Euch schickt der Himmel!

Euch schickt der Himmel!
mit Pfarrer Wolfgang Beck aus Hildesheim
20.04.2024 - 23:35
12.10.2023
Dr. Wolfgang Beck

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, ich musste ich mich schon in vielen Situationen richtig überwinden. Mein Ekel war riesig und ich war mir nicht sicher, ob ich das packe:  Ich – gerade 21 Jahre alt – hab mein Studium unterbrochen und in einer Klinik meinen Zivildienst nachgeholt. Es war wahrscheinlich die wichtigste Zeit meines Lebens. Ich muss oft daran zurückdenken.

Wenn an diesem Wochenende Jugendliche und junge Erwachsene an anderen Stellen Verantwortung übernehmen und in Sportvereinen, in Kirchengemeinden und Jugendverbänden ein Programm für Kinder oder jüngere Jugendliche gestalten, das beeindruckt mich sehr. 

An diesem Wochenende sind wieder Jugendliche bei der 72-Stunden-Aktion im ganzen Land unterwegs. 200.000 sollen es sein, die da bei schlechtem Wetter in 2.700 Projekten mitmachen. Geplant und verantwortet vom Bund der deutschen katholischen Jugend, dem BDKJ, engagieren sie sich in Projekten, bei denen sie über drei Tage ganz konkret anpacken. Da wird ein Raum im Kindergarten renoviert. Oder es wird ein Garten hinter dem Altenheim bepflanzt. Oder eine Gruppe organisiert mit den Bewohner:innen einer Pflegeeinrichtung einen Ausflug und setzt das Projekt ganz konkret um. Die Liste der Projekte ist unendlich lang. Da sind junge Menschen, die bereit sind, sich die Hände schmutzig zu machen.

Klar, es gibt große und kleine Projekte und es geht nicht darum, „nur eben kurz die Welt zu retten“, wie der Sänger Tim Bendzko das mal gesungen hat. Die Welt zu retten, das können Christ:innen locker Gott überlassen. Aber ein bisschen von diesem Glauben zu erzählen, ohne Worte, durch Anpacken, das kann beeindruckend sein – sowohl für die, die mitmachen, wie auch für alle, die staunend etwas davon mitbekommen. Die Jugendlichen, die sich auf solche Projekte oder auch auf längerfristige Aufgaben in der Jugendarbeit einlassen, haben verstanden, dass zum christlichen Glauben das Anpacken in der Gesellschaft hier und jetzt dazu gehört. Mit jedem noch so kleinen Projekt setzen sie ein Zeichen und sagen: Wir finden uns nicht damit ab, dass die Welt ist, wie sie ist. Sie kann immer anders, immer ein kleines Stück besser sein. Und genau dafür setzen wir uns ein. Nicht, weil wir dazu verpflichtet wären. Nicht, weil wir mit unserer Zeit nicht auch anderes anzufangen wüssten. Und auch nicht, weil irgendwer im Politikbetrieb meint, dass junge Menschen sich doch gefälligst mehr einbringen sollten. Nein, einfach nur, weil viele merken, dass es zu wenig ist, das Leben als einen Selbstverwirklichungstrip zu begreifen.

Der israelische Dichter Elazar Benyoëtz hat einmal einen großartigen Satz formuliert, der eine ganze Haltung ausdrückt:

„Man kommt nicht sauber ins Reine!“

„Man kommt nicht sauber ins Reine!“ Das heißt auch: Du musst Dir die Hände dreckig machen, im wahrsten Sinne des Wortes. Du musst ins Risiko gehen – auch auf die Gefahr hin, dass du dich blamierst oder belächelt wirst. Egal, es ist der entscheidende Weg zum Besseren, zum Größeren.

All diese kleinen und größeren Einsätze von jungen Menschen bei der 72-Stunden-Aktion oder bei vielen anderen Anlässen prägen diejenigen, die sich beteiligen. Sie führen einem selbst vor Augen, dass es die eigene Seele verkümmern lässt, wenn ich nur strategisch an den eigenen Vorteil denke. Da merken Menschen, dass auch das eigene Leben verkümmern würde, wenn es nur aus Selbstoptimierung besteht und entlang der Frage gestaltet wird, „was ich davon habe“.

Deshalb: Danke, all denen, die mit anpacken! Und einen guten Sonntag!

 

 

12.10.2023
Dr. Wolfgang Beck