Lara

Wort zum Tage
Lara
28.02.2020 - 06:20
03.01.2020
Jörg Machel
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Hinter einem erfolgreichen Mann steht nicht selten eine ehrgeizige Mutter. Die Bibel erzählt von Rebekka, der Mutter von Esau und Jakob. Rebekka ist eine Mutter, die das Potential ihrer Söhne sehr genau beobachtet und feststellt, dass dem Esau das Erstgeburtsrecht zwar zusteht, dass es ihm von seinen Talenten und seinen Interessen her jedoch gar nicht gebührt. Jakob, der Jüngere, scheint geradezu prädestiniert, diese Funktion des Stammhalters auszufüllen, er hat einfach das Zeug dazu. Und so mischt Rebekka kräftig mit, um den Irrtum der Natur zu korrigieren und schafft damit eine Menge Unheil, das erst spät durch Gott zum Segen wird.

Auch in dem Film „Lara“ wird von einer Mutter erzählt, die Großes mit ihrem Sohn vorhat. Aber um den Sohn und sein Schicksal geht es in dem Spielfilm nur am Rande. Der Zuschauer lernt Lara auf geradezu schmerzvolle Weise kennen und am Ende vielleicht sogar ein wenig verstehen. Manche Geschichte muss man vom Ende her lesen, damit man erkennt, dass, was einem wie Bosheit erschien, doch nur Tragik ist. So bei Lara.

Sie war eine hoffnungsvolle Klaviersolistin, die einfach nur an den falschen Lehrer geraten ist. Statt ihr Mut zu machen und sie in ihrem Können zu bestärken, hat er sie klein gemacht. Sein pädagogisches Konzept bestand darin, die Widerstandskräfte seiner Eleven hervor zu kitzeln. Nur wer stark genug ist, seine destruktiven Interventionen in produktives Schaffen zu verwandeln, wird am Ende Meisterschaft erreichen. Lara aber nahm sich seine Kritik zu Herzen, sie sah in seinen abwertenden Bemerkungen keine wohl kalkulierte Herausforderung, sondern das definitive fachkundige Urteil über ihre Mittelmäßigkeit. Sie gab auf – sie gab sich auf.

Ihre ganze Hoffnung legt sie nun auf ihren Sohn, der das Talent der Mutter geerbt hat. Doch der Methode ihres Lehrers bleibt sie treu. Auch bei ihrem Sohn sät sie den Selbstzweifel, um ihm immer größere Anstrengungen abzupressen. Erst als der Sohn die Kraft findet, sich von seiner Mutter zu lösen, findet er zu wahrer Meisterschaft. Erst als er den Menschen zu trauen beginnt, die sein Talent würdigen und nicht seine Selbstzweifel nähren, gewinnt er künstlerisches Profil.

Es hätte besser laufen können, für beide. Doch am Ende schafft der Sohn den Durchbruch. Und als Lara endlich begreift, dass sie dem falschen Guru vertraut hat, findet auch sie näher zu sich, setzt sich wieder selbst ans Klavier und spielt.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

03.01.2020
Jörg Machel