Das Wort zum Sonntag: "Halt an, wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir!"

Das Wort zum Sonntag: "Halt an, wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir!"
Pastoralreferentin Verena M. Kitz
22.12.2012 - 23:10

Ein bisschen Weihnachten habe ich letzten Sonntag schon erlebt – auch wenn ich erst mal das Gefühl hatte: So doof kann man doch gar nicht sein! Ich war zur Kirche gefahren, mit dem Fahrrad. Nach dem Gottesdienst hab ich noch mit ein paar Leuten geredet. Das hat meiner Tochter wohl ein bisschen zu lang gedauert, und sie ist schon mal nachhause vorgefahren – und hat dabei meinen Fahrradschlüssel mitgenommen. Das stellte ich dann fest, als ich mich nach Hause aufmachen wollte. Also: Heimlaufen! Und mein ganzer schöner Plan, was ich alles an diesem Morgen noch machen wollte, kam durcheinander.

 

Und es kam noch besser! Ich kam nach Hause, hab mir den Schlüssel geschnappt und bin wieder los zur Kirche, Fahrrad holen. Aber dort habe ich dann gemerkt: Oh, der Fahrradschlüssel ist ja gar nicht am Schlüsselbund, den habe ich wohl so in die Tasche gesteckt. Und die ist Zuhause! Grrr! Als ich da stand, und mir so richtig doof vorkam, kam ein Bekannter vorbei. Ich habe ihm von meiner Glanzleistung erzählt. Da hat er lächelnd gesagt: Nimm es doch als Einladung zum Spazierengehen! Ich bin in dieser Hetzerei vor Weihnachten dankbar für jede Pause! Und wenn es die rote Ampel ist, die mich zum Stoppen bringt. Seit ich das als Pause sehe, ärgere ich mich nicht mehr. Ich sitze dann im Auto und habe Pause! Vielleicht ist das mit dem Schlüssel ja so ähnlich?

 

Im ersten Moment hab ich gedacht: Toll – das hilft mir jetzt ja wirklich! Eine gescheite Zange wäre mir lieber! Die hatte er natürlich nicht dabei, und so musste ich wieder nach Hause laufen. Aber als ich so unterwegs war, habe ich gedacht: Irgendwie hat er recht. Zuhause hätte ich sofort Stress gemacht: Die letzten Plätzchensorten backen, endlich das Regal im Wohnzimmer aufräumen und mit der Weihnachtspost anfangen! Stattdessen hatte ich eine halbe Stunde an der frischen Luft, Zeit für mich, für meine Gedanken, keiner wollte was von mir – direkt himmlisch! Das hätte ich mir doch von selber nie gegönnt!

 

Und dann fiel mir noch dieser Spruch ein – ein paar Tage vorher hatte ich ihn aus meinem Adventskalender abgeschrieben, weil ich ihn so gut fand. Der ging so: "Halt an, wo läufst Du hin? Der Himmel ist in dir." 400 Jahre alt, der Spruch, von Angelus Silesius, aber wie für mich gemacht in der Situation. Halt an, wo läufst du hin? Was soll diese ganze Hetzerei vor Weihnachten? Der Himmel ist in dir, du musst ihn nicht machen. Sagt der Spruch! Komm zu dir! Es ist gut, dass du da bist, und Gott nimmt dich so wie du bist! Egal, ob du jetzt deinen Plan erfüllst oder nicht!

Eigentlich weiß ich das ja, und trotzdem gerät mir das in dieser Rennerei vor Weihnachten immer wieder aus dem Blick! Da war die Aktion mit dem Schlüssel wie so ein Stoppschild. Halt an, stopp mal: Der Himmel ist in dir! Ein bisschen was von diesem himmlischen Gefühl habe ich gespürt am letzten Sonntag – im Laufen draußen an der frischen Luft, im Lachen über mich selber, im Spaß, den meine Familie an meiner Geschichte hatte. In himmlischer Freiheit haben wir dann beschlossen: Ok, die Vanillekipferl streichen wir, und das Regal bleibt unaufgeräumt. Aber ein paar Weihnachtsgeschenke, die basteln wir noch. Weil’s Spaß macht und denen, die sie bekommen, zeigen soll: Es ist gut, dass du da bist, der Himmel ist auch in dir!

 

Klar – da gibt es morgen und übermorgen noch genug zu tun. Aber die Karte mit dem Spruch, die hab ich mir an den Spiegel gehängt. Und da bleibt sie auch: Halt an, wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir! Eine Ahnung davon wünsche ich Ihnen – und ein frohes und gesegnetes, ein himmlisches Weihnachtsfest!

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