Wort zum Tage
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Ertragt euch gegenseitig in Liebe
von Pfarrerin Angelika Scholte-Reh
27.06.2024 06:20
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Wenn sein Zeitplan es ihm erlaubt, kommt Marc zur Bibelstunde. Er ist Büroleiter in einem größeren Betrieb. Manchmal erzählt er von dem, was ihm da gerade zu schaffen macht. Es menschelt eben überall. Niemand ist perfekt und wir alle sind darauf angewiesen, dass wir einander mit Verständnis für unsere Ecken und Kanten begegnen.

Bei einer dieser Bibelstunden lesen wir im Epheserbrief. Da geht es ebenfalls darum,

dass Menschen einander missverstehen, dass sie streiten und um wichtige Machtpositionen ringen. Im Epheserbrief steht: „Führt euer Leben so, dass es dem entspricht, wozu Gott euch berufen hat: voller Demut, Freundlichkeit und Geduld. Ertragt euch gegenseitig in Liebe. Bemüht euch darum, die Einheit zu bewahren, die sein Geist euch geschenkt hat. Der Frieden ist das Band, das euch alle zusammenhält.“ (Epheser 4,1-3)

Ratschläge für ein gutes Miteinander. Wir sammeln Assoziationen und Gedanken. Wozu hat Gott uns heute berufen? Was verstehen wir unter Demut?

Marc hat die ganze Zeit in seiner Couchecke gesessen und zugehört. Dann sagt er: „Wisst ihr, ich bleibe immer wieder an diesem einen Satz hängen: „Ertragt euch gegenseitig in Liebe.“ Diesen Satz nehme ich heute mit!“ Er erzählt uns von dem Tag, der hinter ihm liegt, von den Eigenheiten der Kollegin, die ganz ungeduldig wird, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie das gewohnt ist, von den Machtspielen des Kollegen, der jeden noch so kleinen Fehler anderer ausnutzt, um zu zeigen, dass er das besser kann. Ein anderer hat so viel Angst, eine Regel zu übertreten, dass er sich gar nicht traut, Neues auszuprobieren.

„Ertragt euch gegenseitig in Liebe.“ Marc sagt: „Ich bin für einen Moment durch unser Büro gegangen und habe jeden und jede mit den Augen der Liebe angesehen. Sie sind alle besonders. Manche Eigenheit macht es mir schwer. Einige veranstalten Machtspiele, die nerven. Und dann gibt es die, die sich selbst und damit auch anderen im Weg stehen. Ich kann sie nicht ändern, meine Kolleginnen und Kollegen.“

Einen Moment wird er still. „Ich wünsche mir“, sagt er, „dass ich das lernen kann: Meine Mitmenschen manchmal auch in Liebe zu ertragen. Und ich hoffe, dass sie das auch mit mir können: mich an meinen schrägen Tagen und mit meinen Fehlern ertragen. Vielleicht ist das ein Stück Demut: Gott dankbar zu sein, dass wir alle unterschiedlich sind, das an guten Tagen zu genießen und es an den anderen Tagen gemeinsam zu ertragen und einander anzunehmen.“ Wir anderen hören Marc gespannt zu. „Ertragt euch gegenseitig in Liebe. Vielleicht,“ sagt er zum Abschluss, „können wir genau so miteinander ein Friedensband knüpfen.“

Es gilt das gesprochene Wort.

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