Urlaub mit "Kraft-Buch"

Urlaub mit "Kraft-Buch"
Das Wort zum Sonntag mit Pastoralreferentin Lissy Eichert
11.07.2015 - 23:35

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Einfach mal ausspannen, selbst wenn es auf dem Balkon zu Hause ist. Ferien: Das klingt nach einem ganz eigenen Lebensgefühl, nach Abenteuer.  Deshalb lade ich Sie ein, im Urlaub mal auf Schatz-Suche zu gehen. Startpunkt ist, na klar: zu Hause. Möglich, dass Sie dabei hier (Buch zeigen – bleibt in der Hand bis zum Ende des Wortes) dieses Buch finden: die Bibel. Mir ist sie zum Schatz geworden, daher trage ich sie meistens bei mir. Sie lässt sich aber auch als Bibel-App auf´s Handy laden. - Viele  Menschen halten den Inhalt dieses Buches für „völlig daneben“.  Sie ist ja auch sperrig - die Heilige Schrift. Und zu manch einer Aussage finde auch ich keinen Zugang, verstehe nicht, was ich da lese. Dennoch bringt aufmerksames Lesen mich immer wieder auf andere, auf neue Gedanken. Die Bibel bringt mich mit Gottes Ideen, mit Gottes Gedanken in Kontakt. Hier ist aufgeschrieben, was Menschen mit Gott erleben können. Maria zum Beispiel. Die einfache Frau aus dem Volk bekennt:  „Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“ [1] Das wär doch was!

Micha, 37 Jahre, Sozialarbeiter, erzählte mir, wie er beim Bibellesen Schätze sammelt: Sätze, die ihn ansprechen, als seien sie genau für ihn gesprochen:

„Und solche wichtigen Worte“, sagt er, „schreibe ich auf einen Zettel, der mich tagsüber in der Hosentasche begleitet. Oft vergesse ich ihn da, aber er wirkt wie ein Spickzettel in der Schule.“ Micha zieht einen zerknitterten Zettel aus der Hosentasche: »Herr, rette uns, wir gehen zugrunde «, steht darauf.  So haben die Jünger im Sturm auf dem See Genezaret zu Jesus geschrien.[2]

Für den Sozialarbeiter hatte es an diesem Tag "gestürmt": Er hatte eine Reihe von Gesprächen mit verzweifelten, niedergeschlagenen Menschen hinter sich, deren Selbstachtung auf dem Nullpunkt war. Für Micha wurde das Bibelzitat „Herr, rette uns, wir gehen zugrunde“ zu einem "Kraft-Wort". Zum Ansporn, trotz aller Widerstände nach Lösungen zu suchen. „Das nahm schon mal einen Teil des Drucks raus", sagte er, und zwar auf beiden Seiten. "Ich war froh, dass wir eine zweite, dritte, ja, x-te Chance finden konnten. Und noch froher war ich über ein 'Danke' und ein Lächeln bei der Verabschiedung.  Ich merke, wenn  Gott seine Hände im Spiel hat, und mit seinem Wort in meiner Tasche, dass die Dinge besser laufen.“

Das Abenteuer mit der Heiligen Schrift beginnt, wenn ich das, was ich beim Lesen verstehe, auf meine Situation übertrage, ja, ausprobiere. Die Probleme  sind dadurch natürlich nicht verschwunden. Aber ich habe andere Strategien, neue Kraftquellen entdeckt bei meiner Schatzsuche. Wenn Ängste oder Zweifel in mir aufsteigen und ich mich dann daran erinnere, dass Gott trotzdem da ist, kann ich ruhiger werden - mitten im Sturm. Für den Kopf ist das schwer zu verstehen. Wahrscheinlich steht deshalb auch 365 Mal  „Fürchte Dich nicht, denn ich, Gott, bin bei Dir“ in der Bibel. Also für jeden Tag einmal. Sie können gern nachzählen. Sehr praktisch, sehr hilfreich, diese Zusage. Ja, die Bibel ist nicht nur ein Lese-Buch, sie ist ein Buch zum Leben.

Ich wünsche Ihnen Lust auf die biblische Schatzsuche und eine gesegnete, frohe Sommerzeit.

 

 

[1] Lk 1,52

[2] Mt 8,25