den „Baum des Lebens“ zu stellen und sie Schritt für Schritt zu verwandeln.

 

Das entfalten die Strophen des Liedes, die wie eine gute Predigt zum Hören einladen, um mit dem Kehrvers immer wieder in die Botschaft vom „Baum des Lebens“ einzustimmen.

 

„(1) Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht,

ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.

 

(6) Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz, o Herr,

ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer.

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.“

 

Die erste und die letzte Strophe des Liedes spannen den Bogen vom Holz auf Jesu Schulter zum Kreuz als Baum des Lebens.

 

Ein Bild entwickelt sich: Ein Mensch wird belastet, beladen; Jesus nimmt es auf sich, ihm wird ein Balken auf die Schulter gelegt, ein schweres Stück Holz, wie es ein Zimmermann zur Baustelle trägt, und das gräbt sich tief ein, schneidet ein, schmerzhaft. Und das ist noch nicht genug.

 

Dieser Mensch wird verflucht, verflucht von der Welt, die ihn umgibt, verflucht von den Menschen, denen er Gottes Barmherzigkeit nahe bringt, verflucht von den Mächtigen, denen er ein Dorn im Auge ist, allzu menschenfreundliche Konkurrenz, am Ende gefährlich; verspottet von denen, die ihr Fähnchen nach dem Winde drehen und zu allen Zeiten mit dem Strom schwimmen. Und dazu noch: Von allen Freunden verlassen.

 

Aber das Bild ist noch nicht fertig entwickelt, der Satz noch nicht zu Ende gesprochen, der Fluch nicht die ganze Wirklichkeit, da steht noch etwas aus, eine neue Wendung.

 

Das Holz auf seiner Schulter, das Holz des Todes wird zum Baum des Lebens.

 

Da geht auf einmal der Blick zurück zu den Anfängen, der Weg führt von Golgatha, wo der Galgen schon aufgerichtet ist, zurück zum Baum des Lebens mitten im Garten Eden (Gen 2,9), Zeichen dafür: Gott ist ein Freund des Lebens, für die Menschen da – Erinnerung an paradiesische Zeiten, an himmlische Nähe.

 

Und da wird dann auch die sogenannte „Legende vom wahren Kreuz“ verständlich, die sich in der Sammlung der Legenda aurea findet, dem neben der Bibel am meisten gelesenen Buch des Mittelalters. Diese Legende erzählt, das Kreuz Jesu sei aus dem Holz des Lebensbaumes im Paradies geschnitten. Und die Kraft dieses Baumes und seiner Zweige und Blätter habe seit Anbeginn immer wieder Menschen geheilt und lebendig gemacht.

 

Ein Bild mit weitem Horizont, das auch der Seher Johannes vor Augen hat, wenn er in seiner Offenbarung von einem neuen Himmel und einer neuen Erde träumt, wenn endlich die Frucht aufgegangen ist… und an einem Strom lebendigen Wassers Bäume des Lebens wachsen und grünen – zur Heilung der Völker… und es wird nichts Verfluchtes mehr sein. „Denn das Erste ist vergangen.“ (Off 21,1.4; 22,1-3)

 

Das Holz auf Jesu Schulter, das Holz des Todes wird zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht. Aus der Zusage, aus der Botschaft am Anfang des Liedes wird am Ende so etwas wie ein Bekenntnis: Ja, so können wir das jetzt auch sehen.

 

„Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz, o Herr,

ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer.“

 

Das Kreuz als Inbegriff von mörderischer Gewalt und Unterdrückung im römischen Reich, das Zeichen des Todes wandelt sich im Lichte des Glaubens zum Zeichen des Lebens, das zu allen Zeiten fruchtbar anstiftet, gegen die Herren aufzustehen, die mit dem Tod regieren.

 

Wie es der Kirchenvater Tertullian um 200 n. Chr. auf den Punkt gebracht hat:

 

„Wer unter allen Königen trägt das Zeichen seiner Macht auf der Schulter und nicht die Krone auf dem Haupt oder das Zepter in der Hand? Allein der neue König der neuen Zeiten Christus Jesus hat seine neue Herrlichkeit, Macht und Erhabenheit auf der Schulter getragen, nämlich das Kreuz, sodass der Herr vom Holze her herrscht.“

 

Zwischen dem immer wieder triumphierenden Holz des Galgens und dem blühenden Holz vom Baum des Lebens gestaltet sich unser Lebensweg mit Bitten und Anklagen.

 

„(2) Wollen wir Gott bitten, daß auf unsrer Fahrt

Friede unsre Herzen und die Welt bewahrt.

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.

 

(3) Denn die Erde klagt uns an bei Tag und Nacht.

Doch der Himmel sagt uns: Alles ist vollbracht!

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.“

 

Wie in einem Gottesdienst verständigt sich eine Gemeinschaft von Menschen kurz vor dem Aufbruch auf einen neuen Weg, auf die Fahrt in eine neue Zeit und auf eine tief greifende Bitte, sozusagen die Bitte um einen Reisesegen: Friede den Herzen, Bewahrung der Welt!

Und die Menschen ahnen, was ihnen alles bevorsteht, was ihnen im Wege steht und wo sie sich selbst im Wege stehen, wenn es darum geht, Frieden zu stiften und Frieden zu halten, und die Menschen wissen darum, was für Stolpersteine sie sich gegenseitig in den Weg werfen und welche Fallgruben sich auftun, wann es höchste Zeit ist, die Schöpfung zu bewahren.

