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Manchmal möchte man sich einfach nur im Garten auf den Liegestuhl legen und die Seele baumeln lassen: Den Blick in den blauen Himmel schweifen lassen, ein Lüftchen um die Nase, ab und an ein Hauch von Blütenduft, Vogelzwitschern, Bienensummen… - Frieden, Ausatmen, Seelenruhe… Was könnte schöner sein?
"Das Paradies auf Erden" sagen wir – und verknüpfen unwillkürlich unser diesseitiges Wohlbefinden mit dem Schöpfungsgarten Gottes. Der war eigentlich nicht unbedingt eine Wohlfühl-Oase, wenn wir an die Versuchungen der besonderen Früchte denken... Und trotzdem ist er immer auch Sinnbild der ursprünglichen unversehrten Schöpfung geblieben: Schon die alten Babylonier legten Gärten an, die so etwas wie die ursprüngliche Ordnung der Schöpfung erfahrbar machen sollten; und die wohl auch den biblischen Vorstellungen vom Paradiesgarten zum Vorbild dienten. Später sollten die Klostergärten mit ihren wohl geordneten Kräuter- und Blumenbeeten als Sinnbild des verlorenen Schöpfungsgartens dienen. Noch später die Pfarrgärten, die das Gartenbild auf ihre Weise weiterschrieben, und doch auch die Mühen des Ackerbaus nach der Vertreibung aus dem Paradies nicht vergessen ließen.
Wie könnte ein Paradiesgarten heute aussehen? Vor einigen Jahren hat das Schweizer Künstlerduo Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger zur Biennale in Venedig einen Himmelsgarten in die Kirche San Stae am Canale Grande gezaubert. Man nehme: Plastikbeeren, Kuhfladen, Abfallpapier, Baobabsamen, Birken-, Holunder- und Magnolienäste, Dornen, Nylonblüten, Schweinezähne, Algen, Orangenschalen, Düngerkristallblumen, Taubenknochen, Seidenknospen, Rohrkolben, Katzenschwänze, Selleriewurzeln, Potenzrinde, Wildschweinborsten, Bananenblätter, Gummischlangen… - die ganze bunte Welt der Dinge schwebend an seidenen Fäden über den Köpfen der Kirchenbesucherinnen. "Giardino calante", "fallender Garten", nannten die beiden ihren Himmelsgarten in Anlehnung an die "hängenden Gärten" von Babylon. Herrlich! Es war als hätte sich – wie in einer botanischen Geistausgießung – ein bunter Blumenregen unter der Kirchenkuppel in den Kirchenraum ergossen. Ein Regen aus allen möglichen Fundstücken dieser Welt, ein neuer Paradiesgarten, gefallen, aber durchweht von der kreativen Kraft des Geistes.
Apropos, weil bald Pfingsten ist: Im Mittelalter gab es mancherorts zu Pfingsten die Tradition, durch das sogenannte "Himmelfahrtsloch" im Kirchengewölbe, durch das zehn Tage vor Pfingsten eine Christusfigur gen Himmel gezogen wurde, Bonbons und andere Süßigkeiten in den Kirchenraum zu werfen. Sozusagen als süßen "Gruß aus dem Himmel". Im Liegestuhl die Seele baumeln lassen geht in Kirchen auch…
Es gilt das gesprochene Wort.