Hostie

Wort zum Tage
Hostie
17.07.2020 - 06:20
25.06.2020
Hannes Langbein
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Wann können wir eigentlich wieder Abendmahl feiern? – Diese Frage höre ich als Pfarrer in diesen Wochen immer wieder. Zu Recht. Denn in Coronazeiten ist eines der schönsten und wichtigsten Elemente unserer Gottesdienste verloren gegangen. Und die Frage steht im Raum, wie und wann wir mit dem Abendmahl wieder beginnen können. Gibt es einen Weg, das Abendmahl auch auf Distanz und unter den gegebenen Hygienebestimmungen zu feiern?

Nun, es gab Zeiten, da wäre das Abendmahl auf Distanz kein Problem, ja sogar üblich gewesen. Denn in vorreformatorischen Zeiten gab es Formen des Abendmahls, die ganz ohne Verzehr auskamen. Das Brot, die Hostie, wurde im Gottesdienst durch einen Priester geweiht und dann feierlich in die Höhe gehalten. „Schaukommunion“ heißt das Zauberwort: Der ganze Leib Christi, Blut und Leib, in einem Stück Brot – zu sehen, nicht zu essen, auf Distanz und vollkommen ungefährlich. „Hoc est corpus meum!“ - „Das ist mein Leib!“

„Hokuspokus“? - So spotteten Protestanten, indem sie die lateinischen Einsetzungsworte der Katholiken verballhornten. Denn für Luther fehlte der Schaukommunion das Eigentliche: Die Gemeinschaft, das Zusammensein der Gläubigen wie damals die Jünger Jesu bei ihrem letzten gemeinsamen Essen. Für Luther lag das Wirksame am Abendmahl nicht in der durch den Priester initiierten Wandlung der Abendmahlselemente Brot und Wein, sondern in der Vergegenwärtigung Christi und im Akt des gemeinsamen Essens und Trinkens. Da reicht das Schauen nicht.

Viele Gläubige störte das damals gar nicht; und sie liefen von Kirche zu Kirche, um sich ihres Heils gleich mehrfach zu vergewissern: Einmal kurz hinein in die Kirche, die Hostie sehen und weiter. Zum Fronleichnamstag wird die geweihte Hostie auch heute noch in einem aufwändig gestalteten Gefäß, einer Monstranz, durch die Straßen getragen. „Fron-Leichnam“, der lebendige Leib des Herren, for all to see. Geheimnis des Glaubens.

Isst das Auge mit? – Sicher. Nur braucht es dazu dann auch das tatsächliche Essen. Am besten in Gemeinschaft. Beim Abendmahl mit anderen, die sich mit dem Leib Christi stärken wollen. „Das Brot des Lebens für dich!“ – „Der Kelch des Heils für dich!“ – Darauf werden wir vermutlich noch eine Weile warten müssen. Aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude!

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

25.06.2020
Hannes Langbein