Warum das Weltall weint

Wort zum Tage

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Warum das Weltall weint
mit Pfarrer Michael Becker
10.08.2022 - 06:20
11.06.2022
Michael Becker
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Heute weint wieder das Weltall. Es ist Sternschnuppenzeit. Oder auch Laurentiustränen. So heißen sie, weil Laurentius geweint haben soll, geweint haben muss. Er wurde nämlich gefoltert. So um 300 nach Christus war das. Laurentius war Christ und eine Art Gehilfe des Papstes. Und weil Christen damals verfolgt wurden, hat man Laurentius den Schatz der Kirche anvertraut: Goldkelche fürs Abendmahl, silberne Taufschalen und Ringe des Bischofs von Rom. Das soll er verstecken für bessere Zeiten.

          Die amtlichen Christenverfolger aber finden Laurentius und bedrohen ihn. Sie verlangen: Gib uns den Goldschatz deiner Kirche. Und schlagen ihn, weil er schweigt. Schließlich bedrohen sie ihn mit Feuer. Kein Wunder, dass Laurentius weint. Als er die Schmerzen nicht mehr erträgt, sagt er zu seinen Verfolgern: Kommt mit mir; ich zeige euch den Schatz der Kirche. Und geht mit ihnen durch die Stadt Rom. Vorbei an den schönsten Häusern, durch prachtvolle Gärten und am Wasser entlang. Bis dahin geht er, wo gar nichts mehr schön ist. Zu den Armen der Stadt. Wo das Elend ist. Als sie dort ankommen - mitten in der Armut, dem Hunger, Durst und Krankheiten der Menschen - zeigt Laurentius auf die Armen und Kranken und sagt zu seinen Verfolgern: Diese hier, die Elenden und Vergessenen, die sind der Schatz der Kirche.

          Das muss er büßen. Man verbrennt Laurentius, öffentlich, an einem 10. August. Und der weint. Die Welt und das Weltall mit ihm. Bis heute. Wenn in den Nächten des August Sternschnuppen fallen, denkt man an die Tränen des heiligen Laurentius. Der Tapfere, der damals sterben musste, nur weil er die Wahrheit gesagt hat: Die Kirche ist für Arme da; die Armen sind der Schatz der Kirche. Kümmere dich also um sie, liebe Kirche; mehr als um dich selber. Frage nicht immerzu nach deiner Zukunft und nach dem Geld und wie das alles mal werden soll. Die Kirche Gottes hat einen festen Platz auf Erden: Neben denen, die arm sind und entrechtet. Denen stehen wir bei; denen geben wir eine Stimme. Die Kirche soll in der Welt nicht reich werden, sondern reich machen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

11.06.2022
Michael Becker