Bin ich Kirk?

Bin ich Kirk?
07.03.2015 - 23:35
03.03.2015
Stephan Claaß

Sie nennen dieses Gerät hier vielleicht Klapphandy. Ich nenne es Comunicator. Als ich 13 war, gehörte der Samstagabend James T. Kirk, Mr. Spock und Lt. Uhura. Mit so einem Comunicator hat Captain Kirk die Enterprise gerufen, als unsere Telefone noch aussahen wie Backsteine. Als unsere Handys später endlich aussahen wie Kirks Comunicator, haben Spock und Dr. McCoy schon längst mit Tablet-Computern gearbeitet. Vor ein paar Jahren war das Science Fiction. Heute haben wir sie in Händen.

 

Neben all dem, was da technisch faszinierend war, hat mich damals beeindruckt, dass die Besatzung der Enterprise stets aus edlen Motiven gehandelt hat. Sie waren nicht bestechlich oder feindselig gegen fremde Kulturen. Das fand ich gut an Star Trek. So heißt die Serie im Original. Sie erzählt von einer Zukunft, die anzieht und lockt. Sie erzählt, was noch nicht ist, aber vielleicht werden könnte.

 

 

Viele der Ideen, wie unsere technische Zukunft aussehen könnte, stammen von der Enterprise. Das haben uns die Bilder von der Mobilfunkmesse in Barcelona diese Woche gezeigt.

 

Wie kommt das? Nun, ganz viele Entwickler in der Computerindustrie sind mit Kirk und Spock groß geworden. Sie sind aufgewachsen mit Bildern einer Welt, in der Menschen miteinander reden können, obwohl sie verschiedene Sprachen sprechen. Sie haben eine Welt gesehen, in der Geld keine Rolle mehr spielt und in der es auf der Erde keinen Krieg mehr gibt. Es gibt die Vereinigte Föderation der Planeten und die bösen Klingonen sind weit weg. Bilder einer Zukunft, in der es sich zu leben lohnt. Bilder, die realistisch genug sind, dass wir uns in sie hineinversetzen können.

 

Technisch finde ich Star Trek immer noch verlockend. Aber ich habe auch gemerkt, was mich an dieser Zukunft nicht überzeugt. Die Menschen haben im 23. Jahrhundert angeblich ihre negativen Seiten überwunden, die blitzen allenfalls kurz auf. Das finde ich zu unrealistisch, um darauf zu hoffen. Ich glaube, dass wir die klingonischen Abgründe auch in uns selbst finden werden, solange es Menschen gibt. Ich schaue auf unsere Geschichte, ich schaue in die Tagesthemen und bin überzeugt, dass wir nicht allein mit menschlichen Bordmitteln Armut und Krieg hinter uns lassen können. Auch in 200 Jahren werden wir es nicht schaffen, auf Dauer und endgültig unsere dunklen Seiten zu beherrschen.

 

In der Kirche werden Menschen gefragt, bevor sie eine verantwortliche Aufgabe übernehmen wollen. Das kann bei einer Taufe sein, bei einer Hochzeit oder für ein Amt.

Die Antwort heißt dann: „Ja, mit Gottes Hilfe.“ Ja, ich übernehme Verantwortung. Und Gott sei Dank bin ich mit ihr nicht allein. Ja, mit Gottes Hilfe. Ich glaube, sie ist genauso wichtig wie die Sauerstoffversorgung auf einem Raumschiff - überlebenswichtig.

 

So wünsche ich Ihnen für den Sonntag nach Art der Vulkanier: leben Sie lang und in Frieden. Live long and prosper - mit Gottes Hilfe.

 

03.03.2015
Stephan Claaß