Frühjahrsputz für die Seele

Frühjahrsputz für die Seele
mit Lissy Eichert aus Berlin
17.02.2024 - 23:45
12.10.2023
Lissy Eichert

„Probier mal, auf Zucker zu verzichten. Da merkst Du: Die Versuchung lauert überall“, stöhnt mein Kollege seit Aschermittwoch. Wenn ich mich an die Zeit erinnere, als ich noch geraucht habe - also wirklich wie ein Schlot - und an die irre vielen gescheiterten Versuche, damit aufzuhören: Ist echt schwer, schlechte Gewohnheiten loszuwerden…

Versuchung - Verzicht - Fastenzeit. Frühjahrsentschlackung. Auf Alkohol oder Internetspiele verzichten. Ich find die Fastenzeit ja klasse. Für mich bedeutet sie Aufatmen. Öfter mal die „Pausentaste“ drücken – für eine kleine Auszeit, wenn mir alles über dem Kopf wächst.

Klingt schön, ist aber nicht einfach. Die Konfrontation mit mir selbst kann unangenehm sein, denn das Kopfkino boomt ja gerade in Pausenzeiten. Und all das, was uns herausfordert: physisch, emotional, politisch, in den Beziehungen…. So als würde das Leben immer chaotischer. Immer schneller. Einfach keine Ruhe mehr. Und plötzlich zieht mich eine Gegenkraft runter, will meine guten Absichten zerstören … Doch wo ist die „Pausentaste“?

Jesus ist dafür in die Wüste gegangen – 40 Tage Auszeit. Dort begegnet er dem Versucher. In der Bibel wird er Teufel genannt. Und der weiß, wo er Jesus packen kann. Greift ihn im schwächsten Moment an. Nach 40 Tagen in der Wüste ist Jesus natürlich ausgehungert. „Du kannst doch aus Steinen Brot machen“, provoziert ihn der Versucher. Jesus widersteht, er kontert: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“

Der Verführer setzt nach: „Ich kann Dir alle Reiche dieser Erde geben.“

Und wieder erteilt ihm Jesus eine Abfuhr: „Du sollst Gott anbeten.“ Gott. Nicht Geld, das Ego, die Macht oder wie die Götzen alle heißen.

Jesus kann der Versuchung widerstehen, weil er die göttliche Dimension ins Spiel bringt. Diesen „heißen Draht nach oben“ kann der Teufel nicht kappen. Mit Gott jagt Jesus den Teufel zum Teufel

Das Leben neu justieren. Mit Gott. Mich verbinden mit dem, der größer ist als ich und stärker. Stärker als meine Sorgen und Ängste. Größer auch als meine Sehnsüchte. Gott lässt sich finden zum Beispiel in der Musik, in der Natur und in der Liebe. In allem, was mich hinausführt aus meinem kleinen Ego.

Sieben Wochen bewusst verbunden mit dem, der das Leben ist.

Das hat mir übrigens auch bei meiner Raucherei geholfen, damals. X-Mal hatte ich versucht, damit aufzuhören. Als ich schon nicht mehr daran glaubte, gelang es in einer Auszeit an der Ostsee. Ich drückte die Zigarette aus, von der ich nicht dachte, dass es die letzte sein würde. Hab dann versucht, die Bedürfnisse hinter der Sucht anders zu füllen. Äpfel haben geholfen. Die Geduld der Leute mit mir.

Vor allem der „ Draht nach oben“. Die Verbundenheit, die ich im Gebet empfangen habe.

Auch wenn ich heute noch in manchen Momenten die Zigarette vermisse.

Ich wünsche uns allen sieben gute Wochen.

12.10.2023
Lissy Eichert