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Simon ist schon am Morgen aufgeregt. Heute wird gefeiert. Das jüdische Lichterfest Chanukka. Die ganze Familie kommt zusammen am letzten der acht Festtage. Und Simon, neun Jahre, ist mittendrin. Seine Schwester auch, die Großeltern, eine Tante und vielleicht noch Freunde. Dann erzählen sie sich, singen, lachen und essen. Vor allem Süßigkeiten. Darauf wartet Simon schon. Viel weiß er nicht vom Fest Chanukka. Aber ein Wort hat er dauernd im Kopf. Es geht um ein Wunder. Damals. Da brannte ein Leuchter im Tempel - und das Öl ging aus. Der Leuchter brannte aber weiter, acht Tage lang, ohne Öl. Ein Wunder, hat sein Papa gesagt. Und Simon hat sofort gefragt: Was ist ein Wunder?
Ein Wunder ist, hat Papa gesagt, wenn etwas passiert, was eigentlich nicht passieren kann. Das hat Simon nicht verstanden. Dann sagt Papa: Stell dir vor, Du lernst nicht für die Schule und schreibst doch eine eins. Oder denk an Tante Hanna. Die ist so heiter, dabei hat sie viele Schmerzen. Oder unsere Nachbarn hier im Haus. Wie freundlich die sind. Es gibt Menschen, die sind gehässig. Und es gibt Menschen, die sind wie ein Wunder. Sie sind einfach liebenswürdig; zu Juden, Christen, Arabern. Einfach zu allen. Sie haben ein weites Herz. Ein Wunder ist, was Gott macht, sagt Papa. Was meinst Du?
Simon meint nichts dazu. Er muss nachdenken. Aber auch nicht zu viel. Erst mal ist er gespannt auf heute Abend. Sie haben so einen Leuchter mit acht Kerzen. Die werden alle angemacht. Eine darf er anzünden. Und dann das viele Essen auf dem Tisch. Simon wird ungeduldig, wenn er nur daran denkt. Am meisten freut er sich auf seine Oma. Die sieht er nicht oft, sie kommt von weit her. Und bringt ihm immer etwas mit. Dann drückt sie ihn und weint auch schon mal. Weil der Opa nicht mehr gesund ist. Das alles weiß Simon nicht so genau, hat er nur gehört. Nach der Schule heute geht’s los. Erst soll er helfen, den Tisch zu decken. Dann will er die feinen Sachen anziehen und sich im Spiegel anschauen. Hoffentlich, denkt Simon, sieht alles gut aus. Ich wäre so gern ein Wunder.
Es gilt das gesprochene Wort.