Einen guten späten Abend, verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer.
"Lauft so, dass ihr den Siegespreis gewinnt!" Das ist ein antikes Wort; könnte aus der Ansprache eines Trainers an sein Olympia-Team stammen. Steht aber im Original in einem Brief des Apostels Paulus an seine Gemeinde. Olympia hat schon in der Antike fasziniert. Und Paulus erlaubt sich, den sportlichen Wettkampf als Beispiel für christliches Leben heranzuziehen.
Seit gut einer Woche zelebriert sich Olympia in Paris. Ohne Coronabeschränkungen und für uns auch wieder ohne Zeitverschiebung. Und auch wenn meine Vorbehalte gegen das IOC groß sind: die Athletinnen und Athleten faszinieren mich, wie sie sich da in den vielen Disziplinen messen. Ihnen geht es um die Medaillen – am liebsten um die in Gold. Und um die zu bekommen, geben sie alles, strengen sich richtig an.
"Lauft so, dass ihr den Siegespreis gewinnt!" Der Apostel Paulus hat wohl kaum Gold Silber Bronze im Visier; ihm geht es um einen "unvergänglichen Siegespreis", sagt er. Den Lauf um diesen unvergänglichen Siegespreis entdecke ich viel näher als Paris; sie laufen ihn in Saarlouis im Saarland, im Stadtteil Roden. Da ist ein kleiner, aber feiner Sportverein unterwegs, ein Ortsverband der DJK; das ist ein katholischer Sportverband mit vielen Vereinen in der gesamten Republik. Auch in Roden schauen natürlich viele Sportbegeisterte Olympia – manche wahrscheinlich, bis sie viereckige Augen haben.
Isabelle ist eine Aktive in diesem Verein; sie hat etwas geschaffen, das für mich zum Paulus-Wort passt; und schon sowieso zum Laufziel "unvergänglicher Siegespreis". Isabell will, dass Kinder und Jugendliche ohne Beeinträchtigung zusammen mit Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen gemeinschaftlich die Freude am Sport erleben. Und zwar spielen sie Handball. Also ein sehr körper-intensives Spiel, sagen Fachleute. Isabell und der Verein haben Sponsoren gefunden, die nötige Logistik organisiert und fast auf Anhieb 150 Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern zusammengebracht. Im Handballspiel lernen Kinder ohne ihre Scheu vor Kindern mit Beeinträchtigung zu überwinden; so haben sie miteinander Freude am Spiel. Und dazu kommt noch die Wirkung dieses sportlichen Miteinanders für die Eltern – und auch für die Trainerinnen und Trainer; die sind eingebunden und haben teilweise spezielle Lehrgänge gemacht.
Das hat Saarlouis–Roden Paris voraus: Da spielen sie Olympische und Paralympische Spiele gleichzeitig statt hintereinander. Da überwinden ehrenamtlich Engagierte mit dem und durch den Sport Grenzen; und vor allem erleben junge Menschen dadurch tiefe Bestätigung und Freude. Das ist mehr als medaillenverdächtig. Das ist Olympia im Alltag. Und dafür gibt auch Isabell alles. Meiner Meinung nach sehr im Sinne des Apostels Paulus: denn sein Wettkampf bezieht sich auf das alltägliche Leben des Christenmenschen. So wie Jesus Christus zu leben oder jedenfalls ähnlich wie er, das hat durchaus was Sportliches: es heißt, die Grenzen zu überwinden, die ich oft zwischen mir und anderen Menschen setze. Ja, das ist anstrengend und manchmal auch schweißtreibend – zumindest innerlich. Aber da lockt ein unvergänglicher Siegespreis; der motiviert und hält das Training im Alltag lebendig: Ewiges glückliches Leben mit Gott selbst heißt dieser Preis – und mit allen anderen zusammen.
Jetzt wünsche ich noch viele faszinierende Olympia-Momente. Und vor allem auch solche Olympia-Erfahrungen im Alltag, wie sie zum Beispiel im DJK Saarlouis-Roden und in vielen Sportvereinen möglich sind: für Kinder und Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigung, mit und ohne Migrationserfahrung, aus eher reichen und aus viel ärmeren Familien... Diese Anstrengung lohnt sich!
Einen gesegneten Sonntag wünsche ich denen bei der DJK Saarlouis Roden und Ihnen allen.
Das Video in der ARD-Mediathek: https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2Rhcy
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Redaktion: Barbara Lessel-Waschbüsch
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