Heute hat die meisten Menschen der Alltag wieder. Die Feiertage sind vorüber. Und für manche ist der 2. Januar bereits der erste Krisentag im neuen Jahr. Die Gefahr ist gerade bei jenen groß, die mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet sind. Weniger rauchen – oder ganz damit aufhören – und mehr Sport treiben stehen immer wieder ganz oben. Tipps, wie man durchhalten kann, haben Konjunktur. Experteb bieten Ratschläge in Fülle.
Und doch ist die Gefahr des Scheiterns hoch. Erklärungen gibt es viele, warum sich Gewohnheiten nur schwer ändern lassen. Ist mein Ziel nicht konkret genug? Hätte ich es besser schriftlich festlegen, bescheiden beginnen und Verbündete suchen sollen? Und würde ich all dies beherzigen, so gibt es doch keine Erfolgsgarantie. Die Experten raten, immer auch den Misserfolg einzuplanen.
Auch ich gehe stets mit einem guten Vorsatz ins neue Jahr. Mein Ziel ist alles andere als bescheiden. Es geht um die Haltung, mit der ich unterwegs sein will – nämlich fröhlich. Damit meine ich kein mechanisches Dauerlächeln. Auch will ich die unausweichlichen Rückschläge nicht einfach weglächeln. Sondern: zuversichtlich, guten Mutes will ich unterwegs sein, mich nicht unterkriegen lassen.
Eine Begebenheit in der Apostelgeschichte der Bibel erzählt, dass der Glaube fröhlich macht. Berichtet wird von der Pilgerreise des Finanzministers der äthiopischen Königin. Auf der Rückreise von Jerusalem entscheidet er sich, Christ zu werden und sich taufen zu lassen. Die Geschichte mündet in den schlichten Schluss-Satz: Er zog aber seine Straße fröhlich.
Sein Glaube macht ihn fröhlich. Glaube, der fröhlich macht – trauen wir Christen uns diesen Wert herauszustellen? Dafür spricht eine ganze Reihe biblischer Texte, in denen von der Freude die Rede ist. Die Psalmen schlagen immer wieder diesen Ton an. Im Römerbrief findet sich der Rat: "Seid fröhlich in Hoffnung..." Auch Kirchenlieder singen davon, wie das von Paul Gerhardt: Fröhlich soll mein Herze springen…
Die Lebenserfahrung sträubt sich aber oft gegen eine zuversichtliche Fröhlichkeit als Grundhaltung. Bei manchen erstickt ihre Erfahrung jeden Anflug von Fröhlichkeit. Leider endet die biblische Erzählung in der Apostelgeschichte dort, wo man nur zu gern wüsste, wie es dem Finanzminister nach der Rückkehr an seinen Schreibtisch wohl ergangen sein mag. Er war ja lange weg und wurde von einem Stellvertreter sicher gewissenhaft vertreten. Aber die schwierigen Fälle dürfte dieser nicht gelöst haben. Sie warten auf ihn. Die Mühen des Alltags können anstrengend sein. Und auch er wird nicht befreit sein von Abgründen auf seinem Weg, die nicht so einfach überbrückt werden können. Da klingt dieser Satz – er zog aber seine Straße fröhlich – ziemlich naiv.
Und doch: Ich nehme mir wieder zu Jahresbeginn vor, fröhlich in die Tage, Wochen und Monate zu starten. Mich nicht aus der Ruhe bringen, nicht unterkriegen zu lassen. Mir geht es dabei um eine Einstellung, die Haltung. Äußerlich betrachtet erkennbar daran, ob ich gebeugt oder aufrecht gehe. Aber Haltung meint auch mein inneres Gleichgewicht, in kritischen Augenblicken die Haltung zu bewahren. Die erste Belastungsprobe wird nicht lange auf sich warten lassen.
Psychologen mahnen, dass gerade zu Jahresbeginn entscheidend ist, welche Erwartungshaltung der Einzelne an den Tag legt. Negative Erwartungen verschlechtern das Erleben. Und schlechte Erfahrungen setzen sich im Bewusstsein so sehr fest, dass schon gedanklich kein Spielraum ist, dass etwas gut werden könnte. Da wird man schnell ungenießbar – was so viel bedeutet wie: unangenehm, nicht verträglich, giftig. Alles andere als fröhlich. Wer will schon mit solchen Menschen zusammen sein?
Die biblische Perspektive der Fröhlichkeit dagegen hat viel für sich. Sie ist sinnvoll, messbar und – im Falle des Scheiterns lässt sich immer wieder neu ansetzen. Verbündete ins Boot holen, wozu Experten immer raten, dürfte mit Fröhlichkeit auch nicht schwer fallen. Ein guter Vorsatz also, mit dem ich meinen Weg im neuen Jahr gewiss und frohen Mutes ziehen kann.