Hoffnung in der Osternacht

Hoffnung in der Osternacht
04.04.2015 - 23:35

Osternacht – ein Pfarrer hat da von Auferstehung und ewigem Leben zu sprechen. Von der Hoffnung über den Tod hinaus. Und von der Kraft und Lebensfreude, die man durch eine solche Hoffnung bekommt. Aber ich kann das nicht. Zumindest nicht so. Ich habe erst vor einigen Tagen einen Freund verloren, der an Krebs gestorben ist. Ich habe noch immer die schrecklichen Bilder vom Flugzeugabsturz in meinem Kopf. Und überhaupt habe ich den Eindruck, dass sich in diesem Jahr eine Schreckensnachricht an die andere reiht.

 

Und da mal eben einen Hebel umlegen und von heiterer Osterfreude reden? Ich kann das nicht. Und es befremdet mich, wenn ich sehe, wie oft derart leicht und seicht mit dem Osterfest umgegangen wird. Damit meine ich nicht nur den kommerzialisierten Kitsch, der uns schon seit Wochen in den Supermärkten und Warenhäusern bedrängt.

 

Ich meine auch, was ich in meiner eigenen Kirchengemeinde erlebe: dass das Osterfest immer mehr zu einem niedlichen Kinderfest wird, bei dem sich Erwachsene daran ergötzen, wie schön die Kleinen ihre Palmzweige binden und sich auf die Suche nach Ostereiern machen, sich von der Dramatik dessen, was wir da feiern, aber kaum mehr berühren lassen. Ein bürgerliches Ritual ohne jeden existentiellen Bezug. Ein schöner Schein jenseits des wirklichen Lebens.

 

Wie Ostern feiern?

Was also mit dem Osterfest tun? Einfach einen Haken dahinter machen, den Feiertag noch mitnehmen und eine Fahrt ins Grüne planen? Ich versuche gerade etwas anderes. Die Tage rund um das Osterfest sind bei mir etwas ruhiger als sonst. Also versuche ich mir Zeit zu nehmen, um das Schreckliche und Traurige, das da war, noch einmal an mich heranzulassen. Vielleicht findet sich ja doch eine Spur von Trost und Hoffnung – nicht jenseits, sondern in dem, was mich gerade bewegt.

 

Ich habe mich noch mal mit der Frau meines verstorbenen Freundes Jochen getroffen. Das war nicht leicht. Da war noch einmal viel Schmerz zu spüren. Aber je länger wir über Jochen gesprochen haben und je lebendiger unsere Erinnerungen an ihn wurden, umso mehr hatte ich das Gefühl: Er ist uns nahe. Er ist auf eine unbeschreibliche Weise bei uns. Nur eine psychologisch leicht erklärbare Einbildung? Oder ein Hinweis darauf, dass der Tod uns Menschen doch nicht ganz voneinander trennt?

 

Moment des Trostes

Für mich war es ein ungemein trostvoller Moment. Ein Moment, der mich auf eine sehr wohltuende Weise berührt hat. Ich kann Ihnen diesen Moment nicht genauer beschreiben. Aber das war für mich ein wirklich österlicher Moment. Ein Moment des Trostes und der Hoffnung in allem Schrecklichen und Traurigen.

 

Wenn für mich auch morgen Ostern sein soll, dann brauche ich Raum für einen solchen Moment. Raum für das, was mich wirklich bewegt. Und Raum für das, was mich wirklich tröstet. Und ich weiß schon jetzt: Das kann nur ein sehr intimer Moment sein. Ein Moment, den mir nur die anmerken werden, die mich gut kennen. Aber dann wird Ostern für mich sein. Wirklich Ostern.