Freut Euch!

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Freut Euch!
Das Wort zum Sonntag mit Pfarrer Gereon Alter
10.12.2016 - 23:35

Guten Abend, meine Damen und Herren.

 

„Seht, die dritte Kerze brennt!“ Morgen ist der dritte Advent. „Gaudete“ wird er auch genannt. „Freut euch!“ heißt das wörtlich übersetzt. Der dritte Sonntag im Advent ist so eine Art Thementag oder Gedenktag, der daran erinnert, dass nicht der zunehmende Stress, sondern die wachsende Freude eine gute Vorbereitung auf Weihnachten ist.

 

Wann haben Sie sich zum letzten Mal gefreut? Ich meine: so richtig gefreut. Denn es gibt ja ganz unterschiedliche Arten der Freude: das Lachen über einen guten Witz, die Situationskomik, die Schadenfreude, das schenkelklopfende Lachen… Ich meine so eine richtig tiefe Freude. Eine Freude, die so richtig gut tut und die auch über den Augenblick hinaus wirkt.

 

Ich hatte in den letzten Tagen das Glück, mich einmal wieder so freuen zu können – über ein erstes Weihnachtsgeschenk. Eine Frau aus meiner Kirchengemeinde hat es mir gebracht. Nicht erst kurz vor den Feiertagen, sondern jetzt schon in der Mitte des Advents, um sich keinen Stress zu machen. Ein großer, bunter Beutel, gefüllt mit allerlei Kleinigkeiten, die noch mal schön verpackt waren.

 

Ich musste mir also erst einmal Zeit nehmen und alles in Ruhe auspacken. – Eine erste gute Voraussetzung für echte, tief empfundene Freude. Sie braucht etwas Ruhe und sie braucht etwas Zeit, um entstehen und wachsen zu können.

 

Dann die Entdeckung: da sind ja allerlei Dinge drin, die etwas mit mir zu tun haben. Die Weingummis, von denen ich irgendwann mal gesagt habe, dass ich sie besonders gerne mag. Ein Buch über die Kraft der Worte. Eine gute Flasche Wein. Alles Dinge, die irgendwie zu mir passen und dich ich mag. Da hat die Frau ziemlich aufmerksam hingeschaut.

 

Das Schönste aber in dem Beutel war ein handgeschriebener Brief. Ein Dankesbrief. Da hat die Dame all das aufgeschrieben, womit ich ihr im vergangenen Jahr offenbar eine Freude gemacht habe – ohne dass ich es geahnt hätte: Danke für Ihre Sommerpredigten, Danke für die gemeinsame Radtour, Danke für das Zutrauen in meine Fähigkeiten, Danke für das Dankeschön-Essen…“

 

Echte, tief empfundene Freude hat immer auch etwas mit Beziehung zu tun. Sie kommt nicht auf einer Einbahnstraße daher. Sie entsteht aus einem lebendigen Hin und Her zwischen Menschen, die einander Aufmerksamkeit schenken.

 

Ich habe den Brief zur Seite gelegt und gedacht: Ja, genau darum geht es an Weihnachten. Nicht um das riesig große Geschenk. Nicht um den Stress, den ich mir mache, damit es auch pünktlich auf dem Gabentisch liegt. Sondern um die tiefe Freude, die entsteht, wenn Menschen einander Aufmerksamkeit schenken. Für mich fühlt sich das jedenfalls sehr weihnachtlich an – um nicht zu sagen: wie ein Geschenk des Himmels.

 

Ich wünsche Ihnen einen frohen und entspannten dritten Advent!