Weiches bricht Hartes

Wort zum Tage
Weiches bricht Hartes
14.10.2015 - 06:23
25.06.2015
Dietrich Heyde

Ein steiniges Ufer am Meer. Wieder und wieder umspülen die Wellen den Stein, umspielen ihn bei Tag und Nacht, jahraus, jahrein. Es scheint, als könne das weiche Wasser dem harten Gestein nichts anhaben. Doch auf Dauer gesehen, verändert das Wasser den Stein, formt ihn um, durchlöchert ihn, ja wäscht ihn weg. Weiches bricht Hartes. Ein treffendes Gleichnis dafür, dass wir auch vor den größten Härten des Lebens nicht zu kapitulieren brauchen. Dies lehrt uns die Berührung des harten Steins mit dem weichen Wasser:

Auch das hartnäckigste Leid und Elend wird am Ende weichen. Auch Gewalt und Terror, so übermächtig sie sich gebärden, behalten nicht das letzte Wort. Weiches bricht Hartes. Das kann uns Mut und Hoffnung machen. Vielleicht ist nur dies wichtig, dass auch bei uns etwas ins Fließen kommt wie Wasser, eine Kraft, die sich nicht abfindet mit den Härten unseres Daseins, die nicht aufgibt, nicht resigniert, keinen Augenblick.

 

Ich begegnete einmal einer Frau, die war durch einen Unfall an einen Rollstuhl gefesselt. Sie erzählte mir, wie hart die ersten Jahre waren. Sie konnte  nicht akzeptieren, was ihr widerfahren war. Bis eines Tages der Durchbruch kam. Der brachte etwas in ihr zum Fließen, etwas wie Wasser, das Steine wegwäscht vom Herzen. Denn von Stunde an, obgleich weiterhin an den Rollstuhl gebunden, war es ihr gegeben, jeden Tag neu ihre innere Dunkelheit in Licht zu verwandeln, ihre Angst in Vertrauen und Traurigkeit in Freude.

 

Was brachte den Durchbruch? Ich glaube, etwas wie Wasser will auch bei uns alles Verhärtete ins Fließen bringen. Was aber ist das?

 

Dem Mann Hiob, so erzählt die Bibel, lagen Verlust, Leid und Schmerz wie schwere Last auf der Seele. Und doch hörte er auch in den Abgründen und Tiefen seines Lebens nicht auf, mit Gott zu reden. Bei ihm war es das Wort Gottes, das ihm Wende und Durchbruch schenkte. Wenn wir der Frau im Rollstuhl und Hiob zuhören, dann können uns ihre Erfahrungen ermutigen, dem Wort Gottes etwas zuzutrauen. Mag es uns durchlässig und weich wie Wassertropfen vorkommen, schwach und gering, ja wie nichts angesichts der schweren Steine, die uns auf der Seele liegen:

Sei nur gewiss – das Wort Gottes ist stärker und mächtiger als alle Härten. Es wäscht Steine weg. Es hat die Kraft, auch versteinerte Herzen zu durchdringen und zu formen – sanft, stetig, geduldig, bis etwas ins Fließen kommt. “Das weiche Wasser bricht den Stein.“

25.06.2015
Dietrich Heyde