Wort zum Tage
Gemeinfrei via unsplash / Jessica Podraza
Menschensohn
von Angelika Scholte-Reh
08.09.2022 06:20
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Als ich jung war, fand ich die Star-Wars-Filme richtig gut. Trotz all der Gewalt und Gefahren siegt am Ende das Gute über das Böse. Ich liebte die gewaltigen und schönen Bilder und die Heldinnen und Helden, die sich mit besonderen Fähigkeiten für das Gute einsetzen. Ihnen habe ich mich verbunden gefühlt und ihre Sehnsucht nach Gerechtigkeit geteilt. Natürlich war ich, wenn ich dann aus dem Kino kam, gespannt wie es im nächsten Film weitergeht, und vor allem beflügelt und nachdenklich. Ja, sich für die Zukunft einzusetzen lohnt sich trotz aller Rückschläge. Jeder und jede kann etwas dazu beitragen, das Böse zu einzudämmen und dem Guten Raum zu geben. Da wirkt die sprichwörtliche "Macht" der Ritter.

Zu biblischer Zeit hat man andere Geschichten erzählt, um wirkmächtige Bilder im Kopf erzeugen, um Menschen mitzunehmen auf innere Reisen, um Sehnsucht nach einer besseren Welt und Hoffnung in ihre Herzen zu pflanzen. Ein Traum mit starken Bildern vom Kampf zwischen Gut und Böse wird im Danielbuch erzählt. Daniel steht im himmlischen Thronsaal. Auf dem Thron sitzt Gott, gekleidet in Weiß, mit weißem Haar, umgeben von Flammen. Er sitzt zu Gericht über die Herrscher der Welt. Sie erscheinen als gigantische Tiere, gewaltig und gewalttätig, verstrickt in einen aufregenden Kampf, in das tödliche Spiel der Machtübernahmen und Machtverluste. Am Ende sitzt Gott über sie alle zu Gericht. Sie müssen sich für alles verantworten, was sie im Leben getan haben. Gott vergisst nichts, das Böse nicht und auch nicht das Gute. Am Ende wird das Buch des Lebens aufgetan, in dem das alles niedergeschrieben ist. Als die Mächtigen entmachtet sind, bekommt der "Menschensohn" die Macht über die ganze Welt und alle Völker. Und seine Herrschaft bringt Frieden und Gerechtigkeit.

In krisenhaften Zeiten der Geschichte, immer wenn politische Systeme mit ihren Allmachtsansprüchen und ihren Heilsversprechen die einen verführt und die anderen in den Widerstand geführt haben, sind die Endzeitvisionen der Bibel für die Menschen wichtig geworden. Die Bilder bewahren die Hoffnung, dass am Ende nicht Chaos und Gewalt siegen, sondern das Leben und die Gerechtigkeit. Vom Ende der Geschichte her gelesen, haben die, die das Hier und Jetzt bestimmen, nicht das letzte Wort. Das relativiert ihre Macht und hilft denen, die sich ihr nicht unterwerfen wollen, die Zukunft offen zu halten. Gott es ist, der die Zukunft offenhält und das letzte Wort spricht. Dieser Glaube lässt Menschen im besten Sinn widerständig sein und engagiert sein für Frieden und Gerechtigkeit. Manche werden sogar zu Heldinnen und Helden.

 

Es gilt das gesprochene Wort.