Fasten für Banken

Fasten für Banken
Pfarrer Alfred Buß über den größten Bankraub aller Zeiten
21.02.2015 - 23:30
23.04.2015
Alfred Buß

Es war vor 13 Tagen, am Sonntagabend. Reportage nach den Tagesthemen. Es ging nicht um den Krieg in der Ukraine, nicht um Gräueltaten der islamistischen Fanatiker, nicht um Griechenland. Was ich sah, fühlte sich an wie ein James-Bond-Film. War aber offensichtlich Realität. Es ging um schmutziges Geld.

 

Am Anfang der größte Bankraub aller Zeiten – im Jahr 2007 – bei der Schweizer Tochter der britischen Großbank HSBC in Genf. Geraubt wurden Datensätze – das Gold unserer Zeit. Von einem Computerfachmann. Der klaute die Daten von über 100.000 Kunden. Seitdem haben die Finanzbehörden mehrerer Länder eine Milliarde Euro eingetrieben – an hinterzogenen Steuern und auferlegten Strafen. Das Muster kommt einem schon bekannt vor – schlimm genug.

 

Aber, was Journalisten dann herausfanden, zog mir die Schuhe aus: Demnach bunkerte die Schweizer Filiale schmutziges Geld von Waffenschiebern, Blutdiamanten-Schmugglern oder Terror-Unterstützern aus aller Welt. Und half aktiv, es weiß zu waschen. Selbst die Clans von Syriens Assad oder Ägyptens Mubarak schafften offenbar mit Hilfe der Bank am Genfer See still und leise Riesenbeträge beiseite.

 

Gott sei Dank durchforsteten die mehr als 140 Journalisten aus der ganzen Welt die geheimen Dokumente der Schweizer Bankfiliale – monatelang. Und enttarnten so deren Machenschaften. Ein großer Erfolg der Pressefreiheit. Und doch nur ein Schnappschuss von einer einzigen Bank. Mehr nicht. Was andere Banken machen, bleibt im Dunkeln.

 

Wie reagierte die Bank am Genfer See? Mit Abspecken. Sie unterhalte viel weniger Konten als 2007, sagt sie und habe sich von dubiosen Kunden getrennt. Reicht das?

 

Am Aschermittwoch begann die Fastenzeit. Viele Menschen trinken sieben Wochen lang keinen Alkohol, essen nichts Süßes oder kein Fleisch, schauen nicht fern, benutzen keinen Computer usf. Das kann alles ganz nützlich sein, auch der Gesundheit dienen und dem Abspecken. Und doch bekommt das Fasten erst seinen Sinn, wenn es umsichtig macht für andere. Wenn nicht sonst alles so weitergeht wie bisher.

 

"Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach..." – stellt Jesaja in einem alten Text der Bibel fest. Und fährt fort: "So aber geht ein Fasten, an dem Gott Gefallen hat: Löse ungerechte Fesseln... Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus."

 

Fasten macht hellhörig für Gott. Und sucht nach größerer Gerechtigkeit.

 

Kann auch eine Bank fasten? Klar. Sie kann verbindlich und überprüfbar festlegen, dass sie jegliche Geschäfte ausschließt bei Rüstungsgütern, Drogen, Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen, Regenwaldrodungen und vielem mehr. Die evangelische Kirche empfiehlt, Geld nur an Banken zu geben, die solchen ethischen Maßstäben folgen. Nachhaltigkeitsfilter – zum Aussieben dunkler Geschäfte – sind dafür längst entwickelt. Eine Bank muss sie nur anwenden. Und das nicht nur zur Fastenzeit.

23.04.2015
Alfred Buß