Geschichte der Kirche

Geschichte der Kirche

Thomas Schruff

Bis zur Gemeindegründung gehörten die evangelischen Annener zur alten Pfarrkirche in Lütgendortmund. Das rasante Bevölkerungswachstum im 19. Jahrhundert forderte aber auch hier Gottesdienste. Sie fanden provisorisch in einem Klassenraum statt. Der Platz reichte bei weitem nicht . 1868 wurde die Gemeinde Annen-Wullen  gegründet. Ein kleines Gebiet wurde von der Kirchengemeinde Herdecke-Ende dieser neuen Gemeinde zu geschlagen . Sie brauchte einen angemessenen Ort für Gottesdienste, war aber fast mittellos, denn sie hatte bei der Gründung kein Kapital. Der erste Pfarrer (Gerling) starb tragischer Weise nach wenigen Wochen im Amt. Unter dem Nachfolger, Pfr. Cremer entwickelte der Bauausschuss rege Tätigkeiten. Viele kleine und große Spenden wurden gesammelt und neue Kirchen besichtigt. Annener Bauern überließen der Gemeinde einen Acker, mit der Auflage, dort die Kirche zu errichten. Deshalb steht die Kirche heute etwas abseits, zwischen dem alten Bauernort und dem Marktplatz der Industriestadt Annen.

 

Im Jahre 1872 war es dann soweit. Die Kirche wurde nach den Weitmarer Plänen vom selben Baumeister aus Ruhrsandstein errichtet. 1874 war der Bau fertig. Erst (84 Jahre später) beim Bau der Friedenskirche  erhielt sie Ihren Namen. Die Erlöserkirche ist eine typische evangelische Emporenkirche. Das Fenstersystem  deutet es schon von außen an. Es ist ein neoromanischer Stil, mit deutlichen gotischen Elementen, Fachleute nennen ihn preußischer Rundbogenstil.

 

Die Romanik ist deutlich erkennbar vor allem an den runden Bögen. Die Himmel strebende Höhe aber und die großen Glasflächen, das sind gotische Elemente. Erst das Zusammenspiel ergibt den außerordentlichen Raumeindruck.

 

Aber der ist nicht möglich ohne die Handschrift des 19. Jahrhunderts. Sichtbar nicht nur an der Stil-Kombination, sondern weil dieser große Raum ohne störende Säulen auskommt. Einzig die dünnen Eisenverstrebungen halten das Ganze zusammen. Sie verdeutlichen, wie hoch die Ingenieurskunst entwickelte war. Deshalb wurden sie damals auch nicht versteckt und sind seit den jüngsten Baumaßnahmen durch die neue Farbgebung  hervorgehoben.

 

Diese Baumaßnahmen (2012-2014) waren auch erforderlich um die Technik auf den aktuellsten Stand zu bringen. Aber längst nicht nur technische oder ästhetische Gründe führten zum neuen Konzept der Kirche. Eine evangelische Gemeinde benötigt keine Prozessionskirche. Ein anderes Kirchbaukonzept liegt da näher, denn beim Gottesdienst versammelt sich die Gemeinde um das Wort und um den Tisch des Herrn. Deshalb ließ die Gemeinde einen Altartisch  entwerfen, der dicht bei der Gemeinde steht. Die unterschiedlichen Glaselemente im Sockel symbolisieren diese Gemeinde. Auch sie besteht aus individuellen Personen. Die stützende Metallplatte bildet mit den stehenden Glasscheiben  ein Kreuz. Und in diesem Zeichen versammeln sich die Menschen hier. Die Stuhlreihen formen in der Regel fast einen Halbkreis um den Tisch und beim Abendmahl können sich große Gruppen bequem im vollen Kreis darum versammeln. Gut evangelisch liegt deutlich die offene Bibel im Zentrum.

Für das neue Konzept gab es weitere Gründe: Räume sind in der evangelischen Kirche nicht heilig. Erst die versammelten Menschen nämlich und was sie tun, können einen Ort zu einem gesegneten machen. Weil es andererseits keinen Ort gibt, an dem Gott nicht ist , können und dürfen in diesem Raum eben auch unterschiedliche Konzerte, Ausstellungen und Feiern stattfinden. Darum ist der Kirchraum veränderbar gestaltet. Darum sind die Stühle frei kombinierbar und es gibt Tischgruppen. Darum gibt es auch eine Küchenzeile hier.

 

Die besondere Akustik in diesem Raum war und ist zugleich eine Herausforderung an alle Musiker mit  ihren Instrumenten, allen voran den Organisten an der Königin der Instrumente, der 2014 frisch gereinigten und überholten Orgel.