"Heißer Draht" zu Gott

"Heißer Draht" zu Gott
28.02.2015 - 23:35
21.01.2015
Pastoralreferentin Lizzy Eichert

"Quatschen mit Gott“ – geht das, oder ist das Quatsch? Vielleicht ist ja gerade große Funkstille, der Gesprächsfaden gerissen?

 

Eine meiner Lieblingsheiligen – Teresa von Avila - hatte den heißen Draht. Sie lebte im 16. Jahrhundert in Spanien. Sie war Ordensfrau, eine Karmelitin. Demnächst feiert sie ihren 500. Geburtstag. Einmal war sie mit dem Ochsenkarren unterwegs – nicht bequem mit der Bahn oder dem Auto oder Flugzeug – nein: mit einem schweren Ochsengespann wie damals üblich. Es hatte stark geregnet und so wundert es nicht, dass sie unterwegs mitten im Schlamm stecken bleibt. Weil sie einfach alles mit Gott bespricht, wendet sie sich auch diesmal an ihn: "Also, wenn Du so mit Deinen Freunden umgehst, dann wundert es mich nicht, dass Du nur so wenige hast…!"

 

Das ist kess! Teresa von Avila – sie soll eine unglaublich schöne, auch kränkliche Frau gewesen sein; es mangelte nicht an Verehrern. Da sie aber nicht heiraten wollte, zog es sie ins Kloster – wo sie es sich zunächst gemütlich machte. Erst mit ungefähr 40 Jahren erlebt sie eine Wende, eine tiefere Umkehr. Ihr Herz wurde getroffen. Sie fühlte existenziell mit, wie sehr Jesus leidet am Elend der Welt. Eine neue persönliche Beziehung entwickelt sich. "Verweilen bei einem Freund, der uns liebt", so umschreibt Teresa das Gebet. Gott ist keine ferne, hohe Macht, sondern der Mensch Jesus.

 

Mit ihm reden wie mit einem guten Freund, das ist für sie das "große Gespräch“. Es hat ihr Leben komplett verändert – und den Alltag mit Abenteuer gefüllt … Abenteuer mit Gott. Dabei kriegt Gott von Teresa schon mal Contra – aber sie auch von Gott – wie in jeder echten Partnerschaft!

 

Sie, die einfach so mit Gott quatschen kann, kann eben auch Klartext. Von ihr stammt das berühmte Zitat: "Wenn Fasten, dann fasten, wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn.“

 

Warum fasziniert mich diese Frau?

Mir gefällt an Teresa: es ist für sie NORMAL mit Gott zu reden. Persönlich übe ich das auch. In der Begegnung mit Flüchtlingen in meinem Berliner Gemeindealltag stelle ich oft staunend fest, wie wenig Gott für sie eine Frage ist. "Ohne Gott hätte ich das nicht geschafft …" bekennen nicht wenige der Flüchtlinge, die es geschafft haben, zu uns kommen.

 

Dieses "Auf-Du-und-Du“ mit Gott setzt Tatkraft frei!

Im frauenfeindlichen Spanien des 16. Jahrhunderts hat Teresa allein 17 eigene Reformklöster für Frauen gegründet. Und – man höre und staune – 2 Männerklöster gehen auf ihre Initiative zurück. In Berlin gibt es dazu ganz passend heute 1 Frauenkloster und 1 Männerkloster der Karmeliten.

 

Mir gefällt, wie Teresa von Avila mit den furchtbar vielen Widerständen klar kam, wenn es um Reformen und Neugründungen geht. Wenn sie dabei grünes Licht von Gott hatte, ließ sie sich von Widerständen nicht einschüchtern: Intrigen, Prüfungen durch Inquisition, gesellschaftliches Mobbing, dazu körperliche Schmerzen. An ihrem Lebensende droht ihr ganzes Werk zusammen zu brechen. Der Nuntius – der diplomatische Vertreter des Papstes – bekämpfte sie massiv. Erst als sie sich an den König um Hilfe wendet, gelingt ihr der Durchbruch.

 

Verwurzelt in der Gottesliebe – befreundet mit Jesus – voller Tatkraft: Hier hat Teresa von Avila uns heute etwas zu sagen: in Freud und Leid ganz natürlich, ganz einfach mit Gott quatschen: "Herr, das kannst Du nicht zulassen! Da müssen wir doch etwas tun!“

 

Um dann zu erfahren:

»"Mit Gott … da geht noch was!“«

Ihnen allen eine ruhige Nacht und einen gesegneten Sonntag.

21.01.2015
Pastoralreferentin Lizzy Eichert