 

So ist es nur verständlich, wenn – wie in einem Gerichtsverfahren – Klage erhoben wird. Die Erde, die uns trägt, hält uns unentwegt den Spiegel vor, was Menschen an Schrecken verbreiten und an Zerstörung anrichten, wo Menschen aber auch immer wieder „gut gemeint“ scheitern, wo Rückfälle und Rückschläge zur Normalität geworden sind und Augenblicke der Menschlichkeit auf der Strecke bleiben.

 

Die Erde, unsere Welt fragt: Was tut ihr und was unterlasst ihr? Was tut ihr angesichts von Hass und Gewalt für Flüchtlinge und Schutzsuchende, was unterlasst ihr an Hilfe und Unterstützung angesichts von Armut und Not weltweit, wo denkt ihr kurzsichtig nur an euren Vorteil und nicht an die Folgen für andere?

 

Ich glaube: Wenn uns solche Fragen und Gefühle übermannen, dann tritt der Himmel ein und macht uns Menschen Mut. Jesus bittet am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34)

Gott hat den Glauben an uns nicht verloren. Anders gesagt: Gott macht seinem Namen alle Ehre: Ich bin für euch da. Ich bin euch nah. Ich bin Gnade und Barmherzigkeit.

 

Auch wenn wir allzu oft wissen, was wir tun, wir müssen nicht bei der Selbstanklage stehen bleiben, wir werden nicht endgültig darauf behaftet. Trotz all unserer Enge und Verbohrtheit wird uns Leben zugesprochen, ein Geschenk der Liebe, ein weites Herz: Ihr sollt leben, ihr könnt weiter gehen. Da wird das Kreuz zwischen den Zeilen des Liedes zum Lebenszeichen. Das niederländische Original nimmt diese Spannung unmissverständlich auf:

 

„Denn die Erde fragt uns nach der Saat des Todes,

aber der Himmel trägt uns auf dem Atem Gottes.“

 

Und mit dieser Erinnerung an den Anfang, an Gott, der uns das Leben einhaucht und uns am Leben hält, wird der Weg durch die „Theologie der drei Tage“ fortgesetzt:

 

„(4) Wollen wir Gott loben, leben aus dem Licht.

Streng ist seine Güte, gnädig sein Gericht.

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.

 

(5) Denn die Erde jagt uns auf den Abgrund zu.

Doch der Himmel fragt uns: Warum zweifelst du?

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.“

 

Das Leben loben, das wäre es doch, aber es fällt uns nicht leicht, fällt uns oft so schwer… Und dann noch Gott loben, ich höre die Einwände, die Rückfragen und Vorbehalte. Hätte Gott nicht… Könnte Gott nicht… Müsste Gott nicht längst…?

 

Doch höre ich zugleich so etwas wie eine Einladung: Hört mal, wollen wir nicht gemeinsam über unseren Schatten springen, wollen wir es nicht endlich einmal versuchen, Gott zu loben und uns auf die Erfahrung einzulassen, aus dem Licht zu leben, die Welt und die Menschen im Lichte Gottes zu sehen, mit anderen Augen, mit den Augen der Liebe.

 

Im niederländischen Original deutet sich das an:

 

„Lasset uns Gott loben, leben von dem Licht,

über unsern Fall hinweg in einem Gleichgewicht.“

 

Ich verstehe das so: Gott gleicht aus, Gott bringt uns wieder ins Gleichgewicht – mit Strenge, die klar ausrichtet und gut tut, ich weiß, woran ich bin, und mit Güte, die Gnade vor Recht ergehen lässt und neue Beziehung eröffnet.

 

Wer das alles nicht glauben kann, ungläubig staunend diese Zeilen hört, dem wird noch einmal die eigene, unsere Hilflosigkeit und Ratlosigkeit vor Augen geführt: Die Erde rast scheinbar unweigerlich auf das Inferno zu, es fällt nicht schwer, dafür Anzeichen und Daten zu sammeln. Wir verlieren den Boden unter unseren Füßen.

 

Und doch lässt sich gleichzeitig die Stimme des Himmels hören: Warum zweifelst du? Warum verzweifelst du? Warum lässt Du dich von der Angst lähmen? Warum wird dir das Herz so eng? Da holt dieses Lied noch einmal aus:

 

„(6) Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz, o Herr,

ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer.

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.“

 

Jürgen Henkys, der das Lied ins Deutsche übertragen hat, fasst die Botschaft dieses Liedes so zusammen:

 

„In diesem zugleich kräftigen und stillen Lied wird der Widerstreit von Kreuz und Auferstehung, von Sinnlosigkeit und Lebensreichtum so durchdacht, dass Jesu Geschick und unser eigenes immer mehr zusammengeschaut werden. Das Kreuz als Galgen und damit als Zeichen des Todes erschließt sich dem Glauben als Baum des Lebens.“

 

Ich denke noch einmal zurück an den Gottesdienst für den verstorbenen Freund und freue mich heute am Karfreitag an der Erinnerung und an der Erfahrung: Wie wir dort gemeinsam die Kreuze geschmückt haben mit Zweigen und Blumen; wie aus dem nackten Holz des Kreuzes ein blühender „Baum des Lebens“ wurde, und entdecke da heute, am „guten Freitag“, wie die Engländer diesen Tag nennen, ein Licht, das von Ostern her voraus scheint. Und kann weiter gehen – auf Ostern hin.

03.04.2016
Pfarrer Günter Ruddat