Besonnenheit statt Panik

Morgenandacht
Besonnenheit statt Panik
05.08.2021 - 06:35
29.07.2021
Lucie Panzer
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„Wer es jetzt noch nicht begreift, dem ist nicht zu helfen“. Das habe ich aus dem Nachbarhaus gehört. Ein Handwerker im Blaumann hat das gesagt, der die abgerissene Markise an der Pizzeria gesichert hat. Wahrscheinlich braucht es eine neue. Ende Juni sind nämlich an zwei Tagen nacheinander schlimme Unwetter mit Hagel und Sturm über Stuttgart hinweggefegt. Sie haben schwere Schäden verursacht. Dächer wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt, U-Bahn-Schächte waren überschwemmt. In einem Ort in der Nähe ist ein Mann in seinem Keller ertrunken, so schnell kam das Wasser. Inzwischen sind das fast schon Kleinigkeiten, wenn man die Bilder aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sieht.

Der Satz von dem Handwerker im Blaumann geht mir nicht aus dem Kopf. „Wer es jetzt nicht begreift, dem ist nicht zu helfen.“ Der Mann hat die Schäden gesehen. Und gehört, dass die Unwetter mehr werden, weil sich das Klima ändert. Die Schäden in den Wäldern sind auch nicht mehr zu übersehen. In Kanada waren die Temperaturen auf 49 Grad gestiegen. Hunderte Menschen sind dort gestorben. 49 Grad in einer Gegend, die auf der Höhe von Frankfurt liegt. Ich beschreibe das so ausführlich, nicht weil ich Angst und schlechte Laune verbreiten will. Sondern weil ich mich wundere, wie der Handwerker auf meiner Straße, der gesagt hat: „Wer es jetzt immer noch nicht begreift, dem ist nicht zu helfen!“

Aber kann man denn überhaupt noch helfen? Ich glaube, man kann. Sicher, er ist da, der Klimawandel. Aber das ist kein Grund, in Panik zu verfallen. Auch kein Grund zu resignieren, weil man  ja doch nichts machen kann. Aber es wird Zeit, dass wir uns besinnen, glaube ich. So wie der Apostel Paulus geraten hat: „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Keine Furcht. Nicht davor, dass das Leben vertrocknet und verdorrt. Auch nicht davor, dass es weggespült wird im Schlamm, untergeht und ertrinkt. Aber auch nicht davor, dass wir anders leben müssen und auf manches verzichten, wenn wir das verhindern wollen. Keine Furcht. Und auch nicht anderen Angst machen, dass sie zu kurz kommen könnten. Aber besonnen tun, was geht.

Mit manchem, was der Klimawandel bringt, wird man leben können. Man kann die Wälder neu aufforsten mit Bäumen, die mehr Trockenheit vertragen. In der Landwirtschaft werden Pflanzen gezüchtet, die weniger Wasser brauchen. Auf Sylt, Fehmarn und Föhr wird Wein angebaut, der schon ganz gut sein soll. Vielleicht wachsen auf den Weinbergen in der Pfalz bald Orangen und Zitronen? Die Elektromobilität boomt und mein Sohn arbeitet in einer Firma, die Brennstoffzellen für Busse und Lastwagen entwickelt. Sogar für Flugzeuge kann man andere Kraftstoffe entwickeln, die weniger die Umwelt belasten, habe ich gelesen.

Man kann sich einrichten auf den Klimawandel. Aber das geht nicht überall. Gerade die ärmeren Länder im Süden können sich kaum schützen, wenn zum Beispiel der Meeresspiegel ansteigt. Deshalb heißt „sich besinnen“ auch: Die Erderwärmung muss mindestens begrenzt werden. Und das wird nicht gehen ohne Verzicht. Gerade hier ist Besonnenheit wichtig, scheint mir. Denn Verbote bringen uns nicht weiter. Verbote machen Kinder trotzig und Erwachsene scheinbar auch. Wer etwas verboten bekommt, der versucht, die Verbote zu umgehen. Deshalb ist Besonnenheit so wichtig. Wer sich besinnt, wird einsichtig und begreift, was helfen kann. Begreift, dass Schuldzuweisungen nicht weiterhelfen. Wenn die Jungen den Alten Vorwürfe machen wegen ihres sorglosen Lebensstils in der Vergangenheit und wenn die Alten den Jungen vorwerfen, dass sie das Leben nur genießen wollen. Das bringt nichts. Besonnenheit ist gefragt. Besonnenheit, mit der Junge und Alte sich zusammen überlegen, was zu tun ist.

Wahrscheinlich sind wir Alten jetzt mal dran mit Kürzertreten. Mir leuchtet das ein – wir haben ziemlich sorglos gelebt und Ressourcen verbraucht. Wir können nicht so weitermachen und es den jungen Menschen überlassen, innovative Lösungen zu finden. Ich hoffe sehr, dass den Jungen das gelingt. Dafür will ich mich gern ein bisschen begrenzen. Ich glaube, dann kann vieles gelingen. Gott gebe uns dazu Kraft und Liebe und Besonnenheit.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

29.07.2021
Lucie Panzer