Weltpolitik in Kinderhand

Weltpolitik in Kinderhand
Pfarrer Gereon Alter
07.01.2017 - 23:50

Guten Abend!

Eigentlich müssten jetzt Kinder hier stehen. Denn das, wovon ich Ihnen nun erzähle, ist eine Angelegenheit der Kinder. Es ist die mit Abstand größte, von Kindern getragene Hilfsaktion in Deutschland. – Ich spreche von der Sternsinger-Aktion.

 

Haben Sie in diesem Jahr schon Sternsingerinnen und Sternsinger gesehen? In den Straßen Ihrer Stadt oder Ihres Dorfes? Oder gar vor Ihrer eigenen Haustür? Die meisten von ihnen sind an diesem Wochenende unterwegs. Fast 400.000 Mädchen und Jungen sind es bundesweit. Als Königinnen und Könige verkleidet ziehen sie von Tür zu Tür.

 

Dabei bitten sie um eine Spende für Kinder, denen es nicht so gut geht wie ihnen – allein, weil sie in Kriegs- oder Armutsgebieten leben. Im letzten Jahr konnten mit diesen Spenden über 1.500 Hilfsprojekte finanziert werden. Da sind Kindergärten und Schulen entstanden, Gesundheits- und Impfzentren, Anlaufstellen für Straßenkinder …

 

Die Sternsinger machen ernst mit dem, was politisch seit langem gefordert wird: sie helfen, die Lebensbedingungen in anderen Ländern zu verbessern, damit Menschen ihre Heimat erst gar nicht verlassen müssen und uns als „Flüchtlingslawine“ überrollen. Das ist Politik in Kinderhand.

 

Die Sternsingerinnen und Sternsinger tun aber auch noch etwas anderes. Sie überbringen denen, die sie besuchen, einen Segenswunsch. Mit einem Lied, einem Spruch und da, wo es gewünscht wird, auch mit einem Erinnerungszeichen. Da schreiben sie dann mit einem Stück Kreide die neue Jahreszahl 2017 und drei Buchstaben über die Haustür: C, M und B. Der Volksmund sagt: „Caspar, Melchior und Balthasar“. Eigentlich sind es die Anfangsbuchstaben eines kleinen lateinischen Satzes: „Christus mansionem benedicat“ – „Christus segne dieses Haus.“

 

Segen soll auf dem Haus und seinen Bewohnern ruhen. In diesem kleinen Wort „Segen“ steckt alles drin, was Menschen sich wünschen: Gesundheit, Liebe, Gerechtigkeit, Friede … und es drückt gleichzeitig aus, dass das Meiste davon ein Geschenk ist. Liebe zum Beispiel: Ich kann sie nur schenken oder mir schenken lassen. Auch Friede lässt sich nicht einfach machen. Aber auch er hat eine Chance, wenn Menschen einander etwas schenken – und sei es zunächst mal nur ihre Aufmerksamkeit.

 

Die Sternsinger sind uns darin ein großartiges Vorbild. Obwohl sie eigentlich Ferien haben, ziehen sie bei Wind und Wetter durch die Straßen und schenken den Menschen ihre Zeit, ihren Einsatz und ihre kindliche Fröhlichkeit.

 

Liebe Sternsingerinnen und Sternsinger, ein Wort an Euch (wenn Ihr denn zu so später Stunde noch wach seid, sonst erreicht es Euch vielleicht morgen übers Internet): Ein ganz dickes Dankeschön für Euren Einsatz in diesen Tagen! Ein ganz dickes Dankeschön für das, was Ihr für die Menschen in unserem Land und für die Menschen in anderen Ländern tut. Ihr macht unsere Welt ein gutes Stück besser!

 

Und Ihnen, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, wünsche ich das, was auch die Sternsinger den Menschen wünschen. Wo immer Sie zuhause sind: Gottes Segen für das neue Jahr!