Good evening Malmö
mit Pfarrerin Stefanie Schardien aus Fürth
11.05.2024 20:55

Good evening, Malmö und ein Hallo in alle Wohnzimmer! Ich war ja schon als Kind ein Riesenfan vom Grand Prix. Tolle Show, lange Aufbleiben, Käse-Igel. Und heute? Da bin ich doppelt Fan, weil ich da noch viel mehr weiß: Dass das nicht nur ein schöner, sondern ein superwichtiger Abend ist. Weil Musik nämlich, was ganz Besonderes kann.

Einen schönen guten Abend. Wir sind für dieses Wort zum Sonntag ins "You Loft" nach München gegangen, zu einer ESC-Party. Ja, das "Wort zum Sonntag" feiert den Eurovision Song Contest schon auf diesem schmalen Grat zwischen "So etwas Schönes brauchen wir für unser Leben" und "Mach die Augen nicht zu vor den gigantischen Krisen dieser Welt". Party hin, Party her. Es gibt eben viele - und es sind viel zu viele - denen nicht zum Feiern zumute ist.

Aber ich stehe hier und ich sage euch auch, warum: Weil ich nämlich glaube, dass wir gerade in all diesen Krisen die Musik so sehr brauchen. Als es mal einem König in der Bibel schlecht ging - so eine Art Depression - da haben sie nach David gesucht. Ja, der war derjenige mit der Steinschleuder gegen Goliath. Aber darum wird er gar nicht gerufen, sondern vielmehr, weil er so eine Art Singer und Songwriter war. Der hat getextet und komponiert, die Psalmen, und die hat er dann gesungen und sich selbst auf der Harfe begleitet. Für Gott hat er das gemacht und für die Menschen um sich herum und für jede Lebenslage. Darum haben sie ihn gerufen. Er hat angesungen, er hat angespielt mit seiner Musik, mit dem guten Geist dahinter, gegen die bösen Geister, die dem König auf der Seele lagen. Musik hat eben Kraft, hat himmlische Kraft für jeden, für jede einzelne Seele, aber eben auch für die Seele Europas. Das war ja überhaupt die Idee hinter dem ESC 1956. Das war nicht lange nach dem Krieg. Die alten, bösen Geister schwebten immer noch über den Menschen. 55 Millionen Tote, Zerstörung, Elend. Die Musik sollte die Geister verjagen. Ihr guter Geist sollte das verwundete, zerrissene Europa heilen helfen. Heilen, aber eben auch eine politische Idee: Bis heute wird der ESC darum ja auch immer wieder Schauplatz von politischen Diskussionen und Protesten einzelner Länder. Zeigt eigentlich nur, wieviel Kraft man diesem Musikabend zutraut.

Damals, da ist noch eine andere Sache entstanden mit viel Kraft. Zwei Jahre eher sogar noch, aber mit ähnlichem Drive. Der gute Geist sollte wehen. Es sollte Trost und Hoffnung geschenkt werden. Das war das hier: Tataaaa… unser "Wort zum Sonntag" wird in dieser Woche 70 Jahre alt. Seit 1954 sind wir jede Woche auf Sendung. Evangelisch, katholisch, über 3600 Mal bis heute. Und bis heute bleibt das Wort zum Sonntag aktuell. Durch alle Höhen und Tiefen unseres Lebens hat es uns begleitet, wie der ESC. Irgendwie altert es nicht. Im Gegenteil. Ich glaube sogar vielleicht sind diese guten Worte wichtiger denn je. Wie die Musik beim ESC. Hätten seine Erfinder damals in den 50er-Jahren gedacht, dass ihre Idee noch mal so aktuell würde. Hättet ihr das gedacht, dass wir noch mal ansingen müssen gegen all diese bösen Geister, die wieder hervorkriechen, die uns auf der Seele liegen, die unser schönes, friedliches, buntes Leben kaputtmachen wollen.

Darum: Wer Musik macht, der hat keine Hand frei zum Töten. Und wer für andere Menschen Lieder sinkt, der brüllt keine hasserfüllten Parolen. Der ESC mit seiner Musik, der lässt was von diesem großen Traum unseres Glaubens aufblitzen. So schön soll es sein in dieser Welt: Zusammenleben, anderen Freude bereiten, den Nächsten Gutes tun. Statt sie anzugreifen, weil sie anders denken, glauben, lieben. Oder weil sie Wahlplakate aufhängen.

Ja, noch ist das ein Traum. Man hat uns Christen ja schon immer mal Spinner genannt. Aber wer weiß…? Miteinander und füreinander Musik zu machen, das ist harte, wichtige, wunderbare Arbeit an diesem Traum. Also feiert heute Abend ordentlich, feuert Isaak an oder eure Lieblinge, tanzt mit, singt mit und feiert, was die Musik für himmlische Kraft hat. Ich wünsche euch allen in Malmö oder wo auch immer ihr zuschaut, eine gesegnete ESC-Nacht.

Sendeort und Mitwirkende

Bayrischer Rundfunk (BR)

Redaktion: Sabine Rauh-Rosenbauer