Weltgebetstag 2012 aus Malaysia

Weltgebetstag 2012 aus Malaysia

Malaysia könnte zauberhaft sein: Mit vielen Stränden, fruchtbaren Ebenen an den Küsten, tropischem Dschungel, Hügeln und Bergen bis 4000 Meter zieht das Land mit Erfolg Touristen an. Ja, wenn es Korruption, Ungerechtigkeit und vor allem die Menschenrechtsverletzungen nicht gäbe! Malaysia wäre zauberhaft - wenn es Korruption, Ungerechtigkeit und vor allem die Menschenrechtsverletzungen nicht gäbe! Aber man spricht unter dem Druck der Regierung am besten nicht darüber. Auch für Christinnen und Christen, rund neun Prozent der Bevölkerung, kann es gefährlich sein, Kritik zu üben. Aus Malaysia kommt der Weltgebetstags-Gottesdienst 2012. Die Weltgebetstagsfrauen haben in ihrer Liturgie einen Weg gefunden, Ungerechtigkeiten, die "zum Himmel schreien“, anzuprangern: Sie lassen die Bibel sprechen.

 

Die harten Klagen des Propheten Habakuk schreien zu Gott. Da sind sie gut aufgehoben. Und die Geschichte von der hartnäckigen Witwe und dem korrupten Richter aus dem Lukasevangelium trifft genau den Lebenszusammenhang der Verfasserinnen und vieler Menschen weltweit. Habakuk, der in seiner Klage – auch gegen Gott – heftig austeilen kann, ermutigt die Christinnen, auch ihrerseits im Gebet ihre Klagen Gott vorzutragen.

 

Stimmen für Gerechtigkeit zum Schweigen gebracht

"Wir sehen, dass unterschiedliche Auffassungen im politischen und religiösen Bereich mit Gewalt unterdrückt werden ... Stimmen für Wahrheit und Gerechtigkeit werden zum Schweigen gebracht. Korruption und Gier bedrohen deinen Weg der Wahrheit, Gott.“ Darf eine Frau so mutig und offen in den politischen Raum hineinreden? Das Bild von der "stumm leidenden malaysischen Frau“, das nicht nur in Männerköpfen immer noch gültig ist, trauen sich die Weltgebetstagsfrauen im Gebet zu widerlegen. Weltweit wollen sie alle Christinnen und Christen am 2. März 2012 aufrufen, aufzustehen für Gerechtigkeit. Ermutigt durch die Zusage Jesu, die sie sechsmal in ihrer Liturgie wiederholen: Selig sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden satt werden.  

 

Seit mehr als 100 Jahren gibt es die Weltgebetstagsbewegung. Ihre Anfänge hatte sie in den USA und Kanada. Heute feiern Menschen in über 170 Ländern weltweit immer am ersten Freitag im März den Weltgebetstag (WGT). Der Gottesdienst wird jedes Jahr von Frauen aus einem anderen Land vorbereitet. Nicht nur die Schreiberinnen des Gottesdienstes gehören verschiedenen christlichen Konfessionen an. Auch die Frauen vor Ort arbeiten in ökumenischen Gruppen zusammen. In unzähligen Gemeinden in ganz Deutschland organisieren und gestalten sie so den Weltgebetstag.

 

"Informiert Beten – betend Handeln“

"Informiert Beten – betend Handeln“ lautet das Motto des WGT. Das bedeutet, dass die Feier des Gottesdienstes und das Engagement für Gerechtigkeit und Frauensolidarität untrennbar zusammengehören. Konkret zeigt sich das unter anderem in der Förderung von Frauenprojekten weltweit. Hierfür wird der Großteil der Kollekte verwendet, die bei den Weltgebetstagsgottesdiensten in Deutschland zusammenkommt. Die Projektarbeit des Deutschen WGT-Komitees setzt Akzente für eine nachhaltige, frauenstärkende und geschlechtergerechte Entwicklungszusammenarbeit.

 

WGT/Renate Kirsch