Eilmeldung, die hoffen lässt

Pfarrer Benedikt Welter ist neuer katholischer Sprecher beim "Das Wort zum Sonntag" seit Januar 2016

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Dechant Benedikt Welter ist katholischer Sprecher beim "Das Wort zum Sonntag"

Eilmeldung, die hoffen lässt
Pfarrer Benedikt Welter
15.04.2017 - 23:50

Einen guten späten Karsamstag verehrte Damen und Herren,

 

"Breaking News". Eilmeldungen. Ein Textband in der laufenden Fernsehsendung. Eine Unterbrechung im Radioprogramm. Ein aufblitzender Bildschirm im Smartphone. "Anschlag in Stockholm, Bomben in Ägypten, Flutwelle, Erdbeben"... Meist sind es Horrormeldungen, die per Eilmeldung verbreitet werden.

 

Eine Eilmeldung besonderer Art hat sie vielleicht in den letzten Stunden aufhorchen lassen. Glockengeläut am ganz späten Abend. Von irgendeinem Kirchturm fern oder nah. In einen Samstagabend hineingeläutet. Glockenläuten zu ungewöhnlichen Zeiten – das war früher das Medium für "Breaking News".

 

Heute also die Eilmeldung von Ostern: da ist einer, der tot war. Und statt: "aus die Maus", heißt es: der lebt. Der ist da: der spricht, der isst, den können Menschen anschauen und umarmen. "Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube." So ließ Goethe schon seinen Dr. Heinrich Faust auf diese Art Eilmeldung reagieren. Als er die Glocken hörte und den Gesang von Osterliedern. Eine böse Nacht hatte Faust da hinter sich. Voller Selbstzweifel bis hin zu Selbstmordgedanken. "Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube", sagt Faust. Und doch: "...an diesen Klang von Jugend auf gewöhnt,
Ruft er auch jetzt zurück mich in das Leben." Faust hört das Geläut der Glocken und die Ostergesänge – und das lässt ihn aufatmen.

 

Diese "Breaking News" gibt ihm Lebensmut zurück, obwohl er selbst meint, dass er noch gar nicht daran glauben kann. Vielleicht ist es das auch heute, was ich Ihnen sagen kann: da geht eine Eilmeldung des Lebens um die Welt. Eine Eilmeldung, die aufatmen lässt. Die Eilmeldung, dass da einer lebt, der den Tod und seinen Schrecken erfahren hat; der das Absurde von Hass und Gewalt durchgemacht hat bis zum Letzten.

 

Ein Toter, der lebt. Einer, der seine Wunden und Verletzungen noch am Leibe trägt. Die sind der Beweis: Ich bin es selbst. Nichts ist wegretuschiert, von dem, was da an der Hinrichtungs-Stätte auf Golgotha passiert war. Golgotha – das heißt heute, im April 2017 Chan Schaichun in Syrien oder Alexandria und Tatan in Ägypten. Absurd und sinnlos.

 

Die Botschaft, die das Osterfest zu Gehör bringt, ist wirklich "Breaking News" auch deswegen: sie bricht mit dem Absurden und Sinnlosen. Sie bricht damit, dass alles so weitergeht, wie wir es kennen: da sind Opfer, die auf ewig Opfer bleiben;  da sind Täter, die sich aus der Affäre ziehen und ihre Hände in Unschuld waschen. Die Nachricht von Ostern sagt: dieses eine Opfer hat das Spiel von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen. Er ist lebendig und erzählt vom Leben.

 

Von einem Leben, das mit seinen Verletzungen gültig bleibt und davon geheilt wird.
Von einem Leben, das aufsteht gegen den ungerechten Tod.
Von einem Leben, von Gottes ausgleichender Gerechtigkeit geschenkt und ewig lebendig.

 

Diese "Breaking News" läuten und singen Christen durch diese ganze Nacht hindurch und bis in den frühen Ostermorgen hinein. Eine Eilmeldung, die die Menschen ein wenig aufatmen lässt – vielleicht auch dann, wenn sie die Botschaft hören, aber der Glaube noch fehlt. Einen guten Ostertag wünsche ich Ihnen – und wenigstens einen Moment Zeit zum Aufatmen.