Wort zum Tage
Glaube. Liebe. Hoffnung – für den Kiez
30.09.2015 06:23

Auf der Grünen Wiese anzufangen und sich selbst etwas aufzubauen, das hat ihn gereizt. Als Einzelkämpfer wollte er nie arbeiten, sondern lieber mit anderen gemeinsam. Steve hat Theologie studiert und könnte auch in einer Kirchengemeinde als evangelischer Pfarrer arbeiten. Aber er hat sich anders entschieden.

 

Mit Gleichgesinnten gründete er eine geistliche Gemeinschaft und suchte sich eine leerstehende Kirche mitten in Berlin-Moabit.

 

Heute gehören 25 Freunde zur Gemeinschaft. Die meisten sind zwischen Anfang 30 und Mitte 40. Sie teilen viel Zeit. Engagieren sich für einen offenen, einen freien Ort mitten in der Großstadt. Hier wollen sie sich von Jesus leiten lassen, der ein Herz für die Fremden, Ausgegrenzten und Leidenden hatte. Der auf andere Menschen zuging. Am Kirchturm haben sie Transparente aufgehängt: Für Vielfalt. Gegen Rassismus.

 

Sie leben nicht hinter Klostermauern abgeschirmt, sondern sie sind eine einladende Kirche mitten im Kiez. Für andere.

 

Jeder kann mitmachen und bringt sich so ein, wie er möchte.

 

Das Gebiet rund um die Reformationskirche können sie 99 Jahre lang nutzen und aus ihren Ideen etwas machen. Gemeinsam einen Ort aufbauen, an dem Gutes passieren kann. Wo sie für die Nachbarn da sind, die Hilfe brauchen. In einer Gegend, in der die Mieten immer teurer werden, planen sie, auf dem Campusgelände ein Haus zu sanieren, mit bezahlbaren Wohnungen. Ein Jugendtheater gibt es schon; ein Kindergarten soll entstehen.

 

Sie engagieren sich für Kunst- und Bildungsprojekte.

 

Gottesdienste feiern sie Freitagabend um 20.15 Uhr. Manch einer schaut hier gern nach Feierabend vorbei, um geistliche Erfahrungen zu machen oder auf andere Gedanken zu kommen.

 

Die Gemeinschaft an der Reformationskirche ist bunt, sie will anders sein, überraschend. „Wir träumen von einer Gesellschaft, wo es keine Rolle mehr spielt, wo ich herkomme oder was ich glaube, sondern dass ich Mensch bin.“, sagt Steve.

 

In ihrer Kirche aus rotem Backstein stehen die Türen immer offen. Auf den Emporen haben sie Buchstaben aus weißem Styropor aufgestellt, die von überall gut zu sehen sind. Es sind berühmte Worte aus der Bibel: Glaube. Liebe. Hoffnung. (vgl. 1. Korinther 13,13). Die sind ihnen sehr wichtig, so etwas wie ein Programm für all das, was sie hier tun. Diese großen Worte stammen vom Apostel Paulus, der vor fast 2000 Jahren zu den Menschen unterwegs war und ihnen vom Glauben an Gott erzählte. Auch für ihn sollte es keine Rang-Unterschiede geben zwischen Sklaven und Freien, Juden und Christen, zwischen Männern und Frauen. (Vgl. Galater 3,36ff.) Denn jeder Mensch ist gleich viel wert vor Gott.