Segen tut gut
mit Pfarrer Benedikt Welter aus Trier
06.01.2024 23:50

Einen guten späten Abend, verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer.

Der kleine König stampft entschieden mit dem Gummistiefel auf. "Das ist doof!" Den umstehenden Majestäten ist klar: Das wird jetzt ein bisschen dauern hier. "Was ist doof?", fragt die Mutter den kleinen König: "Dass der Mann so unfreundlich aus dem Lautsprecher kam?" Sie meint die Gegensprechanlage. "Nein," sagt der kleine König, "doof ist, dass der Mann den Segen nicht will. Segen ist doch gut!"

Eine Szene beim Sternsingen oder Dreikönigssingen. Heute ist der 6. Januar; Dreikönigstag. Vornehm heißt der Tag "Epiphanie" – "Erscheinung des Herrn": Das erzählt von den Sterndeutern im Osten; die haben einen besonderen Stern entdeckt und machen sich auf eine lange Reise bis zur Krippe von Bethlehem, bis zum Jesuskind. Das verehren sie als neugeborenen König und als Licht der Welt. Diese Weihnachtsgeschichte erzählen die Kinder und Jugendlichen. Als Königinnen und Könige verkleidet tragen sie einen Stern mit sich und ziehen singend von Haus zu Haus. Das Wichtigste dabei: wer ihnen die Tür öffnet, für die oder den bringen sie den Segen mit: Christus segne dieses Haus. Das schreiben sie auch noch mal mit Kreide an die Tür – oder sie kleben es auf einem bedruckten Streifen an die Wand. Und dann bitten die Sternsinger um eine Spende. Damit wollen sie vor allem Kinder im globalen Süden unterstützen.

Viele warten in diesen Tagen rings um den 6. Januar auf die Sternsinger. Manche bereiten neben der Geldspende auch noch Süßigkeiten für die kleinen Gäste vor. Auch das freut die Majestäten.

Aber. Manche Tür bleibt zu; manchmal gibt es einen barschen Kommentar über die Sprechanlage. Was unseren kleinen König aufregt: "Doof ist, dass der Mann den Segen nicht will. Segen ist doch gut!" Davon ist er fest überzeugt, dass Segen doch was Gutes ist. Wie kann jemand den ablehnen? Das will nicht in seinen königlichen Kopf. Und er hat ja Recht: Segen ist gut!

Die Sternsinger und ihre erwachsenen Begleiterinnen und Begleiter wissen, was in der Welt los ist. Sie spüren, dass sie ihre Lieder vom Stern und vom Frieden durch die Geburt eines Kindes in eine friedlose Welt hineinsingen. Und dennoch: der Segen, den die Kinder verkünden, ist gut. Der Segen sagt: es gibt das Gute und das Heile; Friede ist möglich. Mitten in allen kleinen und großen Erschütterungen steht etwas oder steht Einer für einen guten und heilen Kern des Lebens. Und etwas in jeder und jedem von Ihnen und mir ist genau für diesen Segen empfänglich. Es ist ein gutes Gefühl, gesegnet zu sein. Thomas Mann hat das einmal "Segenszutraulichkeit" genannt. Segenszutraulichkeit…

Zurück zum enttäuschten kleinen König. "Und wenn wir dem Mann den Klebestreifen mit dem Segen in den Briefkasten werfen? Dann kann er doch entscheiden, ob er den Segen vielleicht doch haben will", schlägt die Mutter vor. Da hat der kleine König noch eine Idee: "Und wir legen paar Süßigkeiten dazu. Dann muss er doch erkennen, dass Segen was Gutes ist!" Eine königliche Weisheit; niemand widerspricht. Taschen werden geöffnet, und mit dem Segens-Streifen findet die eine und andere Leckerei ihren Weg in den Briefkasten am Haus. "Segen ist eben doch gut", sagt der kleine König feierlich. Dann zieht die Schar weiter.

Einen – in diesem Sinne – gesegneten Sonntag wünsche ich Ihnen. Und wenn dieser Tage Sternsinger bei Ihnen vorbeikommen: lassen Sie den Segen ruhig zu; ist ja was Gutes!

Sendeort und Mitwirkende

Saarländischer Rundfunk (SR)
Redaktion: Barbara Lessel-Waschbüsch

Kontakt zur Sendung

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Luisa Maurer und Corinna Achtermann

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