Sendung zum Nachlesen
An der Durchfahrtstraße in unserem Dorf standen große Eschen, die bei jedem Sturm bedenklich knarzten und uns allen immer wieder Angst machten. Wenn so eine beim nächsten Sturm in Bewegung kommt … sind die Häuser auf der anderen Straßenseite gefährdet. Die Bäume wurden gefällt. Der Bürgersteig und die Bushaltestelle lagen voller Holz: Stamm, Äste, Zweige. Arbeitseinsatz für alle, die Zeit hatten.
Timothy ist eher ein stiller Zeitgenosse. Wenn die Konfirmandinnen und Konfirmanden im Gottesdienst etwas sagen sollen, hält er sich gerne im Hintergrund. Reden ist wirklich nicht so seine Sache. Aber etwas tun! Als wir für jenen Nachmittag um Hilfe bitten, ist er als Erster da, fasst an, dirigiert die anderen Jugendlichen, fährt selbstverständlich mit das Holz abladen, und bleibt bis zum Schluss, als alle sich um den Tisch versammeln und bei Kaffee und Waffeln die getane Arbeit genießen. Mit seinen Händen arbeiten, sich einbringen, anderen helfen. Das kann Timothy besser als kluge Worte sagen oder lange Texte vorlesen.
„Dient einander – jeder mit der Gabe, die er erhalten hat. So erweist ihr euch als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes.“ (1. Petrus 4,10) Das lese ich in der Bibel.
Wir Menschen sind fabelhaft verschieden und jeder und jede wunderbar begabt! Das habe ich an diesem Nachmittag mit freudigem Staunen erfahren. In Timothys Gruppe gibt es auch die, die meinen besser zu sein, weil sie intellektueller sind und sich gut ausdrücken können. Sie haben ganz schnell die Lust an unserer gemeinsamen Arbeit verloren, erst rumgetrödelt, sich dann zurückgezogen und um die Freude gebracht, am Ende miteinander die Erfolge zu feiern. Nicht jeder und jede kann alles und doch haben alle Menschen je eigene Fähigkeiten.
Doch wenn in unserem gesellschaftlichen Miteinander der eine Beitrag scheinbar mehr zählt als das Wichtige, das der oder die andere einbringt, wenn Schulnoten die Kinder und Jugendlichen in „gut“ und „mangelhaft“ einteilen und wir verlernen einander wert zu schätzen, geht viel von dem Reichtum verloren, mit dem wir gesegnet sind.
Gott hat uns reich beschenkt, mit all den Menschen, die mit uns unterwegs sind, mit denen, die anpacken, die geschickte Hände haben, mit denen, die einfühlsam für andere da sein können, und mit denen, die gut mit Worten und Wissen umgehen können.
Mir ist an diesem Nachmittag Timothy näher gekommen, mit seiner Lust daran, Dinge aktiv zu gestalten, und seinem Stolz, sich in die Gemeinschaft einzubringen; und auch mit seiner Fähigkeit, andere in praktischen Dingen anzuleiten.
Und ich sage: Danke, Gott, dass es junge Leute wie ihn gibt!
Es gilt das gesprochene Wort.