"Der Mensch denkt, Gott lenkt." Das kann fatalistisch klingen. Oder nach dem Vertrauen in einer Krise: Irgendwo ist ein Weg, den ich gehen kann.
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Wir treffen uns auf dem Weg. Ein kurzer Gruß, ein freundliches Lächeln. Ich sehe genauer hin. Johann sieht traurig aus. "Kennst du das Gefühl", fragt er mich, "wenn das Leben einem wie eine Sackgasse vorkommt? Ich weiß gerade nicht weiter." "Komm", sage ich, "wir setzen uns einen Moment." Auf dem Spielplatz ist niemand. Wir suchen uns eine Bank.
Was Johann erzählt, klingt wirklich nach Sackgasse. Er ist durch die Prüfung gefallen, nun endgültig. Sechs Jahre Studium, danach zwei Jahre Ausbildungsphase und jetzt kommt das Aus. Er weint. Lehrer war doch sein Traumberuf! Wenn Johann ein mathematisches Problem an die Tafel wirft, ist er in seiner Welt. Er hat Lust an der Logik der Naturwissenschaften. Für ihn ist das klar und einfach.
Leider ist das nicht für alle seine Schülerinnen und Schüler so. 30 pubertierende Jugendliche in einer Klasse mitzunehmen, die gerade mit ganz anderen Dingen als Algebra beschäftigt sind, ist nicht Johanns Stärke.
"Warum wolltest du eigentlich Lehrer werden?", frage ich ihn. Johanns Antwort kommt prompt: "Weil ich die Mathematik so liebe!" Ich erinnere mich, dass wir vor einigen Jahren schon mal darüber gesprochen haben. "Hattest du nicht am Ende des Studiums das Angebot, an der Universität zu bleiben?" Ja, so war das. Aber damals wollte Johann lieber wieder in seine Heimatregion zurückkommen und sich um seine kranke Mutter kümmern. Inzwischen ist seine Schwester in das Elternhaus gezogen und für die Mutter da.
Ich sage: "In der Bibel steht: ‚Das Herz des Menschen denkt sich seinen Weg, doch Gott lenkt seinen Schritt.‘ Neulich hast du erzählt, wie schwer es dir in der Schule mit den Jugendlichen fällt. Vielleicht hat Gott ja einen ganz anderen Plan für dich." "Meinst du?" Johann schaut zweifelnd. Ich denke, Gott hätte sich aber auch einen sanfteren Weg ausdenken können, um Johann das zu zeigen. Johann sagt: "Ja, ich wollte eigentlich gerne meine Doktorarbeit schreiben und hatte auch schon ein Projekt dafür." Sein Blick hellt sich auf. Wir reden noch eine Weile. "Wollen wir noch beten?", frage ich zum Schluss. Ja, das will er. Wir beten da auf dem Spielplatz. Dann gehen wir unserer Wege.
"Der Mensch denkt, Gott lenkt." Johann ist an die Universität zurückgekehrt und hat tatsächlich eine Doktorandenstelle bekommen. In der Sackgasse hat sich eine Tür geöffnet, und Johann kann seine Liebe zur Mathematik leben. Wie es jetzt weitergeht? Weiß Gott! Und der hat ganz sicher einen Plan.
Es gilt das gesprochene Wort.
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